Bachelor, Master, Promotion: Einblicke in den Werdegang eines Research Fellows an der FOM Hochschule – ein Interview  

Dr. Tim Brouns hat in diesem Sommer erfolgreich seine Doktorarbeit abgeschlossen. Zuvor hat er an der FOM ein Bachelor-Studium in Wirtschaftsinformatik, gefolgt von einem Master-Studium in Wirtschaftspsychologie absolviert.

Dr. Tim Brouns | © privat

Bei seiner Promotion im Rahmen des berufsbegleitenden kooperativen Promotionsprogramms der Universidad Católica San Antonio de Murcia (UCAM) und der FOM Hochschule war sein Zweitbetreuer der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Wirtschaftspsychologie (iwp) der FOM, Prof. Dr. Kai Externbrink. „Aktuell betreuen wir am iwp sechs Promotionsprojekte, sowohl in Kooperation mit der Deutschen Hochschule der Polizei als auch mit der UCAM. Dr. Brouns hat nun die erste Promotion an unserem Institut abgeschlossen. Darüber freuen wir uns sehr, insbesondere da er unsere Forschung zum Thema Führungs- und Gesundheitspsychologie als Research Fellow am iwp auch weiterhin bereichern wird.“

Herr Dr. Brouns, Sie haben im Rahmen Ihrer Promotion zu dem gerade in der jetzigen Zeit sehr aktuellen und wichtigen Thema Führung und mentale Gesundheit von Führungskräften und Mitarbeitenden geforscht. Was haben Sie herausgefunden?

Dr. Tim Brouns: In meinen empirischen Studien konnte ich zeigen, dass dienende Führung die mentale Gesundheit von Führungskräften und Mitarbeitenden positiv beeinflusst. Ich fand heraus, dass die zugrundeliegenden psychologischen Mechanismen auf Führungskräfteebene auf erlebte Bedeutsamkeit bei der Arbeit zurückzuführen ist, während sie auf Mitarbeiterebene die psychologischen Grundbedürfnisse befriedigen.

Um welche psychologischen Grundbedürfnisse handelt es sich dabei? Und können Sie uns „dienende Führung“ etwas näher erklären?

Brouns: Der Self-Determination Theory folgend, werden drei psychologische Grundbedürfnisse unterschieden: Autonomie, Kompetenzerleben und soziale Eingebundenheit. Basierend auf empirischen Arbeiten von Ryan, Deci* und vielen anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich auf diesem Forschungsfeld betätigen, wissen wir, dass eine Befriedigung dieser psychologischen Grundbedürfnisse der Nährboden für Motivation und Wohlbefinden ist.

Bei „dienender Führung“ handelt es sich um eine normative Führungstheorie, die sich aus verschiedenen Dimensionen zusammensetzt. Eine dienende Führungskraft zeichnet sich durch Bescheidenheit und Authentizität aus, was dazu führt, dass die Führungskraft ihre eigenen Interessen denen der Mitarbeitenden unterordnet. Führung wird als Dienst am Geführten und an der Gesellschaft verstanden, der auf einer qualitativ hochwertigen dyadischen Beziehung zwischen Führungskraft und Mitarbeiterin oder Mitarbeiter basiert.

Neben der Dissertationsschrift ist es Ihnen in der Zeit als Doktorand gelungen, vier Kongressbeiträge und drei Journal-Publikationen zu platzieren. Wie haben Sie das – vor allem auch neben dem Beruf – hinbekommen?

Brouns: Das iwp bietet ein hervorragendes Umfeld aus äußerst kompetenten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, das mir als Research Fellow die Unterstützung und den Halt gegeben hat, um erfolgreich in der Wissenschaftswelt Fuß zu fassen. Mit diesem Rückhalt zu promovieren war eine große Freude, die natürlich auch einen guten Antrieb gegeben hat. Zudem war das persönliche Interesse am Thema und die daraus resultierende Motivation ein Motor für die ergiebigen Forschungsergebnisse. Nicht zuletzt gilt mein Dank hier meinem Mentor und Supervisor Professor Externbrink, der mich auch in schwierigen Phasen aufbauen konnte.

Blicken wir einmal gemeinsam zurück auf Ihren akademischen Start: Mit welchen Erwartungen sind Sie damals in Ihr Bachelor-Studium gegangen?

Brouns: Nachdem ich meine Ausbildung zum IT-Systemkaufmann abschlossen hatte und im Berufsleben stand, war für mich klar: Das kann noch nicht alles gewesen sein. Daher war ich zu Beginn des Bachelor-Studiums einfach nur gespannt, was es in der Informationstechnik noch zu lernen gab. Ich weiß noch ziemlich genau, dass nach zwei bis drei Semestern für mich auch bereits klar war, dass ich auch nach dem Bachelor noch weitermachen möchte. Einfach, weil es mir Spaß machte, Neues zu lernen und mich weiterzuentwickeln. Das Master-Studium war damit schon ein Stück weit vorgezeichnet und auch trieben mich bereits gegen Ende des Bachelor-Studiums immer wieder Gedanken, dass eine Promotion auch ein erreichbares Ziel sein könnte.

Und wie kam es dann zum Schwenk von der IT-lastigen Wirtschaftsinformatik zur Wirtschaftspsychologie?

Brouns: Es war primär das Interesse, sich neue Themenbereiche zu erschließen. Ich hatte mit meinem Bachelor in Wirtschaftsinformatik eine profunde Basis auch für meine berufliche Entwicklung in der IT-Branche geschaffen. Daher informierte ich mich auf der FOM Website, was das Portfolio der Master-Studiengänge noch zu bieten hatte. Und sind wir mal ehrlich: Geht uns die Psychologie nicht alle an? Wir arbeiten immer auch mit Menschen, mit Individuen zusammen, wo es nur zuträglich sein kann, eine psychologische Ausbildung genossen zu haben. Damit war recht schnell beschlossen, mich in das Abenteuer Wirtschaftspsychologie zu begeben.

Wie kam es schließlich zu dem Research Fellowship am iwp?

Brouns: Als ich nach dem Master den Entschluss gefasst hatte, kooperativ zu promovieren, berichtete mir Professor Externbrink von der Möglichkeit, sich als Research Fellow am Institut zu assoziieren. Für mich klang das nach einer sehr spannenden Chance, sich in der Wissenschaftswelt weiter zu vernetzen und mit Experten austauschen zu können. Der Ablauf war dann simpel: Ich habe eine Bewerbung an das Direktorium des Instituts gesendet. Nach erfolgreicher Bewerbung wurden einige Formalien seitens der FOM abgewickelt und nach relativ kurzer Zeit war ich einer der ersten Fellows am iwp. Ich kann die Möglichkeit nur jeder und jedem forschungsbegeisterten Studierenden der FOM empfehlen. Es gibt jedoch die Voraussetzung, dass es ein Mitglied des Instituts geben muss, das als Mentorin oder Mentor fungiert.**

Und welchen Einfluss hatte die Promotion und die dort erarbeiteten Ergebnisse auf Ihre Berufstätigkeit?

Brouns: Auch wenn es zwischen meiner beruflichen Tätigkeit in der IT und dem Thema der Promotion keinen direkten Zusammenhang gab, konnte ich insbesondere methodisch profitieren, beispielsweise im Rahmen evidenzbasierter Entscheidungen im beruflichen Umfeld. Zudem bekleide ich aktuell eine kommissarische Führungsrolle, in der es sehr hilfreich ist, mit der Forschung zu aktuellen Führungstheorien vertraut zu sein und zu wissen, was Mitarbeitende motiviert, sie gesund hält und leistungsfähig macht. Damit hat mich der Weg zur Promotion nicht nur persönlich reifen lassen, sondern auch Vorteile für meine berufliche Entwicklung gebracht.

Dürfen wir Sie nach Ihren weiteren Plänen fragen?

Brouns: Sehr gern! Ich werde dem iwp als Research Fellow treu bleiben und weiterhin, so die Zeit es zulässt, kleinere Forschungsprojekte mit Kolleginnen und Kollegen durchführen. Das bietet mir die Möglichkeit, neben meinem Beruf am Puls der Forschung zu bleiben und zu arbeiten und bereitet mir viel Freude. Beruflich bin ich mit beiden Beinen in der IT verankert und sehr zufrieden damit – gleichzeitig möchte ich eine Tätigkeit in der Lehre nicht ausschließen. 

Vielen Dank für diese Einblicke, wir wünschen Ihnen viel Erfolg auf Ihrem weiteren Weg!

*) Richard M. Ryan, Edward L. Deci

**) Ein Research Fellowship ist für Master-Studierende, Absolventinnen und Absolventen auch an den anderen Forschungseinrichtungen der FOM möglich. Voraussetzungen dafür sind neben hervorragenden Studienleistungen ein besonders hohes Interesse an aktueller Forschung und die Bereitschaft zur aktiven nebenberuflichen Mitarbeit an den Forschungseinrichtungen.

Dr. Brouns hat am FOM Hochschulzentrum Düsseldorf studiert. 

Das Interview führte Yasmin Lindner-Dehghan Manchadi M.A. | Referentin Forschungskommunikation der FOM Hochschule | 01.12.2021