Verbraucherschutz im Wandel: Wann der Schutz von Verbraucherinnen und Verbrauchern zu weit geht – und was sich ändern sollte
Verbraucherschutz ist ein wichtiges Ziel der europäischen Gesetzgebung. Doch was passiert, wenn dieser Schutz zu pauschal ausfällt und damit die Vertragsfreiheit zu weit einschränkt? In seiner Habilitationsschrift plädiert Prof. Dr. habil. Matthias Amort für eine differenzierte Sichtweise auf Verbraucherinnen und Verbraucher – mit weitreichenden Folgen für Recht und Wirtschaft.
Verbraucherrecht: Zwischen Schutz und Freiheit
Die europäische Gesetzgebung schützt Verbraucherinnen und Verbraucher oft pauschal, unabhängig davon, ob sie tatsächlich schutzbedürftig sind. Dieses Vorgehen soll die „schwächere“ Partei im Vertragsverhältnis stärken. Doch genau hier setzt die Kritik von Professor Amort an: Eine pauschale Gleichbehandlung könne in bestimmten Fällen die Vertragsfreiheit verletzen – und damit verfassungswidrig sein.
Individuelle Typisierung statt Pauschalschutz
In seiner Habilitationsschrift „Zur Ordnung des Verbraucherrechts: Mit europäischem Verbraucherschutz zu verfassungskonformer Typisierung“, die kürzlich im Nomos Verlag veröffentlicht wurde, schlägt Amort einen neuen Weg vor: die konkret-individuelle Typisierung. Dabei soll im Einzelfall geprüft werden, ob eine Person tatsächlich schutzbedürftig ist – statt dies automatisch anzunehmen.
Beispiel Online-Handel: Rücksendungen überdenken
Gerade im E-Commerce zeigt sich, wie relevant dieser Vorschlag ist. Heute müssen Unternehmerinnen Rücksendungen nach einem Widerruf oft akzeptieren – auch bei sehr erfahrenen Käuferinnen. Eine individuellere Betrachtung könnte für mehr Gerechtigkeit sorgen und die Wirtschaft entlasten.
Ein neuer Blick auf Verbraucherinnen- und Verbraucherschutz
Amorts Ansatz bringt frischen Wind in die Diskussion um das Verbraucherrecht. Weg von pauschalen Regeln, hin zu einer differenzierten Prüfung: Das könnte langfristig sowohl Verbrauchenden als auch Unternehmen zugutekommen – und die Rechtslage gerechter machen. „Freilich müssten sich die Gerichte auf entsprechende Anpassungen ihrer Prozesse einstellen“, resümiert Professor Amort, der an der FOM Hochschule im Digitalen Live-Studium Wirtschaftsrecht lehrt und am KCW KompetenzCentrum für Wirtschaftsrecht forscht.
Kostenfreier Download für FOM Angehörige
Für Studierende und Mitarbeitende der FOM Hochschule ist der Download des Buches über diesen Link kostenfrei.
Yasmin Lindner-Dehghan Manchadi M.A. | Referentin Forschungskommunikation der FOM Hochschule | 20.05.2025
Suche nach Beiträgen
Beitrag teilen
Pflegeausbildung stärken: Projekt „PfAu“ erfolgreich abgeschlossen – mit klaren Empfehlungen
Wie können Ausbildungsabbrüche in der Pflege verhindert und Kompetenzen gezielt gefördert werden? – Aufbauend auf den Ergebnissen aus dem Projekt „Erfolgreich für die Pflege qualifizieren“ hat das Folgeprojekt ...
WeiterlesenZehn Jahre Digital Health im Fokus – Ein Interview zur Erfolgsgeschichte der Tagung „eHealth & Society“
Zehn Jahre „eHealth & Society“ (eHS) – ein Jubiläum, das nicht nur für fachliche Exzellenz steht, sondern auch für beständiges Engagement, Teamgeist und Innovationskraft. Hinter der erfolgreichen Transfertagung steht ein engagiertes Tagungskomitee, das mit Weitblick und Leidenschaft Jahr für Jahr den Austausch zwischen Gesundheitswissenschaften und -praxis ermöglicht.
WeiterlesenInternationalisierung der Forschung an der FOM: Kooperation mit der TU Sofia und der FDIBA
Die FOM Hochschule verfolgt eine konsequente Internationalisierungsstrategie in der Forschung, um wissenschaftlichen Austausch, transnationale Netzwerke und anwendungsorientierte Erkenntnisse zu stärken. Ein zentrales Element dieser Strategie ist die Zusammenarbeit mit internationalen...
Weiterlesen