Europäische Zusammenarbeit in Zeiten der Krise – ein Statement  

Am 23. April 2020, also inmitten der Corona-Krise, reichten zwei europäische Forschungsnetzwerke unter der Federführung des Instituts für Gesundheit & Soziales (ifgs) der FOM Hochschule Anträge im Programm Erasmus+ in Brüssel ein.

Im Rahmen des Projektes „Alliance for the family“ war zuletzt Ende Januar 2020 eine polnische Delegation zu Gast am ifgs in Essen und führte eine Reihe von Expertinnen- und Expertengesprächen mit kommunalen Akteurinnen und Akteuren, die am Essener Bündnis für Familien beteiligt sind (Foto: FOM)

Ausgerechnet in Zeiten geschlossener Grenzen und der berechtigten Forderung nach Abstand und Isolation entwickeln diese Netzwerke Ideen für grenzüberschreitende, kooperative und anwendungsorientierte Forschungsideen im europäischen Forschungsraum?

Die Corona-Krise sorgt aktuell in der gesamten Europäischen Union dafür, dass Bildungseinrichtungen – und damit auch Hochschulen – ihren Betrieb schließen müssen oder virtualisieren, um persönliche Kontakte zu reduzieren. Da mag es verwundern, dass gerade jetzt und unter extrem schwierigen Rahmenbedingungen Planungen und Vorschläge entstehen, deren Grundlage die persönliche grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Bildung und Forschung ist.

Gerade in der aktuellen Krise steht die Europäische Union vor großen Herausforderungen; sie wird als Institution zunehmend hinterfragt. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler möchten dieser kritischen Haltung etwas entgegensetzen, sie halten an der Idee der Union und des europäischen Bildungs- und Forschungsraums fest, indem sie Anträge für strategische Partnerschaften (KA203) vorlegen. Dabei profitierten Sie auch von der Entscheidung der EU-Kommission, die Antragsfrist aufgrund der besonderen Umstände um einen Monat zu verlängern.

Zu den übergeordneten Zielen von Erasmus+ gehört die Förderung der europäischen Werte gemäß Artikel 2 des Vertrags über die Europäische Union. Zu den Werten, auf die sich die Union gründet, gehören Freiheit, Demokratie und Gleichheit. Erasmus+ soll Internationalisierung und die qualitative Verbesserung des Hochschulbereiches in Europa voranbringen, die internationalen Kompetenzen, die persönliche Entwicklung und Beschäftigungsfähigkeit der Studierenden stärken und die Attraktivität der EU als Studien- und Wissenschaftsstandort steigern.

„Unser Engagement, gerade in der aktuellen Zeit, soll zeigen, dass wir uns den Zielen unvermindert verpflichtet sehen“, betont Dipl.-Ing. (FH) Christoph Hohoff, Vizekanzler für Forschungsorganisation an der FOM Hochschule. „Die Internationalisierungsstrategie der FOM betont, dass unsere Forschungsaktivitäten bevorzugt mit internationaler Ausrichtung durchgeführt werden sollen, um Impulse für die Verstetigung des Forschungsstandortes Deutschland zu leisten und die Lehre an der Hochschule zu unterstützen“, ergänzt Prof. Dr. Thomas Heupel, Prorektor für Forschung an der FOM.

„Als Wissenschaftler, der sich in einem der beiden Netzwerke seit einigen Jahren mit Projekten, Publikationen und Vorträgen engagiert, ist es mir ein großes Anliegen, die Zusammenarbeit mit meinen Kolleginnen und Kollegen nachhaltig zu sichern. Wenn wir jetzt, gerade in Krisenzeiten, nicht dafür Sorge tragen, dass unsere Projekte verstetigt und neue begonnen werden können, sehe ich eine erhebliche Gefahr, dass etablierte Netzwerke auseinanderdriften. Damit wäre die Arbeit von vielen Jahre gefährdet. Dagegen müssen wir uns wehren, auch wenn die Umstände dafür nahezu maximal schlecht sind“, betont ifgs-Direktor Prof. Dr. habil. Manfred Cassens ausdrücklich und hofft auf eine positive Begutachtung des unter seiner Federführung entstandenen Antrags.

Dr. Hristomir Yordanov, Vizedekan für Forschung an der Fakultät für deutsche Ingenieur- und Betriebswirtschaftsausbildung (FDIBA) der Technischen Universität in Sofia, ist Teil des Netzwerks, in dem auch Prof. Cassens aktiv ist. Er betont: „Das deutsch-bulgarische Projekt FDIBA stellt das größte und älteste deutsche Ausbildungsprojekt in Osteuropa dar und wird sowohl von bulgarischer als auch von deutscher Seite betreut. Die FDIBA an der TU Sofia wurde im Jahre 1990 eingerichtet, die Mitwirkung an europäischen Netzwerken ist für uns seit unserer Gründung von sehr großer Bedeutung. Die Arbeit an dem Erasmus-Antrag in der Zeit der Corona-Pandemie war für uns sehr schwierig und aufwendig. Wir teilen aber den Willen, in besseren Zeiten wieder grenzüberschreitend und persönlich zusammenzuarbeiten und die Hoffnung, dieses Ziel erreichbar zu machen, waren der Mühen wert“.

Prorektorat Forschung der FOM Hochschule | 30.04.2020