Nachhaltiger Transfer der Public-Management-Forschung  

Forschungsergebnisse in die Praxis und Lehre bringen – und zwar nachhaltig: Dieses Ziel hatten die ersten Pilot-Transferveranstaltungen des ifpm Institut für Public Management mit berufsbegleitend Studierenden der bayerischen Landeshauptstadt München im vergangenen Dezember und Januar (Impressionen unten). Konkret ging es dabei um den Transfer von Ergebnissen aus den beiden ifpm-Forschungsprojekten „Führung im digitalisierten öffentlichen Dienst (FührDiV)“ und „Experimentierräume in der agilen Verwaltung (AgilKom)“.

Corinna Höffner (links) und Anna Farina Vollbracht (rechts) bei der virtuellen Transferveranstaltung (Foto: FOM/Tim Stender)

Die beiden wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Corinna Höffner B.A. („AgilKom“) und Anna Farina Vollbracht M.Sc. („FührDiV“) berichteten aus den vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) geförderten Projekten und nutzten die Gelegenheit, um aktuelle Erkenntnisse der jeweiligen Projekte zu reflektieren und offene Fragestellungen mit den Studierenden zu diskutieren.

In Anlehnung an das Projekt „AgilKom“ wurde gemeinsam mit den Studierenden die Anwendung der Stacey-Matrix geprobt. Zielsetzung war es, Erfahrungen bei der Identifikation agiler Handlungsfelder zu vermitteln, dabei aber auch zu zeigen, dass agile Arbeitsweisen nicht immer notwendig, sondern in Abhängigkeit von der jeweiligen Situation zu bewerten sind. Dazu sollten die Studierenden zunächst nach Bauchgefühl einschätzen, wie einfach oder schwierig die Beispielaufgabe („Entwicklung eines neuen Raumkonzepts“) umzusetzen ist.

Anschließend erfolgte die Einschätzung noch einmal – jedoch mit Hilfe der in den Workshops eingesetzten Stacey-Matrix (2011), die zur Einschätzung des Komplexitätsgrads von Entscheidungen über Aufgaben und Projekte bestimmter Handlungsfelder dient. Hierbei konnten die Studierenden die Beispielaufgabe nach dem Bekanntheitsgrad der „Ziele und Anforderungen der Aufgabe“ sowie „Art und Weise zur Erledigung der Aufgabe“ einordnen. Im Ergebnis (s. Abbildung 1, links) haben die Studierenden das Beispiel in beiden Fällen als relativ schwierig und komplex eingeordnet.

Abbildung 1: Eigene Darstellung der Stacey-Matrix in Anlehnung an Stacey (2011) und Stock-Homburg & Groß (2019: 894); rechts: „Stacey-Matrix zur Bestimmung des Agilitätsbedarfsniveaus in Projekten (in Anlehnung an Stacey 2011)“ (Stock-Homburg & Groß 2019: 894)

Mit Bezug auf die Erweiterung der Stacey-Matrix durch Stock-Homburg und Groß (2019, S. 894) kann daran anschließend die Frage beantwortet werden, ob agile Methoden und Prinzipien für die Umsetzung zielführend sind (s. Abbildung 1, rechts). Wenn man die Erweiterung von Stock-Homburg und Groß anwendet, kann man feststellen, dass sich für die erfolgreiche Umsetzung der Beispielaufgabe eher agile Prinzipien und Methoden eignen. Diese skizzierte Form der Strukturierung von konkreten Aufgabenstellungen bietet den Studierenden konkrete Anknüpfungspunkte für die berufliche Praxis.

Abbildung 2: Die Studierenden waren aufgerufen, Stellung zur folgenden Aussage beziehen: „Ich halte Selbstbewertungschecks für ein nützliches Instrument…“ (Umfrage und Download der Grafik bei www.mentimeter.com)

In Bezug auf das Projekt „FührDiV“ wurden den Studierenden die neu entwickelten INQA-Checks (wir berichteten) für Beschäftigte in der öffentlichen Verwaltung im Kontext von Führung, Gesundheit sowie Wissen und Kompetenz vorgestellt (weitere Informationen hier: Projektposter) und diskutiert. Auf die Frage, ob sie Selbstbewertungschecks für ein nützliches Instrument zur Reflexion sowie zur Kommunikation ansehen (vgl. Abbildung 2), erfolgte eine tendenziell positive Einschätzung. Somit gilt es, die neu entwickelten INQA-Checks für die öffentliche Verwaltung gerade auch im akademischen Entwicklungsprozess einzubinden und damit frühzeitig ein Instrument zur Selbstreflexion und somit zur Veränderung innerhalb des eigenen Wirkungsbereiches zur Verfügung zu stellen.

Bei der Transferveranstaltung vor Ort in München wurden die INQA-Checks vorgestellt und über Einsatzmöglichkeiten diskutiert (Foto: Anna Farina Vollbracht)

Im nächsten Schritt werden die Lernerfahrungen aus den Transferveranstaltungen mit denen aus Veranstaltungen mit weiteren Verwaltungsvertreterinnen und -vertretern zusammengeführt, verglichen und zur weiteren Intensivierung des Transfers der Forschungsergebnisse in Praxis und Lehre verwendet.

Quellen:

Stacey R. D. (2011): Strategic Management and Organizational Dynamics: The challenge of Complexity to Ways of Thinking about Organisations. 6. Auflage. London: Pearson Education.

Stock-Homburg R. & Groß M. (2019): Personalmanagement. Theorien –  Konzepte –  Instrumente. 4. Auflage. Wiesbaden: Springer.


Die Projekte „AgilKom“ und „FührDiV“ werden im Rahmen der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) gefördert. Fachlich begleitet werden die Projekte von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA).

 

 

 

 


Corinna Höffner B.A. | wissenschaftliche Mitarbeiterin Projekt „AgilKom“

Anna Farina Vollbracht M.Sc. | wissenschaftliche Mitarbeiterin Projekt „FührDiV“

04.03.2020