Zukunftsfähigkeit der Gesundheitsbranche mit innovativen Ansätzen & interdisziplinärer Zusammenarbeit – BMBF-gefördertes Forschungsprojekt GALA abgeschlossen
Innovatives Lernen und Arbeiten in der Gesundheitsbranche
Am 19. September 2024 fand die Abschlusskonferenz des Forschungsprojekts „Gesundheitsregion Aachen: Innovativ Lernen und Arbeiten (GALA)“ statt. Unter Leitung des FIR an der RWTH Aachen diskutierten rund 50 Teilnehmende aus Wissenschaft und Praxis, wie der Strukturwandel in der Gesundheitsbranche durch neue Lern- und Arbeitsansätze aktiv gestaltet werden kann. Die Konferenz präsentierte die Forschungsergebnisse der vier GALA-Leitthemen: Mensch-Maschine-Interaktion, Gesundes Arbeiten, Digitale Kollaboration sowie Agilität und Innovation.
Highlights der Konferenz: Impulse und Workshops
Eröffnet wurde die Konferenz mit Vorträgen von Dr. Cathrin Becker vom Projektträger Karlsruhe (PTKA) und Florian Schuldt, Projektleitung GALA. Arbeits- und Ingenieurpsychologe Prof. Dr. Thomas Mühlbradt vom Institute of Automation & Industrial Management (iaim) der FOM Hochschule beleuchtete in einem Impulsvortrag das Thema „Arbeiten in inhärent unsicheren Prozessen“. Dr. phil. Katharina Schäfer von der RWTH Aachen und Dr. rer. nat. Helga Unger (iaim) stellten innovative Werkzeuge für die Arbeitsgestaltung und Kompetenzentwicklung vor.
Im Anschluss fanden praxisnahe Workshops zu den GALA-Themen statt. Beispielsweise bot Dr. Unger im Workshop „Teamresilienz“ Einblicke in das Resilience Assessment Grid (RAG), ein Tool zur Messung der Resilienz in Teams. Im Themenbereich „Gesundes Arbeiten“ konnten die Teilnehmenden am „GERT-Simulator“ typische körperliche Einschränkungen des Alterns selbst erleben. Der Workshop zur Mensch-Maschine-Interaktion zeigte den Einsatz eines kollaborativen Roboters (CoBot), der Menschen mit motorischen Beeinträchtigungen bei feinmotorischen Tätigkeiten unterstützt.
Podiumsdiskussion und Zukunftsperspektiven
Zum Abschluss diskutierten Experten und eine Expertin über die Zukunft der Gesundheitsbranche. Sie betonten die Bedeutung von Teamentwicklung und offener Kommunikation, um nachhaltige Verbesserungen im Gesundheitssektor zu erreichen.
Workshop zum Paradigmenwechsel vom „Risikofaktor Mensch“ zum „Sicherheitsfaktor Mensch“
Im Rahmen des Projekts GALA wurde der erste deutschsprachige Workshop zu Safety II in der Medizin entwickelt. Der Pilotworkshop fand unter der Leitung von Prof. Mühlbradt, Prof. Dr. med. Stefan Schröder, Leiter der Artemed-Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie in Düren, und Dr. Unger in der Dürener Klinik statt. Chefärztinnen und -ärzte, Mitarbeitende der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, der Bereiche Qualitäts- und Risikomanagement und Arbeits- und Organisationspsychologie sowie die Vorsitzende des Aktionsbündnisses Patientensicherheit (APS) wollten erfahren, wie Patientinnen- und Patientensicherheit aus Sicht der Veranstaltenden neu gedacht werden muss. Sie diskutierten den Paradigmenwechsel von Safety I zu Safety II: Statt nur aus Fehlern zu lernen, also den Risikofaktor Mensch zu betrachten, wird analysiert, warum Prozesse gut funktionieren. Der Mensch wird also positiv als Sicherheitsfaktor gesehen. Als Antwort auf die zunehmende Komplexität soll so mehr Sicherheit und Resilienz in der Medizin geschaffen werden. Eine Folgeveranstaltung mit dem Thema „Safety II für Führungskräfte im Gesundheitswesen“ ist für die erste Jahreshälfte 2025 in Düren geplant.*
Neue Ansätze für die Patientensicherheit in einem Buch zu Safety-II
Ebenfalls im Rahmen des Projekts hat Prof. Mühlbradt mit Prof. Schröder und Dr. Tillmann Speer, Facharzt für Anästhesiologie im Klinikum Itzehoe, im August auch das Buch „Safety-II: Neue Wege zur Patientensicherheit“ veröffentlicht. Es präsentiert das innovative Safety-II-Konzept, das Organisationen und Teams dabei unterstützt, ihre Resilienz zu stärken und so die Patientensicherheit zu verbessern. Das Buch bietet eine kompakte Einführung und praktische Fallbeispiele aus der klinischen Praxis, die aufzeigen, wie Safety-II erfolgreich umgesetzt werden kann.
Fazit: Interdisziplinäre Zusammenarbeit als Schlüssel
Die GALA-Ergebnisse sowie die Abschlusskonferenz zeigten eindrucksvoll, wie interdisziplinäre Zusammenarbeit und innovative Ansätze die Gesundheitsbranche nachhaltig verändern können.
Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt GALA lief vom 01.04.2021 bis 30.09.2024. Es wurde durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in den Programmen „Innovationen für die Produktion, Dienstleistung und Arbeit von morgen“ und „Innovation & Strukturwandel“ (Fördernummer: 02L20B100) gefördert und vom Projektträger Karlsruhe (PTKA) betreut. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei der Autorin.
Yasmin Lindner-Dehghan Manchadi M.A. | Referentin Forschungskommunikation der FOM Hochschule | 14.10.2024
*Informationen können Interessierte über das Sekretariat der Klinik für Anästhesiologie erhalten: Marita Romberg, Email: marita.romberg@krankenhaus-dueren.de.
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