Händedesinfektion – wie kann man Krankenhausbesuchende dazu motivieren? Ein aktueller Beitrag aus der Gesundheitspsychologie  

Nosokomiale Infektionen, also Krankenhaus-Infektionen stellen ein schwerwiegendes Problem für die Gesellschaft dar. Ein effektives Mittel zur Vorbeugung von Infektionen ist die Händedesinfektion. Jedoch sind die Händedesinfektionsraten in Krankenhäusern unzureichend niedrig – vor allem auch bei Besuchenden.

In einem 14-wöchigen Feldexperiment wurde in einem deutschen Krankenhaus getestet, inwieweit die sieben Überzeugunsprizipien nach Robert Cialdini Krankenhaus-Besuchende zur Händedesinfektion motivieren können. Bei diesen Prinzipien handelt es sich um grundlegende Mechanismen, durch die sich Menschen oft unwillentlich beeinflussen lassen: Reziprozität, Commitment & Konsistenz, Gemeinschaft, soziale Bewährtheit, Sympathie, Autorität und Knappheit.

Über ein Sensorensystem konnten unauffällig und anonym die Bewegungsdaten von über 245.000 Personen erfasst werden. Damit ließ sich ermitteln, wie viele Personen das Krankenhaus betraten und verließen und wer davon den Desinfektionsspender im Eingangsbereich benutzte. Über dem Desinfektionsmittelspender wurde für das Experiment ein Bildschirm aufgestellt. Dieser zeigte ein Bild mit einer Botschaft der sieben Prinzipen jeweils für eine Woche. Zwischen den Präsentationen war der Bildschirm jeweils für eine Woche ausgeschaltet. Diese Zeiten gelten als Kontrollbedingung. Das Bild, welches nach dem Autoritätsprinzip gestaltet wurde (siehe Abbildung), war am erfolgreichsten darin, die Benutzungsrate des Spenders zu erhöhen.

Bild nach dem Autoritätsprinzip (Bild: Susanne Gaube)

Neben der Autoritätsbotschaft führte auch die Präsentation der Botschaft, die das Prinzip der sozialen Bewährtheit aufgriff, dazu, dass sich mehr Besucher und Besucherinnen die Hände desinfizierten. Soziale Bewährtheit bezeichnet das psychologische Phänomen, dass Menschen sich am Verhalten anderer orientieren – in diesem Fall das Desinfizieren der Hände von ihnen übernehmen, weil sie annehmen, dass es sich dabei um ein der Situation angemessenes Verhalten handelt.

Die Ergebnisse zeigen, dass eine einfache und kostengünstige Intervention wie das Präsentieren von empirisch fundierten Botschaften das Händehygiene-Verhalten von Krankenhausbesuchenden positiv beeinflussen kann.

Federführend hat Susanne Gaube M.Sc. die Studie gemeinsam mit Prof. Dr. habil. Peter Fischer, Verena Windl M.Sc. und Prof. Dr. habil. Eva Lermer durchgeführt. Frau Gaube promoviert aktuell an der Universität Regensburg und war Visiting Student am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Sie wird im Rahmen ihrer Doktorarbeit durch Professorin Lermer vom iwp Institut für Wirtschaftspsychologie der FOM Hochschule und Professor Fischer vom Lehrstuhl für Sozial-, Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie der Universität Regensburg betreut. Frau Windl war als Masterandin bei Frau Gaube und Professor Fischer an der Universität Regensburg in dieses Forschungsprojekt eingebunden.

Die Studienergebnisse wurden unter dem Titel „The Effect of Persuasive Messages on Hospital Visitors‘ Hand Hygiene Behavior“ im Journal „Health Psychology“ veröffentlicht: http://dx.doi.org/10.1037/hea0000854.

Yasmin Lindner-Dehghan Manachadi M.A. | Referentin Forschungskommunikation | 03.04.2020