Christina Goesmann veröffentlicht Dissertation über Wertschätzung ehrenamtlicher Arbeit
17.11.2016 – Laut Statista sind 14,36 Millionen Menschen in Deutschland ehrenamtlich tätig. Ihr Engagement ist für die Gesellschaft unbezahlbar – das zeigt sich zum Beispiel bei der Flüchtlingshilfe. Welche Rolle Anerkennung für sie spielt und ob Wertschätzung ein probates Mittel ist, um weitere Bürgerinnen und Bürger für das Ehrenamt zu gewinnen, hat Christina Goesmann in ihrer Dissertation untersucht. Zu welchen Erkenntnissen sie dabei gelangt ist, kann ab sofort nachgelesen werden: Die wissenschaftliche Mitarbeiterin am iap Institut für Arbeit & Personal der FOM Hochschule hat ihre Doktorarbeit im transcript Verlag veröffentlicht.
„Ich bin meiner Fragestellung auf Basis von vier rekonstruktionslogischen Interviewanalysen nachgegangen“, schildert Christina Goesmann ihr Vorgehen. „Dabei habe ich mich auf Personen konzentriert, die ehrenamtlich in der psychosozialen Demenzbetreuung tätig sind. Zum einen weil dieser Bereich in Zukunft verstärkt von bürgerschaftlichen Versorgungstrukturen bewältigt werden muss, zum anderen weil das Ehrenamt hier bereits heute seinen festen Platz hat.“
Im Zuge der Auswertung hat die Personalexpertin eine Typologie der Wertschätzung entwickelt, die einen ernüchternden Denkfehler aufdeckt: „Gesellschaftliche Wertschätzung ist kein geeignetes Mittel, um die Motivation zur Übernahme eines sozialen Ehrenamtes zu steigern.“ Zwar sei eine Würdigung des Einsatzes – möglicherweise auch in monetärer Form – notwendig, um das Ehrenamt einer breiten Masse zu ermöglichen. Aber Ansätze, die mehr Wertschätzung seitens der Gesellschaft als Anreiz für die Aufnahme eines Engagements in der ehrenamtlichen Demenzbetreuung fördern, könnten nur ins Leere laufen. „Sie verfehlen schlicht das Wesen der Ehrenamtsbeziehung“, erklärt Christina Goesmann. „Denn hinter dem Begriff der Wertschätzung verbirgt sich keine wohlwollende Haltung und keine regelmäßige Äußerung von Dank oder Lob, sondern eine komplexe Struktur mit ganz unterschiedlichen Facetten.“ Dadurch sei der instrumentelle Einsatz von Wertschätzung und Anerkennung so gut wie unmöglich, lautet ihre Schlussfolgerung.
Stefanie Bergel, Referentin Forschungskommunikation
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