Authentisches Selbstmanagement – Chance für Führungskräfte, Schutz für Mitarbeitende
In Zeiten digitalisierter Arbeitsformen scheint es manchmal an der Basis menschlichen Umgangs zu mangeln. Ständige Veränderungsprozesse in Unternehmen erzeugen eine psychosoziale Dauerspannung, die das Betriebsklima, aber auch die Effektivität belasten kann. Kompetentes, sprich glaubwürdiges und respektvolles Führungsverhalten ist anzustreben aufgrund der positiven Wirkung auf die Arbeitszufriedenheit.
Vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Modelle der Gesundheitsförderung sowie einer eigenen Online-Studie wird im Beitrag „Authentisches Selbstmanagement – Chance für Führungskräfte, Schutz für Mitarbeiter“ die Bedeutung des Selbstmanagements für Führungskräfte vorgestellt. Authentisches Selbstmanagement ist achtsame Selbstreflexion und Selbstkontrolle auf kognitiver, emotionaler und behavioraler Ebene. Das ist weniger eine persönliche Typfrage, als vielmehr eine trainierbare Möglichkeit der Selbstregulierung.
Die Gesundheitsforschung verweist seit einigen Jahren auf die hohe Bedeutung selbstwirksamer Maßnahmen zur Stärkung persönlicher Resilienz, um im Sinne partizipativer Verhaltensprävention problematische Gedanken, Emotionen und Reaktionsmuster eigenaktiv besser steuern zu können. Die Gesundheitsfrage der Arbeitswelt 4.0 zielt neben der Verbesserung von Verhältnisstrukturen insbesondere auf die Ressourcen des Einzelnen, denn mehr denn je sind Individuen mit guter Selbstführung gefordert, geprägt durch Selbstbestimmung und Kompromissbereitschaft.
Eine resiliente Führungskraft nutzt Protektivfaktoren wie etwa verhaltensbezogene Skills, kognitive Selbstwirksamkeit und psychovegetative Immunsteuerung auf der körperlichen Ebene. Dabei ist die Förderung des autonomen und partizipativen Selbstmanagements im Rahmen persönlicher Motivationen und Fertigkeiten eine zentrale Aufgabe für das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) der Zukunft.
Perfektionismus und Überkontrolle sind schädlich, da sie intrinsische Leistungsmotivation und Energiepotenziale konterkarieren. Insbesondere Führungskräfte müssen hier umsichtig sein, um für sich und die Mitarbeitenden Prioritäten im Rahmen von Wichtigkeiten und Dringlichkeiten zu setzen und individuelle Leistungsfähigkeiten nachhaltig regulieren zu können. Gutes Führen heißt vor allem gesundes Führen.
Eine zentrale Ebene spielt hierbei die klare und respektvolle Kommunikation. Schlechte Kommunikation, verschärft durch digitale Kurzbotschaften, lässt sich erkennen an undifferenzierter Wahrnehmung, voreiliger Beurteilung und einseitiger Rückmeldung. Umfragen zur Arbeits- und Lebenszufriedenheit verweisen regelmäßig auf die Notwendigkeit hilfreicher, sprich persönlicher sozialer Beziehungen für das Wohlbefinden, noch vor Gesundheit und Geld. Umso mehr wundert es, dass in Unternehmensgängen und Führungsetagen nach wie vor häufig ein rauer, hektischer aber auch seltsam schweigsamer Ton zu hören sowie kühl-abweisende Körpersprache zu sehen ist.
Je besser es gelingt, Präsenz und Achtsamkeit gegenüber eigenen Gefühlen und Erwartungen sowie denen des Gegenübers zu sensibilisieren, desto gelassener können Konflikttrigger entschärft und das soziale Miteinander gestärkt werden. Sendende und Empfangende von Botschaften sind gleichermaßen angesprochen, ob nun durch respektvolle Weitergabe oder adäquate Aufnahme von Informationen.
Das Ergebnis ist optimalerweise Arrangement statt Ausgrenzung. Resilientes Selbstmanagement hat viel mit Gewissenhaftigkeit, emotionaler Stabilität und Selbstvertrauen zu tun. Diese Merkmale sind in interaktioneller Sicht trainierbare Kompetenzen verhaltensnaher Selbstregulierung auf der Basis von Persönlichkeitseigenschaften. Das ist letztlich eine Einstellungsfrage mit Vorbildwirkung zur nachhaltigen Balance selbstwirksamer Überzeugung, Gesundheit und Leistung. Eine zentrale Aufgabe moderner Führung – für sich und die Mitarbeitenden.
Der vollständige Beitrag ist erschienen im Buch „Gesundheit und Arbeit 4.0 – Wenn Digitalisierung auf Mitarbeitergesundheit trifft“, die Herausgeber sind Prof. Dr. David Matusiewicz, Dekan und Direktor des ifgs Institut für Gesundheit & Soziales der FOM Hochschule, Prof. Dr. Volker Nürnberg, TU München und Dr. Stephanie Nobis, Apollon Hochschule Bremen.
Prof. Dr. Jörg Pscherer | Professur für Wirtschaftspsychologie & Gesundheitsmanagement | kooptierter Wissenschaftler am iap Institut für Arbeit & Personal, Leiter der Forschungsgruppe „Führungs- & Gesundheitspsychologie“ | FOM Hochschulzentrum Nürnberg | 27.03.2019
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