Studie zur Definition von Grenzwerten psychischer Belastung  

Psychische Belastung nimmt im Arbeitsalltag zu, wenn körperliche Anforderungen werden durch geistige ersetzt werden, was in immer mehr Berufsfeldern geschieht. Die Gründe hierfür liegen in der fortschreitenden Digitalisierung, der Globalisierung sowie auch in der steigenden Anzahl an Dienstleistungsbetrieben.

Prof. Dr. habil. Yvonne Ferreira vom Institut für Wirtschaftspsychologie (iwp) der FOM Hochschule (Foto: privat)

Physische und psychische Gesundheit der Beschäftigten sind u. a. ausschlaggebend für die Qualität der Arbeitsergebnisse und auch ein gesellschaftliches Gut. Daher stellt das Gesetz über die Durchführung von Maßnahmen des Arbeitsschutzes zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Beschäftigten bei der Arbeit (ArbSchG, 2015) die psychische Gesundheit auf die gleiche Ebene wie die physische. Unternehmen sind durch §5 ArbSchG verpflichtet, eine Gefährdungsbeurteilung durchzuführen und notwendige Maßnahmen des Arbeitsschutzes einzuleiten. Hierbei verweist der Gesetzgeber insbesondere auf die Gefährdung durch psychische Belastung bei der Arbeit (§5 Abs. 3 Nr. 6).

Demzufolge muss psychische Belastung für jeden Arbeitsplatz erfasst werden, jedoch liefert der Gesetzgeber keine Durchführungsvorschriften zur Umsetzung dieser Forderung. Vorhandene Erhebungsinstrumente vergleichen bestenfalls die analysierten Werte mit Durchschnittswerten in anderen Betrieben (Richter & Kuhn, 2010, S. 53). Eine tatsächliche Beurteilung der Gefährdung aufgrund der Arbeitsbedingungen sei bisher nicht möglich, so Prof. Dr. habil. Yvonne Ferreira vom Institut für Wirtschaftspsychologie (iwp) der FOM Hochschule. Der Grund liege in der fehlenden Festlegung und Definition von Grenzwerten psychischer Belastung.

In ihrem aktuellen Forschungsprojekt untersucht die FOM Wissenschaftlerin, ob Grenzwerte psychischer Belastung definiert werden können. In einem ersten Schritt wurden zwölf unterschiedliche Berufsgruppen sowohl qualitativ als auch quantitativ befragt, um festzustellen, ob und welche (Fehl-)Belastung auftritt und ob diese zwischen Berufsgruppen differiert. Gleichzeitig wurden Ressourcen erhoben, um die Frage zu klären, ob diese Fehlbelastungen verringern können.

Das sehr große Datenmaterial wurde in übergeordneten Taxonomien zusammengefasst, die benötigt werden, um allgemeine Aussagen über Fehlbelastung treffen zu können. Mit diesen Taxonomien ist es nun möglich, die bisher analysierten, am häufigsten auftretenden Fehlbelastungen detaillierter zu untersuchen. Hierzu sind weitere Untersuchungsschritte geplant, deren experimentelle Designs aktuell entwickelt werden. Hierzu zählen Laborexperimente, Befragungen, Beobachtung im Feld sowie arbeitsphysiologische Messungen.

Ziel hierbei ist, für die hauptsächlich auftretenden Belastungen festzustellen, ob und unter welchen Umständen diese zu Fehlbelastungen werden. Auf diese Weise könnte eine erste Definition von Grenzwerten für Fehlbelastung erfolgen. Mit den Untersuchungsdesigns könnten zahlreiche weitere Fehlbelastungen identifiziert und deren Grenzen festgelegt werden.

Das Forschungsprojekt befindet sich derzeit in der Übergangsphase zu den experimentellen Messungen. Über die bisherigen Ergebnisse wird aktuell ein Fachartikel verfasst, dessen Veröffentlichung kurz bevorsteht. Geplant ist, sich nach der Veröffentlichung des Fachartikels um die Finanzierung weitergehender Forschung zu diesem aktuellen und brisanten Thema zu bemühen.

Support Forschung der FOM Hochschule | 04.12.2019