Vom Master-Studenten zur Google-Führungskraft: „Innovationen erreicht man durch Transferfähigkeit”  

Er interessiert sich für neue Technologien und kann mit Anfang 40 bereits auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken: Dr. Stefan Ebener, Absolvent der FOM Hochschule, leitet beim Weltkonzern Google ein 60-köpfiges Team von Expertinnen und Experten in 17 Ländern. Gemeinsam entwickeln sie Lösungen in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Machine Learning, Security und Data Management. Im Interview spricht der 43-Jährige darüber, warum das Master-Studium „IT Management“ ein wichtiger Baustein für seinen Berufsweg war und weshalb Transferkompetenz in der heutigen Arbeitswelt so wichtig ist.

Nach Deinem Bachelor-Studium an einer staatlichen Universität hast du dich für ein Master-Studium an der FOM entschieden. Wie kam es dazu?

Dr. Stefan Ebener: Ich hatte damals einen Job und wollte mein Gehalt auf keinen Fall wieder missen. Deshalb kam für mich nur ein berufsbegleitendes Master-Studium infrage. Heute weiß ich, dass es eine lohnende Investition war.

Inwiefern?

Dr. Ebener: Das FOM Studium hatte eine hohe Praxisrelevanz. Dadurch, dass die Lehrenden selbst alle Praktikerinnen und Praktiker sind, können sie auch berufspraktische Guidance geben. Darüber hinaus konnte ich Fragestellungen für viele Seminararbeiten frei wählen und so die wissenschaftlichen Aufgaben mit meinen eigenen beruflichen Themen und Herausforderungen verbinden.

Das klingt nach guten Synergien und motivierten Lehrenden.

Dr. Ebener: Ja, so war es auch! Die Professorinnen und Professoren waren hochmotiviert. Man merkt, dass ihnen die Lehre Spaß macht, dass sie gern mit jungen Menschen arbeiten und ihnen dabei helfen, sich auch als Mensch weiterzuentwickeln. Für mich ist der Unique Selling Point ganz klar die individuelle Betreuung an der FOM. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich dort mit meinen Stärken und meinen Themen vorankomme.

Wie hat sich Dein Master-Studium auf Deinen Beruf ausgewirkt?

Dr. Ebener: Durch einen großen Zuwachs an Skills und Reflexion – und zwar schon während des Studiums. Dadurch konnte ich meinen Job deutlich besser ausführen. An der FOM studiert man ja mit anderen Berufstätigen zusammen, lernt deren Sichtweisen kennen und profitiert von ihren Erfahrungen. Ich habe beispielsweise immer für Hersteller gearbeitet. Meine Kommilitoninnen und Kommilitonen arbeiteten zum Teil auf der Kundenseite oder in fachfremden Bereichen, z. B. bei einem Energiekonzern, einer Versicherung oder in einer Anwaltskanzlei. Wir haben voneinander gelernt, welche Herausforderungen die einzelnen Berufsgruppen und Unternehmen haben und was das bedeutet – auch für die Zusammenarbeit. Dieses berufsbegleitende Lernen war wirklich gut und hatte einen enormen Skill-Zuwachs zur Folge. Auch das Netzwerk, das sich im Verlauf des Studiums gebildet hat, ist äußerst wertvoll.

Das Master-Studium hat Dich aber nicht nur mit Fähigkeiten für die berufliche Karriere, sondern auch für eine Promotion ausgestattet …

Dr. Ebener: Das stimmt! Wobei ich eine Promotion ursprünglich gar nicht auf dem Schirm hatte. Das war ein exponentieller Schritt, mit dem ich überhaupt nicht gerechnet hatte. Mein betreuender Professor, Rüdiger Buchkremer, sprach mich nach der Master-Thesis an und fragte: Wollen wir noch gemeinsam weitermachen? Was halten Sie von einer Dissertation? So kam eins zum anderen und dafür bin ich ihm bis heute dankbar. Während der Promotion habe ich in diversen Forschungsprojekten der FOM am Institut für IT-Management & Digitalisierung und am Institut für Empirie & Statistik mitgeforscht und publiziert.

Bei Google bist Du als Head of Customer Engineering Specialists EMEA North im internationalen Business tätig. Welche Skills aus dem Master-Studium helfen Dir heute noch?

Dr. Ebener: Die Skills, die ich im Master-Studium gelernt habe, sind universell einsetzbar, weil es keine Tech-Skills sind. Ich habe an der FOM ja IT Management studiert. Und Tech-Skills sind ja immer so ein Thema… die haben in unserer Welt eine Halbwertszeit von 18 Monaten, wenn es gut läuft. Weil wir uns in diesem Bereich in exponentiellen Entwicklungsschritten bewegen. Im Master-Studium habe ich mir Management- und Enterprise-Architecture-Skills angeeignet, also relevante Transferfähigkeiten, die Du immer wieder brauchst.

Du gibst Dein Wissen auch als Dozent und Keynote-Speaker weiter. Was würdest Du sagen, ist das Wichtigste, das andere bei Dir lernen?

Dr. Ebener: Viele glauben, dass es gerade im Tech-Umfeld immer darum geht, die beste Technologie einzusetzen. Aber Innovationen erreicht man nicht allein durch Technologien, sondern in erster Linie durch Transferfähigkeiten. Es geht darum, das Mindset aufzubrechen und nach links und rechts zu schauen. Die großen Innovationen werden meist aus fachfremden Bereichen importiert. Als Ford anfing, Autos zu bauen, brachten die Arbeiter die Autoteile für ein Auto an einem Ort zusammen. Eines Tages sah ein Ford-Mitarbeiter in einer Schlachterei eine Hängebahn mit verschiedenen Verarbeitungsstationen. Das übertrug er auf seinen Arbeitsbereich und brachte so die Fließbandarbeit als Innovation bei Ford ein. Zehn Jahre später baute Ford so viele Autos wie kein anderes Unternehmen zu dem Zeitpunkt. Es hatte eine fachfremde Innovation eingeführt, die zu enormem Erfolg führte. Dieses Mindset finde ich unheimlich wichtig und das versuche ich zu vermitteln.

Vielen Dank für diese wertvollen Einblicke und viel Erfolg für Deinen weiteren Berufsweg!

Das Interview führte Yasmin Lindner-Dehghan Manchadi M.A., Referentin Forschungskommunikation der FOM Hochschule. Beim 6. Digitalen Master-Forschungsforum standen die beiden bereits gemeinsam vor der Kamera, er als Keynote-Speaker, sie als Moderatorin.

26.09.2024