Bedeutung der IT als erfolgskritischer Faktor bei Unternehmenstransaktionen nimmt zu – Studie zu Auswirkungen einer IT-Due Diligence
Information wird zunehmend zu dem entscheidenden Produktionsfaktor im Rahmen der Digitalisierung von Geschäftsmodellen. Man spricht von datengetriebenen Geschäftsmodellen. Die klassische Wertschöpfungskette der Realwirtschaft – das Managementkonzept nach Porter – wird in Folge der Digitalisierung durch ein anderes Managementkonzept, die Informationswertschöpfungskette nach Kollmann, ergänzt oder sogar vollständig ersetzt.
„Das Verständnis und die Transparenz der eingesetzten Informationstechnologie eines Unternehmens ist aus Käufersicht im Rahmen eines Unternehmenskaufs strategisch ein immer erfolgskritischerer Faktor, der auch für die Bewertung des Kaufpreises von Unternehmen immer wichtiger wird“, so Prof. Dr. Alexander Zureck. Er ist wissenschaftlicher Koordinator am Institute for Strategic Finance (isf) der FOM Hochschule und lehrt Banking & Finance an den FOM Hochschulzentren Düsseldorf und Essen.
Gemeinsam mit Dr. Dirk Stein, FOM Lehrbeauftragter für Entrepeneurship, Digitalisierung und Sanierung & Restrukturierung, und Dr. Tina Jäger, langjährige FOM Dozentin, u. a. in den Bereichen Finanzierung und Controlling, hat er eine Studie zur Analyse der Auswirkungen der „Informationstechnlogie-Due Diligence“, kurz: IT-Due Diligence, auf Mergers und Acquisitions (M&A) erarbeitet. Einfach gesagt, geht es aus Käufersicht um die qualitative und quantitative Bewertung der IT eines Unternehmens, in Hinblick auf die effektive Entscheidungsunterstützung in der Transaktionsphase eines Unternehmenskaufs.
Folgende Fragen haben sich die Forschenden gestellt:
- Wie ist eine IT-Due Diligence hinsichtlich der Bewertungsdimensionen von IT strukturiert, um die Unternehmensakquisition aus Käufersicht effektiv im Rahmen eines Mergers & Acquisitions-Prozesses erfolgreich zu unterstützen?
- Was sind die Herausforderungen für einen Käufer, um IT-basierte Risiken für die Unternehmensakquisition und Integration identifizieren zu können?
- Welche IT-basierten Herausforderungen und Risiken gibt es für die Akquisition und Integration eines Unternehmens aus Käufersicht?
- Wie muss eine IT-Due Diligence im Hinblick auf ihre Rolle zu anderen Due Diligence-Teilprüfungen und der Digitalisierung angepasst beziehungsweise entwickelt werden, um den M&A-Prozess aus Käufersicht effektiv unterstützen zu können?
Unter Berücksichtigung der Ergebnisse halten die Forscher eine Standardisierung zur Bewertung von Informationstechnologie für Käufer von Unternehmen für unerlässlich. Die zentralen Forschungsergebnisse dienen als Basis für konkrete Handlungsempfehlungen hinsichtlich der Entwicklung zukünftiger IT-Due Diligence-Modelle im Rahmen des Unternehmenskaufs.
Die Forschenden schlagen die Schaffung eines einfach anwendbaren Handlungsrahmens – insbesondere für nicht IT-affine Anwender – im Rahmen von M&A-Transaktionen vor. Zudem sollte die konsequente Verfolgung des Handlungsrahmens bei zukünftigen Unternehmenskaufentscheidungen und Unterstützung der Kaufpreisermittlung aus IT-Sicht verfolgt werden. Und wichtig sei die intensive Auseinandersetzung mit den Besonderheiten der Informationstechnologie zur ökonomischen Bewertung im Rahmen von M&A-Transaktionen.
Die wichtigsten der Ergebnisse unserer Forschenden sind:
- Der Einfluss und die Berücksichtigung der Digitalisierung zur Bewertung der Informationstechnologie ist aktuell in IT-Due Diligence-Modellen ungenügend berücksichtigt.
- Der technologische Umfang sowie die notwendigen Prozessschritte einer IT-Due Diligence zur Bewertung von Informationstechnologie ist aus wissenschaftlicher Sicht der Standardisierung im Rahmen von M&A schwach ausgeprägt.
- Im Sinne von organisatorischen Schnittstellen und ihrer Lieferbeziehungen zur ökonomischen Bewertung ist die Rolle der IT-Due Diligence zu anderen Due Diligence-Teilprüfungsfeldern, wie z. B. Financial- oder HR-Due Diligence etc., unklar definiert.
- Die aktuellen Forschungsergebnisse basieren auf nicht zugänglichen Grundlagen, die für die Bewertung der Qualität eines IT-Due Diligence-Modells aus wissenschaftlicher Sicht notwendig wären. Das bezieht sich insbesondere auf Sperrvermerke bzgl. der Grundlagen zum aktuellen Literaturstand der IT-Due Diligence-Publikationen.
Auf dem Master-Forschungsforum hat Dr. Dirk Stein die Ergebnisse bereits Studierenden der FOM Hochschule vorgestellt, die auf der Suche nach Themen für ihre Master-Thesis waren. Auf der European Financial System Conference in Brünn, Tschechische Republik, wo es zur Vorstellung einer weiteren isf-Studie kam, konnte das Thema mit anderen Finanzforschenden diskutiert werden.
Yasmin Lindner-Dehghan Manchadi, Referentin Forschungskommunikation, 08.10.2018
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