Arbeitswelten der Zukunft – 5 Antworten aus der arbeitswissenschaftlichen Forschung im öffentlichen Sektor  

Heute sprechen wir mit Prof. Dr. Gottfried Richenhagen, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Public Management (ifpm) der FOM. Die Zukunft der Arbeit ist wichtiger Bestandteil der Arbeit am Institut und in seinen Forschungsprojekten. Er lehrt an verschiedenen Hochschulzentren und leitet als Gesamtstudienleiter das Hochschulzentrum Wesel.

Professor Richenhagen, wie wird sich die Arbeit in öffentlichen Verwaltungen und in den Unternehmen der öffentlichen Hand in Zukunft verändern?

Prof. Dr. Gottfried Richenhagen, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Public Management (ifpm) der FOM Hochschule forscht zu Arbeitswelten der Zukunft (Foto: FOM/Tim Stender)

Prof. Dr. Gottfried Richenhagen: Das ist natürlich allgemein schwierig zu sagen. Die öffentliche Verwaltung arbeitet ja vielfach noch in der Art und Weise, wie sie der große Soziologe und Nationalökonom Max Weber beschrieben hat. Wir nennen es die Max-Weber-Verwaltung. Und das wird auch in Zukunft in vielen Feldern der Fall sein. In anderen Feldern wird sie aber digital und agil arbeiten, das sehen wir jetzt schon im europäischen Ausland. Diese neue Arbeitsweise hat starke Konsequenzen zum Beispiel für die Zusammenarbeit, Führung und Teams. Es kommt zu neuen Kompetenzanforderungen.  

Welche Kompetenzen werden gefragt sein?

Prof. Dr. Gottfried Richenhagen: Natürlich spielen IT-Kompetenzen eine zunehmende Rolle. Aber ironischerweise – diese These scheint sich herauszuschälen – erfordert das digitale und agile Arbeiten ein Vielfaches mehr an über- und außerfachlichen Kompetenzen, zum Beispiel Experimentierfreudigkeit, Lernbereitschaft, Teamfähigkeit und Eigenverantwortlichkeit. Nicht alles unbedingt Fähigkeiten, mit denen man öffentliche Verwaltungen assoziiert.

Können Sie ein Beispiel dafür geben?

Prof. Dr. Gottfried Richenhagen: Die digitale und agile Arbeitsweise können Sie schon heute zum Beispiel in der schwedischen Gemeinde Ängelholm besichtigen, sie bezeichnet sich als „agile Kommune“. Ängelholm hat ihr Organigramm völlig umgekrempelt und arbeitet in einigen Feldern, zum Beispiel in der Sozialverwaltung in Form einer „agilen Arena“: Zur Lösung eines geeigneten Problems werden alle internen und externen Beteiligten zusammengerufen und erarbeiten eine Lösung in drei bis fünf Meetings. Raus aus den Verwaltungssilos, lautet hier die Devise. Sie können sich vorstellen, was dies für den einzelnen Mitarbeiter oder die einzelne Mitarbeiterin bedeutet. „In bin nicht zuständig“ wird zum „Unwort“!

Ist das auch in deutschen Verwaltungen denkbar?

Prof. Dr. Gottfried Richenhagen: Ja, das ist die Forschungsfrage, an der wir jetzt auch arbeiten. Wir gehen dazu in Form der Aktions- und Handlungsforschung vor und probieren mit zwei kommunalen Partnern, nämlich der Stadtverwaltung Essen und der Kreisverwaltung Wesel, aus, wie dies gehen könnte. In unserer Innovationsellipse treffen sich innovative Verwaltungsmanager, so zum Beispiel aus der Stadtverwaltung Karlsruhe und dem Bundesverwaltungsamt, um sich hierüber auszutauschen. Fragen Sie mich also in einigen Jahren noch einmal.

Welches Thema würden Sie sich im Anschluss an das Wissenschaftsjahr 2018 wünschen und warum?

Prof. Dr. Gottfried Richenhagen: Mein Themenvorschlag …? Warum wir künstliche Intelligenz brauchen und warum sie kein Bewusstsein hat. Die Frage bewegt doch die Wissenschaft und die Menschen sehr und löst viele Ängste aus. Letztlich wird die KI aber dem Fortschritt dienen.

Herzlichen Dank, Professor Richenhagen! 

 

Dies ist Teil 2 unserer FOMforscht-Serie „FOM im Wissenschaftsjahr 2018 – Arbeitswelten der Zukunft“. Teil 1 mit 5 Antworten aus der Logistikforschung kann man hier nachlesen 

Das Interview führte Yasmin Lindner-Dehghan Manchadi, Referentin Forschungskommunikation, 19. August 2018