ifes Research Fellow mit IHK-FOM-Preis für herausragende Studienleistungen ausgezeichnet  

Laura-Jane Michler (Mitte) mit Prof. Dr. rer. nat. Thomas Wiebringhaus und ifes-Direktorin Prof. Dr. Bianca Krol (Foto: Tom Schule)

 

27.06.2017 – Feierlicher Moment für ifes Research Fellow Laura-Jane Michler: Bei der Absolventenverabschiedung in der Essener Philharmonie erhielt sie sowohl den akademischen Grad „Master of Science“ als auch den IHK-FOM-Preis. Mit dieser Auszeichnung – überreicht vom Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung der IHK, Franz Roggemann – werden herausragende Studienleistungen honoriert. Im Interview mit ihrem Betreuer und langjährigen Mentor, Prof. Dr. rer. nat. Thomas Wiebringhaus vom ifes Institut für Empirie & Statistik, gewährt Laura-Jane Michler Einblicke in ihre Abschlussarbeit und ihre Forschungsaktivitäten.

Liebe Frau Michler, herzlichen Glückwunsch zum IHK-FOM-Preis! Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?

Laura-Jane Michler: Vielen Dank! Den Preis sehe ich vor allem als Bestätigung und Wertschätzung meiner bisherigen Arbeit. Berufsbegleitend zu studieren bedeutet auch, viel Zeit und Energie zu investieren, die dann an anderer Stelle fehlen. Die Auszeichnung zeigt mir, dass sich die Mühe lohnt und es den Aufwand wert ist.

Sie sind schon während Ihres Masterstudiums ifes Research Fellow geworden. Was erhoffen Sie sich von einer Mitarbeit an diesem Institut?

Laura-Jane Michler: Durch die Mitarbeit am ifes ergibt sich für mich die Chance, auch nach Beendigung meines Masterstudiums weiter forschen zu können. Natürlich ginge dies auch eigenständig ohne Beteiligung an einem Institut, doch durch die Rolle als Research Fellow bleibt der Kontakt zu den Professorinnen und Professoren am ifes erhalten, wodurch sich mitunter spannende Synergien ergeben. Man erhält sowohl viel Unterstützung für die eigene Forschung als auch einen Einblick in die Aktivitäten am Institut.

Ihre Abschlussarbeit im berufsbegleitenden Master-Studiengang Wirtschaftspsychologie baut auf Ihrer Bachelorthesis auf. Was sind – kurz zusammengefasst – die Inhalte?

Laura-Jane Michler: In meinen beiden Abschlussarbeiten befasse ich mich hauptsächlich mit dem Thema der Entscheidungsfindung und beleuchte dabei im Besonderen das menschliche Unbewusste und Unbekannte. Während ich das Thema in meiner Bachelorarbeit noch sehr theoretisch aus verschiedenen interdisziplinären Blickwinkeln betrachtet habe, um den aktuellen Forschungsstand hierzu reflektieren zu können, habe ich den Fokus der Masterarbeit vor allem darauf gelegt, das recht abstrakte menschliche Nicht-Wissen und die Einstellung der Menschen gegenüber dem eigenen Unwissen messbar zu machen. Der so genannte Dunning-Kruger-Effekt, demzufolge Menschen ihre eigene Leistung tendenziell fehleinschätzen, ließ sich hier zur Operationalisierung nutzen. Im Rahmen der Masterarbeit untersuchte ich die Selbsteinschätzung von Studierenden und konnte dabei diesen psychologischen Effekt sowohl bestätigen als auch für zeitliche Einschätzungen – wie die eigene Bearbeitungsgeschwindigkeit – identifizieren.

Warum haben Sie sich für dieses Thema entschieden?

Laura-Jane Michler: Die Beweggründe für diese Themenwahl lagen zu Beginn vor allem – und fast ausschließlich – in meinen persönlichen Interessen. Ich hatte einiges zum Thema Verhaltensökonomik gelesen und bin darüber in diese Richtung gelenkt worden. Ich wollte mich mit Themen befassen, die mich faszinieren. Die zahlreichen Gespräche mit Ihnen vervollständigten das Interesse an diesem Komplex, und sobald ich einmal in die Recherche eingestiegen war, ergaben sich immer neue spannende Fragestellungen, denen ich nachgehen wollte, so dass aus der Bachelor- schnell meine Masterthematik wurde.

Welche Ziele verfolgen Sie derzeit mit Ihrer Forschung?

Laura-Jane Michler: Ich sehe Forschung vor allem als Erkenntnisgewinn und Löschen von Wissensdurst. Erfolge stellen sich dann automatisch ein. Mir geht es aktuell besonders darum, die offenen Fragen, die durch meine Abschlussarbeit entstanden sind, weiter zu verfolgen und im Idealfall zu beantworten. Darauf basierend möchte ich dann auch mit meiner Promotion beginnen und meine Doktorarbeit jenen Forschungsfragen widmen.

Wie verbinden Sie diese Aktivitäten mit Ihrer Arbeit bei Siemens?

Laura-Jane Michler: Da ich zwei Studiengänge berufs- bzw. ausbildungsbegleitend absolviert habe, bin ich es gewohnt, dass Zeit eine recht knappe Ressource ist, und weiß, wie ich diese sinnvoll einsetzen kann. Durch das beendete Masterstudium wird ja nun wieder mehr Zeit unter der Woche verfügbar sein, die ich dann in meine Forschung investieren kann. Darüber hinaus arbeite ich gern in den Abend- und Nachtstunden, da lassen sich Arbeit und Forschung sehr gut kombinieren.

Welche Themen würden Sie in Ihrer anstehenden Doktorarbeit interessieren, sollten Sie eine geeignete Promotionsstelle finden?

Laura-Jane Michler: Ich würde meine bisherige Forschung gerne in meiner Doktorarbeit weiter fortführen. Die empirische Masterarbeit hat viele neue Fragen aufgeworfen. Diese Fragen würde ich gerne angehen und gleichzeitig an den Schwachstellen der Masterthesis arbeiten. Zum einen würde ich gerne mit einem verbesserten Studiendesign die gefundenen Ergebnisse bestätigen. Andererseits möchte ich die Verzerrung zeitlicher Einschätzungen weiter untersuchen, die bisher recht unerforscht scheint. Die Doktorarbeit wird also thematisch ebenfalls den Bereich des menschlichen Unbewussten beleuchten.

Was reizt Sie an einer Promotion?

Laura-Jane Michler: Ich habe ehrlich gesagt nie bis zur Promotion gedacht, sondern bin immer davon ausgegangen, dass nach dem Masterstudium Schluss sein wird für mich. Allerdings habe ich recht schnell gemerkt, dass mein Forschungsinteresse zu groß ist, um jetzt einfach aufzuhören. Die Promotion bietet für mich somit nicht nur die Gelegenheit, den mir noch offenen Forschungsfragen nachzugehen, sondern scheint für mich die logische Fortsetzung meines bisherigen Weges zu sein. Ich denke, ich würde mich eines Tages ärgern, wenn ich die Promotion nun nicht angehe. Die Abschlussarbeiten umfassten ja jeweils nur wenige Monate. Mich reizt es aber, mich für einen längeren Zeitraum einer Thematik zu widmen.

Welche Erwartungen haben Sie an Ihren Doktorvater oder Ihre Doktormutter?

Laura-Jane Michler: Ich hoffe sehr, einen Doktorvater oder eine Doktormutter finden zu können, der bzw. die nicht nur am Ende der Promotionszeit die Prüfung abhält und die Arbeit bewertet. In solchen Zweier-Konstellationen können sich Chancen ergeben, die man auf keinen Fall vergeuden sollte. Ich erhoffe mir einen Betreuer oder eine Betreuerin, der bzw. die sich mit mir gemeinsam in das Thema stürzt, mit kritischen Denkanstößen aushilft und ab und an auch gerne einen anderen Blickwinkel mit einbringt. Hohe Ansprüche und ein gewisser Druck können dabei durchaus von Vorteil sein und sollten nicht immer negativ gesehen werden. Mich spornt es eher an, wenn ich weiß, dass ein gewisses Niveau erwartet wird, und das sollte sich in der Zusammenarbeit mit dem Doktorvater oder der Doktormutter ebenfalls widerspiegeln.

Wie wollen Sie Promotion und Beruf verbinden?

Laura-Jane Michler: Aktuell befinde ich mich in einer Vollzeit-Berufstätigkeit, die mir aber recht flexible Arbeitszeiten ermöglicht. Gleichzeitig besteht die Möglichkeit, meine wöchentlichen Arbeitsstunden zu reduzieren, um mehr Zeit für die Promotion zu bekommen. Das zusammen sollte Beruf und Promotion zeitgleich realisierbar machen. Wenig Freizeit ist man als berufsbegleitende Studentin ja ohnehin gewohnt.

Man könnte unsere Zusammenarbeit als „Forschungstandem“ zwischen Mentor und Mentee beschreiben, da ich Sie in aktuelle Forschungsarbeiten eingebunden habe. Was waren die Vor- und Nachteile aus Ihrer Sicht?

Laura-Jane Michler: Die Vorteile einer solchen Zusammenarbeit liegen sicherlich darin, dass man erstmals wirklich an Forschung herangeführt wird. Das Studium bleibt letztlich ein theoretisches Studium, bei dem die Forschung nur in Form der Abschlussarbeit einen doch eher geringen Anteil einnimmt. Durch unser Tandem habe ich aber die Möglichkeit erhalten, viel aktiver forschen und arbeiten zu können, als es üblicherweise der Fall wäre. Durch das Einbinden in Ihre eigene Forschung sind mir außerdem erste Publikationen ermöglicht worden, die als einfache Studentin kaum – oder nur deutlich schwieriger – möglich wären.

Ein Professoren-Studentinnen-Tandem bringt sicher auch den ein oder anderen Nachteil mit sich, auch wenn die Vorteile überwiegen. So ist es zum Beispiel deutlich zeitintensiver als das Studium sowieso schon ist. Neben dem Beruf und dem eigenen Studium versucht man noch Zeit zu finden, um Ihren Forschungsaktivitäten folgen und diese unterstützen zu können. Wenn die eigene Forschung des Professors unmittelbar betroffen ist, ist auch der Druck (zumindest der wahrgenommene) deutlich höher – man will schließlich nichts falsch machen und mit schlechten Ergebnissen auftauchen. Das muss aber nicht zwingend als Nachteil gesehen werden, sondern kann durchaus anspornend und motivierend wirken und das Niveau in die Höhe treiben.

Denken Sie, dass diese Art der Begleitung und Förderung hilfreich für Sie war? Und was würden Sie anderen Studierenden empfehlen, die schon während des Studiums Forschungsinteresse zeigen?

Laura-Jane Michler: Könnte ich mich erneut entscheiden, würde ich diese Art der Kooperation als Mentor und Mentee jederzeit wieder eingehen, da die Vorteile in meinen Augen deutlich überwiegen. Die gewonnenen Preise und Veröffentlichung zeigen, dass eine solche Zusammenarbeit durchaus erfolgsversprechend sein kann.

Mentoren und Mentorinnen kann man sich nicht aussuchen, da gehört auch immer ein bisschen Glück dazu. Dennoch würde ich jedem Studierenden, der ein gewisses Forschungsinteresse für sich entdeckt, empfehlen, sich nach einem Mentor oder einer Mentorin umzusehen und sich früh aktiv in Forschung einbinden zu lassen. Gespräche mit den jeweiligen Professorinnen und Professoren können hier helfen und führen oftmals zu Kooperationen, die man vielleicht vorher nicht erwartet hatte. So ist auch unsere Zusammenarbeit als Tandem letztlich aus ersten Gesprächen über mögliche spannende Fragestellungen entstanden. Ich denke, dass richtungsweisende Mentorinnen und Mentoren in vielen Fällen den entscheidenden Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg bringen können.

Liebe Frau Michler, herzlichen Dank für das Gespräch!