Dem Personalnotstand in der Pflege gegensteuern durch angemessene Unterstützung & Optimierung der Ausbildungen & Berufe – neues Forschungsprojekt an der FOM gestartet
Das Institut der deutschen Wirtschaft prognostiziert, basierend auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes, ein stetiges Wachsen auf rund 500.000 fehlende Fachkräfte bis 2035 (Rainer Radtke, 24.01.2022). Das Ausmaß des Fachkräftebedarfs in Pflegeeinrichtungen – dazu gehören Krankenhäuser sowie die stationäre, teilstationäre und ambulante Altenpflege – wird immer deutlicher. Viele Pflegefachkräfte haben ihre Belastungsgrenze schon lange erreicht.
„In der Pflege werden dringend motivierte und kompetente Menschen benötigt, die sich engagieren wollen. Einen extremen Fachkräftemangel verzeichnete das Sozial- und Gesundheitswesen bereits vor der Coronapandemie – und die Situation hat sich währenddessen noch weiter verschärft“, sagt Prof. Dr. Kathrin Bieler, die Soziale Arbeit an der FOM Hochschule in Siegen lehrt und dort am Institut für Gesundheit & Soziales (ifgs) forscht.
Gerade auf Auszubildende in Pflegefach- und Pflegeassistenzberufen können die hohen fachlichen und betrieblichen Anforderungen abschreckend wirken. Damit sie diesen bereits während ihrer Ausbildung mit Zuversicht begegnen und die Ausbildung erfolgreich abschließen können, ist 2022 das Projekt „Erfolgreich für die Pflege qualifizieren“ von IN VIA Kath. Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit Köln e. V. in Kooperation mit verschiedenen Pflegefachschulen im Köln-Bonner-Raum gestartet. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von der FOM Hochschule.
Es soll – durch verschiedene Maßnahmen der Lehr- und Lernsituationsgestaltung – Ausbildungsabbrüche verhindern und damit dem Personalnotstand in der Pflege gegensteuern. Zusätzlich soll dadurch die Versorgung von Kranken und Pflegebedürftigen verbessert werden.
Prof. Dr. Katrin Keller forscht am ifgs an der FOM in Köln und lehrt dort im Hochschulbereich Gesundheit & Soziales Gesundheitspädagogik und Personalentwicklung. Gemeinsam mit Professorin Bieler leitet sie seitens der FOM das Projekt und erklärt: „Durch die sozial- und pflegepädagogische Begleitung schon während der Ausbildungsphase, wirken wir im Ursprung aufkommenden Schwierigkeiten der Pflegebranche vorbeugend entgegen und stärken somit die Resilienz zukünftiger Pflegefachkräfte, die sich für eine fordernde Branche entschieden haben. Konkret bedeutet das: Menschen in Assistenz- oder Pflegefachkraftausbildung sowie in den auslaufenden Ausbildungsgängen der Kranken- und Altenpflege sollen bis zu einem erfolgreichen Ausbildungsabschluss und Übergang in Arbeit oder weiterführende Ausbildung umfassend und individuell begleitet und unterstützt werden.“
Das Unterstützungsangebot umfasst insbesondere:
- Persönlichkeitsentwicklung und Motivation
- Arbeiten an individuellen Schwierigkeiten
- Unterstützung in Theorie und Prüfungsvorbereitung
- Erweiterung fachpraktischer Kompetenzen durch Job-Coaching
- Sprachförderung
- Übergangsbegleitung in weiterführende Ausbildung oder Arbeit
Durch die Untersuchung, welche Unterstützungsangebote einen Effekt auf eine geringere Abbruchquote haben, können nachhaltig Empfehlungen für Ausbildungen im Pflegesektor ausgesprochen werden. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt, Andisheh Moaven B.A., wünscht sich: „Wenn das Signal ankommt, dass Ausbildungen und Berufe im Bereich der Pflege angemessen unterstützt und optimiert werden, gewinnt die Branche hoffentlich mehr an Beliebtheit.“
Yasmin Lindner-Dehghan Manchadi M.A. | Referentin Forschungskommunikation der FOM Hochschule | 21.06.2022
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