Finanzierung der Krebsforschung in Deutschland – Bachelor-Arbeit zeigt neue Wege auf, vorgestellt auf renommiertem Kongress für medizinische Onkologie  

FOM Absolvent Alexander Gutz B.A. präsentierte Ende Oktober die Ergebnisse seiner Bachelor-Arbeit auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinischen Onkologie (DGHO) in Köln. „Das ist der bedeutendste Kongress für medizinische Onkologie im deutschsprachigen Raum“, sagt Prof. Dr. med. Dr. rer. pol. Christian Thielscher, der an der FOM Hochschule das  KCM KompetenzCentrum für Medizinoekonomie leitet, Gesundheits- und Sozialmanagement lehrt und die Bachelor-Arbeit betreut hat. „Es ist ein beachtlicher Erfolg, den Peer-Review-Prozess* dieser Tagung erfolgreich zu bestehen, um gleichberechtigt mit anderen Krebsexpertinnen und -experten seine Forschung vorstellen zu dürfen.“ Mehr als 6.800 Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Medizin waren vor Ort, um sich auf den neuesten Stand von Forschung und Praxis zu bringen.

Unicorns in der Krebsforschung  

Als „Unicorn“, auf Deutsch: Einhorn, bezeichnet man ein junges, nicht börsennotiertes Unternehmen mit einem Marktwert von über einer Milliarde US-Dollar. Es bündelt privates Kapital: Geld von Investorinnen und Investoren, Fonds oder Unternehmen. „Weltweit gibt es rund 120 solcher Start-ups in der Medizin. Etwa 20 davon im Bereich Krebsforschung und Onkologie, die zusammen über 50 Milliarden US-Dollar wert sind. Zum Vergleich: Die Bundesregierung investiert jährlich rund 2 Milliarden Euro in medizinische Forschung. – Ein einziges Unicorn könnte diesen Etat verdoppeln“, erklärt Professor Thielscher.

Warum Deutschland (noch) kein Unicorn-Land ist  

Alexander Gutz hat in seiner Bachelor-Arbeit untersucht, was Deutschland tun müsste, um selbst ein medizinisches Unicorn hervorzubringen. Sein Fazit: „Die Rahmenbedingungen stimmen nicht. Während Start-up-Wettbewerbe hierzulande meist nur 20.000 Euro vergeben, braucht es mindestens 200 bis 220 Millionen US-Dollar, um ein Unicorn zu gründen. In den USA und China ist das Alltag – dort investieren Risikokapitalgebende große Summen in visionäre Start-ups. In Deutschland wagen sich Investorinnen und Investoren kaum an solche Größenordnungen heran. Selbst Unternehmensinvestitionen – etwa von Bertelsmann – bewegen sich meist höchstens im Bereich von fünf Millionen Euro, also weit unterhalb der benötigten Schwelle. Frankreich zeigt mit stärkerer staatlicher Förderung, dass es auch anders geht.“

Eine Vision für Europa: das gemeinnützige Unicorn  

Einige Forschende aus dem Arbeitskreis „KI in der Onkologie“ haben sich zusammengetan, um zumindest zu versuchen, ein europäisches Unicorn zu gründen, und zwar in gemeinnütziger Form. „Dieses Start-up soll die Gewinne vollständig in die Krebsforschung zurückführen“, sagt Professor Thielscher, der dem Arbeitskreis angehört, „und dafür sind die Ergebnisse von Herrn Gutz sehr hilfreich.“ Das Beispiel zeigt, wie akademische Fachkompetenz und wirtschaftliche Vision zusammenfinden können – und wie eine Bachelor-Arbeit den Weg zu echten Innovationen ebnen kann.

*) Im Peer-Review Prozess werden wissenschaftliche Arbeiten, die Forschende bei Fachzeitschriften oder Tagungen einreichen, von unabhängigen Expertinnen und Experten des Fachgebiets geprüft, um die Qualität, Nachvollziehbarkeit und Relevanz der Ergebnisse sicherzustellen. Auf Basis dieser Prüfung wird entschieden, ob die Arbeit in die Fachzeitschrift oder das Tagungsprogramm aufgenommen wird.

Yasmin Lindner-Dehghan Manchadi M.A. | Referentin Forschungskommunikation der FOM Hochschule | 06.11.2025