Controller*innen im Zeitalter der Digitalisierung: Über (notwendige) Veränderungen eines Berufsbildes
08.03.2017 – Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung auf das Tätigkeitsfeld von Buchhalter*innen und Controller*innen? Diese Frage beleuchteten Fachleute aus Praxis, Beratung und Wissenschaft am 2. März 2017 in Düsseldorf aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Den Rahmen bot das diesjährige Symposium der BVBC Stiftung zur Förderung von Rechnungswesen und Controlling. Mit-Veranstalter war die FOM Hochschule – vertreten durch Prof. Dr. Thomas Kümpel vom Studienzentrum Düsseldorf und Prof. Dr. Thomas Heupel, Prorektor Forschung.
Prof. Dr. Heupel stand auf der Referent*innen-Liste der Veranstaltung. Sein Thema: „Der Controller zwischen Zahlenknecht und digitaler Transformation“. Dabei skizzierte er die bisherige Entwicklung des Berufsbildes und stellte – mit Blick auf die laufende vierte industrielle Revolution – zehn Thesen auf:
- Durch die Maschine-Maschine Interaktion werden weit mehr Daten bereitgestellt. Controller*innen sind nicht länger „Jäger und Sammler“, sie müssen mit IT-Kompetenz zu „Verwerter*innen“ der Daten werden.
- Controller*innen müssen sich auf das Thema IuK-Technologie einlassen – sonst fährt der Zug ohne sie ab.
- Berufsbilder werden sich wandeln und wie bei den Ingenieur*innen der Automobilwirtschaft ist eine Veränderung unabdingbar. „Lebenslanges Lernen“ begleitet eine neue Anspruchshaltung an die Controller*innen.
- Der Wandel vom zentralen zum dezentralen Controlling wird kommen. Mitarbeitende als „Expert*innen ihres Arbeitsplatzes“ werden in der Fachabteilung selbst Controlling machen.
- Das Internet der Dinge wird zu einer höheren Datengenauigkeit und Validität von Daten führen. Neben dem „Bright“ Data wird es auch „Dark“ Data geben. In dieser Datenflut muss der Überblick erhalten bleiben.
- Im Mittelstand wird das notwendige Fachwissen nicht leicht zu binden sein. Die Veränderungen der Wertschöpfungsstrukturen und die Komplexität der Zulieferketten werden hier aber ein Nachziehen erfordern.
- Neben der Industrie 4.0 wird es auch eine Arbeitswelt 4.0 geben – mit neuen Arbeitsabläufen und mehr Integration von Abteilungen. Controller*innen müssen zu Kommunikator*innen werden, um nicht abgehangen oder ausgesperrt zu werden. Sie werden nicht mehr vom „Fachwissen“ profitieren können.
- Controller*innen können Koordinator*innen neben den Steuerleuten auf der Brücke bleiben und werden, wenn sie der IuK-Fachabteilung nicht das Spielfeld überlassen.
- Zeitaufwendige Routinen können besser automatisiert abgebildet werden, und Controller*innen werden freier für strategische Aufgaben.
- Im Zeitalter von Zahlenverfügbarkeit und Validität sind Controller*innen vielleicht auch Zahlenknechte und -mägde. Sie können mit den neuen Herausforderungen gewinnen, es wird einen neuen Controller*innen-Typus geben.
Zusammenfassend betonte Prof. Dr. Heupel, dass sich Controller*innen heute und morgen als Managementberater*innen, Navigator*innen und Umsetzungsbegleiter*innen verstehen und auch so in ihrem Unternehmen positionieren müssten. Mit dieser Einstellung könnten sie die Digitalisierung als Chance begreifen. Ein Fazit, das sich auch durch die übrigen Vorträge zog.
Stefanie Bergel, Referentin Forschungskommunikation
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