Pflegeausbildung stärken: Projekt „PfAu“ erfolgreich abgeschlossen – mit klaren Empfehlungen
Wie können Ausbildungsabbrüche in der Pflege verhindert und Kompetenzen gezielt gefördert werden? – Aufbauend auf den Ergebnissen aus dem Projekt „Erfolgreich für die Pflege qualifizieren“ hat das Folgeprojekt „PfAu – Pflege-Auszubildende unterstützen“ angehende Pflegefachassistenzen in ihrer Ausbildung begleitet. Das Ziel war, konkrete Erkenntnisse und praxisnahe Impulse für eine erfolgreiche wie nachhaltige Ausbildungsbegleitung zu gewinnen.

Hohe Ausbildungsabbrüche in der Pflege
Das Projekt PfAu verknüpfte schulische und betriebliche Ausbildungsrealitäten und setzte eigens entwickelte konkrete Unterstützungsangebote ein. Von Beginn an stand die Reduzierung der hohen Ausbildungsabbrüche in der Pflege im Fokus. Laut dem Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW) lag die Abbruchquote 2023 in Nordrhein-Westfalen (NRW) bei alarmierenden 41 Prozent. – In den an beiden Projekten beteiligten vier Pflegefachschulen im Raum Köln/Bonn lag die Abbruchquote im selben Jahr mit rund 16 % deutlich unter dem Landesdurchschnitt.*
Kompetenzen sichtbar machen
Neben der Abbruchprävention wurde die individuelle Kompetenzentwicklung der Auszubildenden gezielt gefördert. Ein zentrales Instrument: das im Projekt eigens entwickelte „Kompetenzrad“, das an vier Zeitpunkten im Ausbildungsprozess eingesetzt wurde. Es ermöglichte den Auszubildenden eine strukturierte Selbsteinschätzung ihrer Kompetenzentwicklungen in den Bereichen des Ausbildungs-Curriculums, sozialer Kompetenzen und Future Skills. Dabei zeigte sich: Die Selbstwahrnehmung der fachlichen Kompetenzen nahm gegen Ende der Ausbildung ab – ein Indikator für gestiegenes Reflexionsvermögen über die eigenen Fähigkeiten. Die Einordnung erfolgte unter anderem entlang des Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR).
Struktur trifft auf neue Generation
Ein zentrales Projektergebnis betrifft den Umgang mit der neuen Generation von Auszubildenden. Diese wird von Lehrkräften und Praxisanleitenden als wissbegierig und sozial engagiert beschrieben – jedoch mit erhöhtem Stressempfinden und geringerer Belastbarkeit. Das stellt Betriebe wie Schulen vor neue Herausforderungen. „Die Pflegeausbildung braucht eine moderne Personalentwicklung, die auf die Bedürfnisse junger Menschen eingeht“, fordert Katrin Keller, Professorin für Gesundheitspädagogik und Personalentwicklung an der FOM Hochschule. Kathrin Bieler, Professorin für Soziale Arbeit, betont: „Und es muss an den Schnittstellen angesetzt werden – genau dort, wo die Pflegefachschule und der Ausbildungsbetrieb, also die Pflegeeinrichtung, aufeinandertreffen.“ Die beiden FOM Professorinnen sowie die wissenschaftliche Mitarbeiterin Yvonne Behrens M.A., die gemeinsam am ifgs Institut für Gesundheit & Soziales der FOM forschen, waren mit der wissenschaftlichen Evaluation und Beratung des Projekts beauftragt.
Sozialpädagogische Begleitung wirkt
Die Angebote des Projektpartners IN VIA – Kath. Verband für Mädchen- & Frauensozialarbeit Köln e. V. entfalteten dabei nachweislich Wirkung: Schulsozialarbeit in Form von Einzelberatung, Lernbegleitung, kollegiale Beratung und Job-Coaching unterstützten Auszubildende nicht nur bei organisatorischen Hürden, sondern stärkten gezielt Resilienz, Selbstmanagement und Zeitkompetenz. Besonders gefragt war die Lernbegleitung mit den Elementen „Lernen lernen“ sowie Zeit- und Selbstmanagement. Schulen wie Betriebe betonten den Mehrwert dieser externen Begleitung. „Leider sieht es in NRW aktuell nicht danach aus, dass Schulsozialarbeit an Pflegeschulen finanziert werden soll. Andere Bundesländer wie etwa Berlin und Brandenburg haben diese Form der sozialpädagogischen Begleitung bereits gesetzlich verankert“, konstatiert Professorin Bieler.
Ein Spielfeld der Anforderungen
Ein besonders anschauliches Bild bot der Abschlussvortrag der wissenschaftlichen Begleitung: Die Pflegeausbildung gleiche einem Spielfeld, auf dem Auszubildende zwischen schulischen und betrieblichen Anforderungen navigieren – vergleichbar mit einem Rhönrad, in dem sie stehen, und das sich in verschiedene Richtungen drehe. In den „Toren“ stehen Schule und Betrieb, Lernbegleitende unterstützen auf dem Weg. Dieses Bild sollte die Wichtigkeit der Verknüpfung von Theorie und Praxis verdeutlichen – und die Notwendigkeit koordinierter Lernbegleitung auf beiden Ebenen.
Wichtige Stakeholder kamen zusammen
Zu einem abschließenden Statusgespräch kamen wichtige Stakeholder zusammen, die die Bedeutung des Projekts eindrucksvoll unterstrichen: Vertreterinnen und Vertreter des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAGS NRW), der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit sowie der G.I.B. – Gestaltung, Innovation und Beratung in der Arbeits- und Sozialpolitik GmbH. Ihre Teilnahme verdeutlichte die hohe Relevanz des Themas.
Schulsozialarbeit und Lernbegleitung zentral für Pflegeausbildung
Das PfAu-Projekt hat gezeigt, wie Auszubildende gestärkt und Kompetenzen gefördert werden können. Die Ergebnisse legen nahe, dass Schulsozialarbeit und Lernbegleitung keine optionalen Extras, sondern zentrale Bausteine einer zukunftsfähigen Pflegeausbildung sind. Die Beteiligten wünschen sich eine Fortsetzung – strukturell verankert, bundesweit gedacht.
*) Da die generalistische Ausbildung zur Pflegefachassistenz erst 2022 eingeführt wurde – und damit an die Stelle der vorher verschiedenen Ausbildungen zur Gesundheits- und Krankenpflegeassistenz sowie zur Altenpflegehilfe getreten ist – gibt es keine konkret vergleichbaren Zahlen mit vorherigen Kohorten. Die Ergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass die im Projekt eingesetzten Maßnahmen zur Stabilisierung der Ausbildung beitragen können. Die Aussagen der projektbeteiligten Fachschulen und Ausbildungsbetriebe stützen diese These. Als Hauptgründe für die vergleichsweise wenigen Abbrüche an den projektbeteiligten Ausbildungsstätten wurden – seitens der Auszubildenden – mangelnde Leistungsfähigkeit für die Anforderungen sowie – seitens der Betriebe – Probezeitkündigungen genannt.
Das Projekt PfAu wurde finanziell unterstützt durch das Land Nordrhein-Westfalen und die Europäische Union. Durchgeführt wurde es vom 01.05.2023 bis 30.04.2025. Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.

Das Projekt Erfolgreich für die Pflege qualifizieren:
Yasmin Lindner-Dehghan Manchadi M.A. | Referentin Forschungskommunikation der FOM Hochschule | 10.07.2025
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