Auswirkungen des globalen Klimawandels auf den Faktor Arbeit in China – Konferenz in Hongkong organisiert durch die Global Labor Organization, das KCBT und die Konrad Adenauer Stiftung
„Der globale Klimawandel hat erhebliche Auswirkungen auf den Produktionsfaktor Arbeit, insbesondere hinsichtlich Migration und Gesundheit, sowohl in der historischen Perspektive, der Gegenwart, als auch in der Zukunft“, so Prof. Andreas Oberheitmann am Rande der internationalen Konferenz „Climate Change and Human Responses“ in Hongkong.
Er ist wissenschaftlicher Gesamtleiter des German-Sino Competence Center of Business & Technoloy (KCBT) der FOM Hochschule, Affiliate der Global Labor Organization (GLO) und Gastwissenschaftler im RWI – Leibniz Institut für Wirtschaftsforschung.
Gemeinsam mit Prof. Dr. Klaus F. Zimmermann, Präsident der GLO, dem Regionalprogramm der Konrad Adenauer Stiftung für Energiesicherheit und Klimawandel in Asien und Pazifik (RECAP) in Hongkong unter der Leitung von Dr. Peter Hefele organisierte Prof. Oberheitmann diese Konferenz.
Die Konferenz, die Ende 2018 stattfand, behandelte die Auswirkungen des Klimawandels und die Maßnahmen zur Minderung und Anpassung an den Klimawandel aus dem Blickwinkel des Faktors Arbeit, insbesondere hinsichtlich Migration, Gesundheit, historischen und Genderaspekten. An der Konferenz nahmen circa 30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus China und Hongkong, Australien, Deutschland, Indien, Schweden und den USA teil.
Mit 28% der Weltemissionen ist China ist der größte CO2-Emittent. Das Land hat jedoch die CO2-Emissionen des Landes in den letzten Jahren stabilisieren können. Das wurde erreicht durch die Veränderung des Energiemix hin zu weniger kohlenstoffintensiven, sprich: Gas, und kohlenstofffreien Energieträgern, also erneuerbare Energien und Kernenergie, sowie einer Erhöhung der Energieeffizienz, aber auch durch den Rückgang des Wirtschaftswachstums.
Städte sind nicht nur eine wichtige Quelle von Treibhausgasen, sondern selbst auch in hohem Maße von den negativen Auswirkungen der Erderwärmung, wie zum Beispiel dem Anstieg des Meeresspiegels oder Zunahmen von extremen Wetterereignissen, betroffen. Viele der vom steigenden Meeresspiegel betroffenen Städte lägen in Entwicklungs- und Schwellenländern, insbesondere in küstennahen asiatischen Megacitys, fährt Professor Oberheitmann fort. Gemäß einer Studie des amerikanischen Think Tanks „Climate Central“ seien allein in den küstennahen Megacitys Hongkong, Shanghai und Tianjin bei einem Anstieg der durchschnittlichen globalen Temperatur von 4°C bis zum Jahr 2100 circa 45 Millionen Einwohner von einer klimabedingten Migration bedroht. Um seine Vereinbarungen im „Paris Agreement“ der internationalen Klimaverhandlungen – unter anderem eine Minderung der Kohlenstoffintensität des BIP um 60-65 % im Jahr 2030 gegenüber den Werten von 2005 – einzuhalten, setze China auf die Durchführung von Low Carbon City-Projekten in zahlreichen Städten des Landes, so unser Experte. Die Qualität der Umsetzung sei dabei jedoch recht unterschiedlich.
Die Konferenz in Hongkong lebte insbesondere von den zahlreichen interdisziplinären Beiträgen der beteiligten Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftler und Unternehmensvertretenden sowie den anschließenden Diskussionen. Um die Klimaziele zu erreichen, bedürfe es der Förderung verschiedener Breakthrough-Technologien etwa in den Bereichen Eisen- und Stahlindustrie, chemische Industrie oder der Stromerzeugung. Die Nutzung erneuerbarer Energien sei dabei mit großen positiven Nettoeffekten auf den Arbeitsmarkt verbunden, sagte Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, Vizepräsident des Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie.
Die GLO-Research Fellows Feng Shuaizhang und Cui Xiaomeng von der Jinan University wiesen darauf hin, dass die klimawandelinduzierte Migration in China vor allem durch den Wassermangel und die damit verbundenen Minderungen der landwirtschaftlichen Produktivität entstehe. Historische Studien zu den Auswirkungen des KIimawandels auf Migrationsbewegungen im klassischen China der letzten 2000 Jahre zeigten, so Prof. Dr. Pei Qing von der Education University of Hongkong, dass insbesondere Trockenperioden die eher nomadisch geprägten Stämme in Nordchina dazu veranlasst hätten, in das fruchtbare Land in der Mitte Chinas einzuwandern. Weitere Bewegungen nach Süden hätten zu Konflikten mit den agrarisch geprägten Volksgruppen im Süden Chinas geführt.
Heute seien Entwicklungsländer und dort die ärmere Bevölkerung in besonders hohem Maße von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen, so Prof. Dr. Christopher Parsons, University of Western Australia und GLO-Research Fellow. Gleiches gelte, so Prof. Dr. Xi Chen von der Yale University, für die negativen Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit. Auch hier seien insbesondere bildungsferne und ärmere Schichten der Gesellschaft in Entwicklungsländern besonders betroffen. Prof. Dr. Astghik Mavisakalyan vom Bankwest Curtin Economics Centre der Curtin Business School stellte in genderbezogenen Untersuchungen fest, dass insbesondere Frauen unter den Auswirkungen des Klimawandels litten, es jedoch auch in den Parlamenten in höherem Maße Frauen seien, die sich dort für den Klimaschutz stark machten.
Als Abschluss der Konferenz fand bei der deutschen Auslandshandelskammer (AHK) in Hongkong nach Grußworten von Professor Zimmermann und Wolfgang Ehmann, Geschäftsträger der AHK in Hongkong, eine Diskussionsrunde mit Vertretern der Wirtschaft zum Thema der Maßnahmen der Minderung des Klimawandels statt (Foto oben). Insbesondere wurde darauf hingewiesen, dass die Investitionen, die jetzt in Energieeffizienz und eine Änderung des Energiemix getätigt werden, einen so genannten Lock-in-Effekt hätten, da das investierte Kapital für die nächsten Jahrzehnte in diesen Projekten gebunden sei. Es müsse daher genau überlegt werden, in welche Bereiche investiert werde. Viele Regierungen seien noch zögerlich, in Breakthrough-Technologien wie die Umwandlung von CO2 in der Luft in Rohstoffe für die Wirtschaft zu investieren. Um die internationalen Klimaziele einzuhalten, müsse jedoch schnell gehandelt werden. Die Industrie habe dort eine große Verantwortung.
21.01.2019
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