Bildungsmodule für Familiengesundheitsberaterinnen und -berater zur Unterstützung sozial benachteiligter Familien – Chance für Kinder und Gesellschaft  

Das europäische Bildungsprojekt „Family Health Advisor“  

Um sozial benachteiligte Familien zu unterstützen, wurde im europäischen Projekt „Family Health Advisor“ (FHA) ein Ausbildungs-Curriculum für Familiengesundheitsberaterinnen und -berater entwickelt, das zum deutschen, polnischen und ungarischen Sozial- und Gesundheitssystem passt. Drei europäische Hochschulen sind daran beteiligt: die FOM Hochschule (Deutschland), die Széchenyi István University (Ungarn) und die Cardinal Stefan Wyszynski (Polen) sowie EDU Research Polska.

Herausforderungen sozial benachteiligter Familien  

Was geschieht, wenn Eltern nichts über Berufe wissen und nicht erfahren haben, wie sich erfüllende Arbeit positiv auf die psychische und physische Gesundheit auswirken kann? Was passiert, wenn sie keinen Zugang zu Bildung haben und nicht wissen, wie sie diese ihren Kindern ermöglichen können? Was sind die Konsequenzen, wenn Eltern nichts über die Auswirkungen schlechter Ernährung und fehlender Bewegung wissen?

Mögliche Folgen für Kinder und Gesellschaft  

Mögliche Folgen für die Kinder: schlechtere Bildungs- und Berufschancen, gesundheitliche Probleme und geringes Selbstbewusstsein. Für die Gesellschaft: fehlende Fachkräfte, höhere Gesundheitskosten, verstärkte soziale Ungleichheit usw.

Veranstaltungen zur Förderung und Integration von FHA  

Die Projektpartnerinnen und -partner organisieren regelmäßige Learning-Training-Transfer-Veranstaltungen (LTT), um herauszufinden, wie FHA bestmöglich ausgebildet, integriert und finanziert werden können. Eine solche Veranstaltung fand vom 24. bis 27. Juni 2024 in und um München statt.

Vorträge zum Themenfeld Gesundheit, Ernährung und Schulpsychologie  

Highlights waren dabei diese Vorträge:

  • „Dealing with ADHD and dementia in the family system“ (Prof. Dr. Anga Engelke-Herrmannsfeldt, FOM)
  • „Health promotion during the family life cycle: practical input from school psychology“ (Prof. Dr. Rüdiger Hein, FOM)
  • „Nutritional behaviour“ (Prof. Dr. Stephanie Krieger-Güss, Hochschule Osnabrück)

Weiteres Highlight war der Austausch mit der Clearingstelle Gesundheit sowie der Migrationsberatung von Condrobs e. V., die vielfältige soziale Arbeit leisten, einschließlich Beratung, Prävention, Sucht- und Wohnungslosenhilfe sowie Migrationsarbeit.

Bedarf an zentralen FHA, langfristiger Finanzierung und Integration, wirtschaftliche Vorteile der Prävention  

Als Fazit der viertägigen Veranstaltung, aller Programmpunkte und Diskussionen kann festgehalten werden: Viele sozial benachteiligte Familien benötigen Familienmanagerinnen und -manager, eine Rolle, die in sozial privilegierten Familien in der Regel von den Eltern übernommen wird. Condrobs sieht FHA als hilfreiche Unterstützung für ihre Arbeit an, da sie Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, von denen es in Deutschland, Polen und Ungarn zu wenige gibt, sinnvoll ergänzen können.

Ernährung und Bewegung, die zentrale Themen in der Beratungsarbeit von FHA sein sollten, spielen eine zentrale Rolle bei der Gesunderhaltung der Gesellschaft. Die Forschung zeigt bspw. starke Zusammenhänge zwischen dem Konsum von Zucker und leeren Kohlenhydraten mit Krankheiten wie ADHS und Depression.

Die langfristige Finanzierung von FHA wird als große Herausforderung gesehen. Sie sollten optimalerweise zentral-regional angegliedert sein, so dass Einrichtungen bei Bedarf auf sie zugreifen können – seien es Schulen, Kindergärten oder soziale Einrichtungen. Die langfristige Einrichtung und Finanzierung von FHA-Stellen sei wichtig, damit Vertrauen und langfristige Beziehungen zu den Klientinnen und Klienten aufgebaut werden können und eine stabile Bezugsperson zu bieten. Wie eine Schulpflicht wird auch eine Kindergartenpflicht als vorteilhaft angesehen, damit alle Kinder zu einem möglichst frühen Zeitpunkt „gesehen“ werden und Hilfe angesetzt werden kann. Denn betroffene Familien gehen in vielen Fällen nur aus finanziellen Gründen, oder wenn sie anderen Hilfsbedarf sehen, zu sozialen Einrichtungen.

Neben FHA und Sozialarbeiterinnen und -arbeitern sollten auch Psychologinnen, Psychologen, Ärztinnen und Ärzte für die Hilfe vorhanden sein, denn Sozialarbeiterinnen und -arbeiter leisten häufig überfordernde Arbeiten, für die sie nicht ausgebildet wurden.

Prävention ist auch aus wirtschaftlicher Perspektive sinnvoll: Denn sie führt zu mehr Arbeitskräften und damit zu höheren Steuereinnahmen und reduziert die Ausgaben für Unterstützungsleistungen, medizinische Hilfe usw.

Projektleitung und LTT-Konzeption  

Das Projekt FHA leitet Prof. Dr. habil. Manfred Cassens, wissenschaftlicher Direktor des ifgs Institut für Gesundheit & Soziales der FOM. Das LTT hat Almut Lahn M.A., wissenschaftliche Mitarbeiterin im Ressort Forschungsmanagement und Research Fellow am iwp Institut für Wirtschaftspsychologie der FOM, federführend konzipiert und organisiert.

Förderung durch die EU  

Das Projekt wird (teilweise) aus dem ERASMUS+-Programm der Europäischen Union unter der Projekt-ID: 2021-1-PL01-KA220-VET-000028101 finanziert.

Yasmin Lindner-Dehghan Manchadi M.A. | Referentin Forschungskommunikation der FOM Hochschule | 04.07.2024