Research Fellows im Porträt: Der Forschung trotz Berufstätigkeit treu bleiben  

Patrick Stephan
Patrick Stephan

05.09.2016 – Über 40 Research Fellows sind aktuell an den Instituten und KompetenzCentren der FOM aktiv: Als externe Expertinnen und Experten beteiligen sie sich parallel zu Job, Studium oder Promotion an Publikationen, Konferenzbeiträgen und Forschungsprojekten. Wie das in der Praxis aussieht und welche individuellen Wege in die Forschung geführt haben, berichten die Fellows im Rahmen einer Interviewreihe. Dabei kommt heute Dr. Patrick Stephan zu Wort. Der Research Fellow des ifes Institut für Empirie & Statistik bewegt sich zwischen Berufstätigkeit, Forschung und Lehre – und schätzt an der FOM vor allem, dass ihm die Hochschule diese Kombination ermöglicht.

Im Sommer 2014 haben Sie – gemeinsam mit drei Forscherkollegen aus Canterbury, Münster und Leicester – einen Artikel im International Review of Financial Analysis veröffentlicht. Damals ging es um die Frage, ob Gold eine lohnende Investition ist. Woran arbeiten Sie aktuell?

Patrick Stephan: Ich führe eine Studie zur Immobilienpreisentwicklung in Deutschland durch: Sind die Anstiege wirklich so extrem? Oder handelt es sich dabei um Einzelfälle, die von den Medien entsprechend aufgemacht werden?

Können Sie schon eine erste Zwischenbilanz ziehen?

Patrick Stephan: Mein Zwischenergebnis lautet: Bei der aktuellen Zinsbelastung und wenn die Voraussetzungen stimmen, also genug eigene Mittel und ein sicheres Einkommen vorhanden sind, ist der Immobilienkauf nach wie vor sehr attraktiv. Bis zu den endgültigen Ergebnissen wird es allerdings noch etwas dauern, da ich die Forschung parallel zu meiner Berufstätigkeit betreibe. Da ist es nicht so einfach, sich regelmäßig mehrere Stunden am Stück mit der Studie zu befassen.

Was machen Sie beruflich?

Patrick Stephan: Ich bin als Risikoanalyst im Geschäftsbereich Kreditrisiko der parcIT GmbH in Köln tätig und betreue Rating-Verfahren für Genossenschaftsbanken – speziell in den Segmenten Erneuerbare Energien und Gewerbliche Immobilien.

Um erneuerbare Energien ging es auch in Ihrer Promotion…

Patrick Stephan: Ein Stück weit. Ich habe an der Universität Münster über die Finanzialisierung der Rohstoffmärkte promoviert. Der genaue Titel lautet „Speculative Bubbles and Volatility Drivers in Agricultural and Energy Commodity Markets“. Dabei habe ich u.a. eine Performance-Analyse deutscher börsennotierter Unternehmen durchgeführt, die im Bereich erneuerbare Energien unterwegs sind. Ergebnis: Trotz günstiger Rahmenbedingungen führen die massive Konkurrenz aus China und die Folgen der Finanzkrise zu negativen Entwicklungen.

Nach Ihrer Promotion in der Forschung zu bleiben war aber keine Option?

Patrick Stephan: Nicht wirklich. Für mich stand immer fest: Nach der Promotion geht es in die Wirtschaft. Aber ich bin sehr froh, dass ich über die FOM bzw. das ifes die Möglichkeit habe, weiter forschen zu können. Wenn auch zeitbedingt in kleinerem Rahmen.

Wie kam der Kontakt zur Hochschule bzw. zum Institut für Empirie & Statistik zustande?

Patrick Stephan: Im ersten Schritt über einen Promotionskollegen. Der war an der Universität Duisburg-Essen tätig und hat auch an der FOM gelehrt. Von ihm kam der Tipp, ebenfalls dort aktiv zu werden – zunächst in der Lehre. Da ich in meiner Promotion sehr viel empirisch gearbeitet habe, standen auf meinem Lehrplan neben „Economics“ und „Markoökonomik“ auch die Themen „Empirisches Finance & Accounting“, „Quantitative Forschungsmethoden“ und „Wissenschaftliche Methodik“. Dadurch kam es zu einem regelmäßigen Austausch mit Prof. Dr. Bianca Krol und Prof. Dr. Joachim Schwarz als Modulleiterin bzw. Modulleiter. Beide sind – als Direktorin und Professor – auch am ifes aktiv und haben mich gefragt, ob ich mich als Research Fellow am Institut engagieren möchte. Da habe ich sehr gerne ja gesagt.

Wie sehen – neben der aktuell laufenden Studie – Ihre ifes-Aktivitäten aus?

Patrick Stephan: Ich unterstütze die übrigen ifes-Akteure beispielsweise bei empirischen Studien. Darüber hinaus beteilige ich mich an den Workshops, die das ifes für die lehrenden und forschenden Kolleginnen und Kollegen an der FOM zur Unterstützung der empirischen Kompetenz anbietet.

Die ifes-Akteure sind über ganz Deutschland verteilt. Wie läuft der Austausch ab?

Patrick Stephan: Das ist eine Mischung aus Treffen, Mailen und Telefonieren. Man sieht sich beispielsweise regelmäßig, um das Semester abzustimmen oder über Abschlussarbeiten zu sprechen, die man gemeinsam betreut. Dabei wird dann auch über Forschungsthemen gesprochen.

Ergänzen sich bei Ihnen Forschung und Lehre?

Patrick Stephan: Bei mir geht es sogar noch einen Schritt weiter: Ich lasse sowohl Erfahrungen aus meinem Arbeitsalltag als auch Ergebnisse aus meinen Projekten in die Lehre einfließen. Das hat sich in der Vergangenheit sehr bewährt – gerade mit Blick auf die Themen, die ich unterrichte. Vor Fächern mit Zahlen haben die Studierenden immer höchsten Respekt. Über Anwendungsbeispiele erleichtere ich ihnen den Zugang. Wenn ich Ökonometrie durch die Praxisbrille erläutere, sind am Ende zumindest einige der Studierenden überzeugt, dass „Empirical Finance“ durchaus seine Berechtigung hat.