„Schaffe ich ein Studium? Kann ich das überhaupt?“ – BMBF-gefördertes Projekt zur Senkung von Eintrittsbarriere ins Studium gestartet  

Wenn Mama und Papa nicht studiert haben“, landen deren Kinder selten an einer Hochschule, schrieb vor einer Weile die FAZ. „Soziale Spaltung bleibt die offene Wunde unseres Bildungssystems“, titelte der Spiegel diesen Monat in Bezug auf eine DGB-Studie. Oft wird bemängelt, dass es in Deutschland keine Bildungschancengleichheit gebe, es Kinder aus bildungsfernen Familien viel seltener auf ein Gymnasium und ins Studium schaffen als solche aus dem Bildungsbürgertum. Das Land vergeude so Talente.

Menschen mit Eignung und Neigung zu einem akademischen Beruf sollten dazu auch die Möglichkeit erhalten. Das Projekt „SiA-NRW“ soll junge Menschen, die sich das zunächst nicht zutrauen, dabei unterstützen. | © AdobeStock/Robert Kneschke

Nicht nur für das Land, sondern insbesondere für die Menschen mit Eignung und Neigung zu einem akademischen Beruf, die sich diesen jedoch aufgrund ihrer Sozialisation nicht zutrauen, ist das eine unbefriedigende Situation. Der FOM Hochschule wie ihrer Trägerin, der Stiftung BildungsCentrum der Wirtschaft, – beide der Gemeinnützigkeit verschrieben – sind Chancengleichheit und Aufstieg durch Bildung große Anliegen. Regelmäßig werden hierzu Daten erhoben und die positiven Auswertungsergebnisse mit Freude rezipiert.

Einen weiteren Beitrag soll ein in diesem Jahr gestartetes Projekt zur Senkung einer der Eintrittsbarrieren zum Studium für Schülerinnen und Schüler leisten. Diese Barriere stellt die selbstkritische Frage „Kann ich ein Studium überhaupt schaffen?“ dar. Das Projekt „Studienintegrierende Ausbildung in Nordrhein-Westfalen (SiA-NRW)“ koppelt eine betriebliche Ausbildung mit einer einjährigen Studienzeit auf Probe.

Stellen die Teilnehmenden in diesem Zeitraum fest, dass ein Studium nichts für sie ist, können sie einfach mit der begonnenen Ausbildung weitermachen. Wollen sie jedoch auch das Studium weiterführen, werden die bereits absolvierten Module bzw. ECTS-Punkte angerechnet und es geht nahtlos über in das „richtige“ ausbildungsbegleitende Hochschulstudium.

Der Unterschied zu dem Modell des Dualen Studiums, das viele, die die Vorteile beider Welten erkannt haben, bereits nutzen, ist das Probestudium. Die Auszubildenden müssen sich zum Start nicht für das Studium festlegen und werden dennoch an den entsprechenden Berufskollegs und -schulen bereits in die sogenannte Profilklasse für das Studium gruppiert. Das senkt die Eintrittsbarriere für zweifelnde Schulabsolventinnen und -absolventen. Sie haben dann ein Jahr Zeit zu prüfen, ob ein Studium in ihr Leben passt, ohne Lücken im Lebenslauf zu riskieren oder Zeit zu verschwenden.

„Mit SiA-NRW bieten wir den Auszubildenden und den ausbildenden Unternehmen ein Modell, das hervorragend in die berufliche Praxis passt: Ein flexibles Gesamtkonzept mit zwei Abschlüssen an drei Lernorten für die Auszubildenden, welches durch ein intensives Coaching-Konzept unterstützt wird, und dies in kürzester Zeit. Ferner können die ausbildenden Unternehmen mit SiA-NRW frühzeitig ihre eigenen Fach- und Führungskräfte im Unternehmen entwickeln“, erklärt Prof. Dr. Thomas Kümpel, der am FOM Hochschulzentrum Düsseldorf lehrt und hier für die Mitwirkung am Projekt verantwortlich ist. An der FOM ist SiA-NRW dem KCD KompetenzCentrum für Didaktik in der Hochschullehre für Berufstätige zugeordnet.

Prof. Dr. Thomas Kümpel ist am FOM Hochschulzentrum Düsseldorf für die Mitwirkung am Projekt verantwortlich | © FOM

Die Pilotstandorte des Projektes sind:

  • Düsseldorf mit dem Max-Weber-Berufskolleg sowie der FOM Hochschule und der Ausbildung zu Kaufleuten für Büromanagement,
  • Frechen/Brühl mit dem Nell-Breuning-Berufskolleg und der Europäischen Fachhochschule für Kaufleute im Groß- und Außenhandel sowie Kaufleute für Büromanagement und
  • Jülich/Aachen mit dem Berufskolleg Jülich und der FH Aachen für Industriemechanikerin/Industriemechaniker und Feinwerkmechanikerin/Feinmechaniker.

Wissenschaftlich begleitet wird SiA-NRW durch Prof. Dr. Nicole Naeve-Stoß (Universität zu Köln) und Prof. em. Dr. Dieter Euler (Universität St. Gallen). Das Projekt bildet eine Antwort auf den Aufruf der Bundesministerin für Bildung und Forschung Anja Karliczek zu „mehr Innovation in der beruflichen Bildung“. „Dies ist die Zukunft der kaufmännischen Ausbildung“, davon ist Professor Kümpel überzeugt, „eine sehr gute Chance für zweifelnde Schulabsolventinnen und -absolventen – genauso wie für Unternehmen, die damit die Engagiertesten fördern und binden können.“

Der Studiengang der FOM Hochschule, der in diesem Pilotrahmen nun neben der auf zweieinhalb Jahre verkürzten Ausbildung zur Kauffrau bzw. zum Kaufmann für Büromanagement absolviert werden kann, ist der Bachelor of Arts in Business Administration. An einer Ausweitung dieses am Hochschulzentrum Düsseldorf gestarteten Angebots ist die FOM auch für weitere ihrer insgesamt 36 Hochschulzentren interessiert. „Bildungschancen, unabhängig von der sozialen Herkunft, zu bieten, sollte als wichtiges bildungspolitisches Ziel zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes Deutschland genutzt werden. Dieses Bildungsprojekt liegt uns sehr am Herzen und wir freuen uns, daran mitwirken zu können“, ergänzt der Kanzler der FOM Hochschule Dr. Harald Beschorner.

Bildungschancen sollten unabhängig von der sozialen Herkunft geboten werden, so der Kanzler der FOM Hochschule Dr. Harald Beschorner | © FOM

„Mit unserer, durch den Stifterverband der deutschen Wirtschaft ausgezeichneten Initiative „Study into the job“ sind wir in diesem Jahr bereits einen ähnlichen Schritt in diese Richtung gegangen, um die Bildungschancen junger Leute zu erhöhen. Wir wollten damit den in der Pandemiezeit stark benachteiligten Schulabsolventinnen und -absolventen eine Möglichkeit bieten, ihre Zeit mit einem Dualen Studium sinnvoll zu nutzen anstatt abwarten zu müssen, bis die ebenfalls gebeutelten Unternehmen wieder Ausbildungsplätze anbieten konnten. Mit dieser Initiative bieten wir seitdem schon einen niedrigschwelligen Eintritt in ein Studium, verbunden mit unserer Hilfe, einen Ausbildungsplatz zu finden. Bereits damit wollten und wollen wir die Chancen engagierter junger Leute auf eine Ausbildungsstelle kombiniert mit einem Studienabschluss erhöhen“, so der Kanzler weiter.

Wer im Raum Düsseldorf an der Teilnahme an SiA-NRW interessiert ist, kann sich gern an Professor Kümpel, thomas.kuempel@fom.de wenden. Weitere Informationen zum Projekt gibt es auf der allgemeinen Projekt-Website von „SiA-NRW“.

Das vom 01.03.2021-31.12.2023 laufende SiA-NRW wird gefördert als InnoVET-Projekt aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 25IV025B. 

Yasmin Lindner-Dehghan Manchadi M.A. | Referentin Forschungskommunikation der FOM Hochschule | 15.09.2021