Der Marshall Plan mit Afrika war Thema beim Afro-Ruhr-Festival in Dortmund  

Prof. Dr. Estelle Herlyn (Foto: Tom Schulte)

14.07.2017 – Wie ist der Marshall Plan mit Afrika zu bewerten, den Dr. Gerd Müller Anfang 2017 vorstellte? Und welche Auswirkungen wird das 10-Punkte-Konzept des Bundesentwicklungsministeriums haben? Diese Fragen standen im Zentrum einer Diskussionsrunde beim Afro-Ruhr-Festival in Dortmund. Auf dem Podium nahmen Platz: Dr. Asfa-Wossen Asserate (Prinz aus dem äthiopischen Kaiserhaus sowie Unternehmensberater für Afrika und den Mittleren Osten), der ehemalige Journalist und Kritiker klassischer Entwicklungszusammenarbeit Kurt Gerhardt und Prof. Dr. Estelle Herlyn, wissenschaftliche Leiterin des KCN KompetenzCentrum für nachhaltige Entwicklung an der FOM Hochschule. Moderiert wurde der Austausch von der Journalistin der Deutschen Welle Elizabeth Shoo.

In einer Sache waren sich die Diskussionsteilnehmenden einig: Der Marshall Plan mit Afrika stellt einen völlig neuartigen Ansatz der Entwicklungszusammenarbeit dar und ist positiv zu bewerten. „Neu ist die starke Einbindung des Privatsektors und damit der Unternehmen“, stellte Prof. Dr. Herlyn eine Besonderheit heraus. „Ein Kernaspekt ist zum Beispiel die Verbesserung der Investitionsbedingungen durch die staatliche Seite über Hermesbürgschaften, günstige Kredite sowie die Einrichtung von Sonderwirtschaftszonen.“

Kritisch bewertete die FOM Expertin dagegen die große, noch offene Frage, wie der notwendige Infrastrukturaufbau zu finanzieren ist. Zudem gab sie zu bedenken, dass das Risiko des anhaltend hohen Bevölkerungswachstums nicht thematisiert werde. „Bis 2050 wird sich die Bevölkerung Afrikas von heute 1,2 auf ca. 2,5 Milliarden verdoppeln. Die Rolle von Sozialsystemen muss in diesem Zusammenhang thematisiert werden“, so Prof. Dr. Herlyn.

Übrigens: Wer sich intensiver mit den Plänen des Bundesentwicklungsministers auseinandersetzen möchte, hat seit Ende Juni Gelegenheit dazu. In seinem neuem Buch Unfair! Für eine gerechte Globalisierung stellt Dr. Gerd Müller seinen Ansatz ausführlich vor und plädiert für eine ökosoziale Marktwirtschaft mit weltweiten ökologischen und sozialen Mindeststandards für einen globalen Markt. Prof. Dr. Herlyn war – nach vorheriger Zusammenarbeit in verschiedenen Projekten – in den Entstehungsprozess des Buches eingebunden.

Stefanie Bergel, Referentin Forschungskommunikation