Arteria Danubia – Gesundheitsregionen im Donauraum?  

Gesundheitsregionen oder auch regionale Netzwerke im Gesundheitswesen sind mittlerweile ein wesentlicher Bestandteil der regionalen gesundheitlichen Vorsorge und Versorgung der Bevölkerung in Deutschland. Insbesondere in Bayern ist das Konzept der sogenannten Gesundheitsregionenplus seit einigen Jahren weit verbreitet. Dieser Zusammenschluss von wesentlichen Akteurinnen und Akteuren aus dem Gesundheitssektor einer Region dient der Verbesserung und Steigerung der Gesundheitsversorgung der regionalen Bevölkerung in verschiedenen Landkreisen in Bayern. Dies geschieht zum Beispiel in Form von verschiedenen Projekten zu regionalen Besonderheiten und Herausforderungen. Bereits heute kann dieses Modell von regionaler Netzwerkzusammenarbeit Erfolge verzeichnen.

Gruppenfoto der Projektbeteiligten und zusätzlicher Workshop-Teilnehmerinnen und –Teilnehmer bei der Abschlussveranstaltung des Projektes im Oktober 2018 in Höhenried am Starnberger See (Foto: FOM)

Auf Basis des Konzepts der bayerischen Gesundheitsregionenplus hat das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt „Arteria Danubia – Analyse und Diskussion über die Implementierung von Modellgesundheitsregionen im Bereich Oberlauf und Unterlauf der Donau“ (FKZ 01DS17019), kurz: ArDa, im Zeitraum vom 1. April 2017 bis 31. März 2019 mit einem internationalen Projektkonsortium gearbeitet. Die FOM Hochschule hat unter der Projektleitung von Prof. Dr. habil. Manfred Cassens, wissenschaftlicher Direktor des ifgs Institut für Gesundheit & Soziales, zusammen mit Partnern der Eötvös Loránd University, Ungarn, sowie der Fakultät für Deutsche Ingenieurs- und Betriebswirtschaftsausbildung (FDIBA) der Technischen Universität Sofia, Bulgarien, in den vergangenen zwei Jahren überprüft, inwiefern sich das bayerische Modell der Gesundheitsregionenplus auf weitere Bereiche des Donauraums, insbesondere in Ungarn und Bulgarien, übertragen lässt.

Das Forschungsanbahnungsprojekt war in zwei aufeinanderfolgende Projektphasen gegliedert. Projektphase eins diente dem Aufbau nachhaltiger Netzwerkstrukturen. Das internationale Projektkonsortium traf sich daher im Oktober 2017 an der Eötvös Loránd University, für ein erstes Kennenlernen der Projektpartner, der Strukturen des ungarischen Gesundheitssystems sowie des bayerischen Konzepts der Gesundheitsregionenplus. Beteiligt haben sich weitere interessierte Akteurinnen, Akteure, Expertinnen und Experten aus dem Gesundheitsbereich, um das bis dahin in Ungarn weitgehend unbekannte Konzept kennenzulernen.

Gruppenfoto der Projektbeteiligten und zusätzlicher Konferenzteilnehmerinnen und -teilnehmer bei der Konferenz des Projekts Arteria Danubia im Februar 2018 am FOM Hochschulzentrum München (Foto: offenblende)

Im November 2017 wurde ein weiteres Projekttreffen an der Partnerhochschule in Sofia veranstaltet, um die entstandenen Netzwerkstrukturen zu festigen, weiter auszubauen und Einblicke in das Gesundheitssystems Bulgariens zu erhalten. Auf einer gemeinsamen Konferenz im Februar 2018 wurden die ersten gesammelten Erfahrungen und Ergebnisse mit der Fachöffentlichkeit an der FOM Hochschule in München diskutiert. Als Zwischenergebnis des Projektes ließ sich feststellen, dass die historisch gewachsenen Strukturen der drei Gesundheitssysteme – in Deutschland, Ungarn und Bulgarien – zu verschieden waren, um das bayerische Konzept der Gesundheitsregionenplus eins zu eins in Ungarn und Bulgarien zu implementieren.

An die Konferenz schloss sich ein drittes Projekttreffen an, bei welchem weitere Schritte diskutiert wurden, um eine Grundlage für eine spätere Implementierung von Gesundheitsregionen oder regionalen Gesundheitsnetzwerken in den beiden Projektpartnerländern zu ermöglichen. Daraufhin entwickelte das Projektkonsortium einen gemeinsamen Antrag in der europäischen Förderlinie Erasmusplus für eine sogenannte „Strategische Partnerschaft“ und reichte diesen im März 2018 ein. Dieser wurde positiv evaluiert, konnte jedoch aufgrund von Budgetbeschränkungen der Europäischen Union nicht durchgeführt werden.

In der zweiten Projektphase wurde daraufhin bei einem Projekttreffen im Schloss Höhenried am Starnberger See das weitere Vorgehen im Projekt Arteria Danubia diskutiert. An eine kleinere Konferenz mit geladenen Gästen u. a. von der FH Joanneum aus Graz, Österreich, und dem Robert Koch-Institut in Berlin, schloss sich eine intensive Diskussion darüber an, wie das Ziel der zweiten Projektphase erreicht werden soll. Das Ziel sollte sein, das aufgebaute Netzwerk zu verstetigen und einen Folgeantrag für ein weiteres gemeinsames Forschungsprojekt des Konsortiums zu erstellen und einzureichen. Das Konsortium kam zu dem Entschluss, den Erasmusplus-Antrag aus dem Vorjahr inhaltlich zu überarbeiten, weitere Partner zu integrieren und diesen erneut bei der Nationalen Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit (NADAAD) einzureichen.

Der Projektantrag „Competences in Health Network Management“, kurz: Com.HeNet, wurde im März 2019 mit einem Konsortium von sechs internationalen Partnern eingereicht: der Eötvös Loránd University, der FDIBA, der FH Joanneum, der Universidad Católica San Antonio de Murcia, Spanien, der Medical University of Silesia, Polen, sowie zwei assoziierten Partnern, dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit und dem Bulgarischen Roten Kreuz. Ziel des neuen internationalen Projektes ist die Entwicklung von Weiterbildungsmodulen für Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen zu „Health Network Managern“. Dafür werden die notwendigen Kompetenzen sowie gegebenen Strukturen und Herausforderungen des Gesundheitswesens der beteiligten Länder analysiert und in ein Kompetenzprofil übertragen, welches die Basis der Weiterbildungsmodule bildet. Insbesondere auch digitale Aspekte spielen dabei eine wichtige Rolle. Dieses Projekt schafft mit der Entwicklung der Weiterbildungsmodule sowie den dazugehörigen Analysen die Grundlage für die Implementierung von regionalen Gesundheitsnetzwerken in Mitgliedsstaaten der Europäischen Union.

Mit der Einreichung des Erasmusplus-Projektantrages Com.HeNet wurde das Projekt Arteria Danubia am 31. März 2019 erfolgreich abgeschlossen. Das Ziel eines nachhaltigen internationalen Partnernetzwerkes für zukünftige Forschungsprojekte wurde dementsprechend in erweiterter Form sichergestellt. Das Projektkonsortium hofft nun auf eine erfolgreiche Begutachtung des Antrages. Unabhängig davon wird das entstandene Netzwerk weiterhin bestehen und sich für weitere gemeinsame Projekte und Forschung abstimmen.

Über die verlinkten Beiträge hinaus können diese weiteren Beiträge zum Thema im Forschungsblog nachgelesen werden: Arteria Danubia: Lässt sich das Konzept der Gesundheitsregion auf Bulgarien und Ungarn übertragen?“ (8. Juni 2016), „Arteria Danubia – Ausblick ins Jahr 2018“ (2. Januar 2018) und „Ländliche Regionen im Fokus der Implementierung digitaler gesundheitlicher & pflegerischer Versorgung – Start eines neuen internationalen BMBF-Projektes“ (29. Mai 2019).

Das Projekt „Arteria Danubia – Analyse und Diskussion über die Implementierung von Modellgesundheitsregionen im Bereich Oberlauf und Unterlauf der Donau (ArDa)“ befasste sich mit Fragen der Übertragbarkeit des bayerischen Modells Gesundheitsregionenplus auf die Donauraumländer Bulgarien und Ungarn. Es wurde gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF (FKZ: 01DS17019). 

Ines Kösters M.A. | wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt Arteria Danubia | 18.06.2019