Bewältigung von Widerstand bei digitaler Transformation
Rund 650 Teilnehmende besuchten die diesjährige Frühjahrstagung der Gesellschaft für Technische Kommunikation – tekom Deutschland e. V. Ende März in Wien. Prof. Dr.-Ing. Michael Schaffner vom iaim Institute of Automation & Industrial Management der FOM Hochschule stellte dort die ersten Erkenntnisse aus seinem aktuellen Forschungsprojekt vor.
In den Jahren 2016 bis 2018 hat der FOM Wissenschaftler am KCT KompetenzCentrum für Technologie- & Innovationsmanagement zum disruptiven Wandel der industriellen Dienstleistung in der technischen Redaktion geforscht. Die Ergebnisse seiner Studie „Technische Kommunikation 4.0 – eine neue Arbeitswelt“ können im Kapitel „Industrie 4.0: Technische Redakteure werden zu Semantikmodellierern“ des in der FOM-Edition bei Springer Gabler erschienenen Sammelbandes „Arbeitswelten der Zukunft“ nachgelesen werden.
Seit 2018 widmet sich Schaffner als konsequentes Folgeprojekt dem Thema der Akzeptanz der digitalen Transformation in der technischen Dokumentation (<< Interview zum Thema). „Digitale Transformation muss erlebt werden. In vielen Betrieben wird sie lediglich ertragen“, begründet er sein diesbezügliches Engagement.
Zur „Erlebbarmachung“ digitaler Transformation entwickelte er in einem Modellansatz ein Suchfeldraster zur Identifizierung von Maßnahmen, um die Adoption innovativer Neuerungen zu unterstützen. Dabei bedient er sich aktueller empirischer Erkenntnisse aus der Widerstands- und Akzeptanzforschung, verknüpft diese und wendet sie auf die Ergebnisse der zurückliegenden Forschungsergebnisse zur digitalen Transformation in der technischen Kommunikation (TK) an.
Widerstand oder Unterstützung für digitale Transformation ergibt sich daraus, wie Mitarbeitende eine Veränderung beurteilen, so Schaffner. Kognitiv urteilen die Akteurinnen und Akteure auf einer „inneren Skala“, ob eine Veränderung unerlässlich für den Unternehmenserfolg ist oder ruinös. Emotional wird eine Veränderung danach beurteilt, ob sie Begeisterung auslöst oder Angst. Intentional wird die Machbarkeit bzw. Unerreichbarkeit einer Veränderung bewertet. Aus der Akzeptanzforschung ist zudem bekannt, dass die Änderungsfähigkeit (Kennen und Können der Strategie) sowie die Änderungsbereitschaft (Wollen und Sollen der Strategie) dieErfolgsfaktoren für Change-Prozesse sind.
Ziel bei der Verknüpfung mit den digitalen Transformationsansätzen ist letztlich, unternehmensindividuelle Maßnahmen zur Minderung von Widerstand und Förderung von Akzeptanz zu ermitteln. Im oben genannten KCT-Forschungsprojekt, unter der Leitung von Professor Schaffner, wurde festgestellt, dass sich der Arbeitskontext der technischen Redakteure nachhaltig verändern wird. Denn nicht mehr das Schreiben der redaktionellen Texte wird künftig im Vordergrund stehen, sondern die ontologische Beschreibung der Informationsversorgung. Technische Redakteure werden möglicherweise zu Semantikmodellierern in drei Kernfeldern: Fabrik 4.0 (z. B. ontologische Beschreibung der Geschäftsprozesse), Wertkette 4.0 (z. B. Bewirtschaftung von digitalen Produktlebenslaufakten) und Information 4.0 (z. B. strukturierte Daten und deren ontologische Beziehungen).
Mögliche Handlungsoptionen in der digitalen Transformation dürfen nicht abstrakt und theoretisch bleiben. Mitarbeitenden muss daher ermöglicht werden, sich in Sachgebiete einzuarbeiten und eigene Erfahrungen zu sammeln. Dabei ist der Selbstwirksamkeit besondere Aufmerksamkeit zu widmen, um das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu steigern sowie schwierige Situationen und Herausforderungen meistern zu können.
Unternehmenssituationen sind so spezifisch, dass die Maßnahmen zur Aktivierung der Mitarbeitenden individuell entwickelt werden müssen, so der Wissenschaftler. In der Tabelle sieht man den Versuch der exemplarischen Skizze eines Suchfeldrasters für die digitale Transformation in der technischen Kommunikation (TK).
Veröffentlicht wurden diese ersten Forschungsergebnisse in den Proceedings zur tekom Frühjahrstagung unter dem Titel „Digitale Transformation – Widerstände in produktive Dynamik überführen“ und dem Branchenjournal „technische kommunikation“.
Schaffner lehrt u. a. Innovationsmanagement, organisationale Transformation, Wissensmanagement und Unternehmensorganisation am FOM Hochschulzentrum Berlin.
Support Forschung | 15.05.2019
Suche nach Beiträgen
Beitrag teilen
Forschungsstark und international beachtet: FOM Studierende setzen Impulse zur Positiven Psychologie am Arbeitsplatz
Positive Psychologie wird zunehmend relevant – auch in Unternehmen. Das jetzt erschienene Themenheft der Zeitschrift „Wirtschaftspsychologie“ greift diesen Trend auf: Neun wissenschaftliche Beiträge untersuchen ...
WeiterlesenVerbesserte Versorgung bei Lungenkrebs: DigiNet-Projekt nominiert für Gesundheitspreis
Das Forschungsprojekt (DigiNet) hat das Ziel, die Tumortherapie für Lungenkrebspatientinnen und -patienten zu optimieren. Die in » diesem Artikel veröffentliche Studie zeigt, dass Patientinnen und Patienten von der Versorgungsstruktur des nationalen Netzwerks profitieren und länger leben.
WeiterlesenNeue Regeln, klare Haltung: So sichert die FOM wissenschaftliche Qualität
Die Forschungsfreiheit ist in Deutschland grundrechtlich geschützt. Diese Freiheit bedeutet aber nicht, dass Forschungsprozesse ohne Regeln ablaufen. Wissenschaft lebt von Transparenz, Verantwortung und Qualität. Um die Qualität wissenschaftlicher Arbeit zu sichern, legt die wissenschaftliche...
Weiterlesen