Gesundheitsreport 2016: Berufsbegleitendes Studium als sozialer Treffpunkt & Ausgleich zum Job
12.08.2016 – „Studierende spielen in den Gesundheitsreports der Krankenkassen eine eher untergeordnete Rolle“, lautet die Beobachtung von Prof. Dr. David Matusiewicz. Um diese Lücke zu schließen, hat der Direktor des ifgs Institut für Gesundheit & Soziales über 1.000 Studierende der FOM Hochschule zu ihrem Gesundheitszustand, ihrer Zahlungsbereitschaft und der Nutzung digitaler Medien befragt – unterstützt durch Prof. Dr. Gerald Lux vom ifgs sowie Prof. Dr. Bianca Krol und Tim Stender vom ifes Institut für Empirie & Statistik.
Eine der wichtigsten Erkenntnisse: „Die Kombination aus Studium und Beruf führt zwar zu einer erhöhten körperlichen und psychischen Belastung, wird aber gleichzeitig als wichtiger sozialer Treffpunkt (38,6 Prozent) und guter Ausgleich zum beruflichen Alltag (23,6 Prozent) empfunden“, so Prof. Dr. Matusiewicz. Das lässt sich zum Beispiel an den beruflichen Fehlzeiten festmachen: Knapp dreiviertel der Studierenden gaben an, dass diese Zeiten im Vergleich zum Zeitraum vor dem Studium unverändert bleiben. 11,1 Prozent vermerkten sogar, dass sich die Fehltage nach Studienbeginn vermindert hätten. Das steht im Einklang zu den Ergebnissen der Arbeitszeitbefragung 2015 von Prof. Dr. Ulrike Hellert. Die Direktorin des iap Institut für Arbeit & Personal hatte herausgefunden, dass berufsbegleitend Studierende selten krankheitsbedingt ausfallen, und hatte dies als Zeichen gewertet, dass ein berufsbegleitendes Studium ein potenzieller Erholungsfaktor sein kann.
Die Frage, was besonders wichtig für die eigene Gesundheit und das eigene Wohlbefinden ist, hat auch Prof. Dr. Matusiewicz den Teilnehmerinnen und Teilnehmern seiner Befragung gestellt. Antwort: Rückhalt in der Familie (83,5 Prozent), Pflege sozialer Kontakte (81,4 Prozent), gesunde Ernährung (77,8 Prozent), Work-Life-Balance (77,6 Prozent), ausreichend Zeit für Hobbies und Freizeit (74,3 Prozent), Erfolg im Beruf (73,8 Prozent) sowie regelmäßiger Sport (65,7 Prozent). „Dazu passt, dass die Studierenden am meisten in Ernährung und Sport investieren“, erklärt der ifgs-Direktor. „39,5 Euro im Schnitt fließen in gesunde Lebens- sowie Nahrungsergänzungsmittel oder Diäten, 24,3 Euro gehen für Fitness(studio) oder Sportvereine drauf.“ Deutlich geringer fallen die Ausgaben für Zeitschriften oder Bücher zu Gesundheitsthemen aus: Sie liegen bei durchschnittlich 1,9 Euro pro Monat.
An die Stelle dieser klassischen Printmedien als Informationsquellen treten für die befragten Studierenden Online-Angebote. „Durchschnittlich 1,8 Stunden pro Woche verbringen sie mit Internet-Recherchen rund um Gesundheitsthemen“, sagt Prof. Dr. Matusiewicz. „Das größte Vertrauen genießen dabei Informationen von Forschungsinstituten (68 Prozent), gefolgt von Krankenkassen (59,9 Prozent), Bundes- und Landesministerien oder Verbänden (53,3 Prozent) oder Krankenhäuser und Arztpraxen (51,4 Prozent). Sehr weit abgeschlagen ist dagegen die Pharmaindustrie (10,7 Prozent).“ Diese Technikaffinität zeigt sich übrigens auch bei der Nutzung anderer Anwendungen und Angebote: 35,2 Prozent der Studierenden setzen beispielsweise auf Gesundheitsapps, Smartwatches oder Fitness-Tracker, 24,9 Prozent frequentieren Online-Ratgeber oder Gesundheitslexika, 19,5 Prozent besuchen Online-Apotheken, 18 Prozent suchen über das Internet Ärztinnen oder Ärzte.
„Zusammenfassend lässt sich sagen, dass berufsbegleitend Studierende vor besonderen Herausforderungen stehen, wenn es um Gesundheit und Wohlbefinden geht“, zieht Prof. Dr. Matusiewicz Bilanz. „Gleichzeitig weisen sie eine erhöhe Bereitschaft für zahlungsbedinge Gesundheitsleistungen sowie ein hohes Interesse an der Unterstützung durch digitale Instrumente zur Gesundheitsförderung auf. Für mich ergibt sich daraus eine zukünftige Forschungsaufgabe mit verschiedenen Ansätzen aus Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention im Rahmen des Settings Hochschule.“
Stefanie Bergel, Referentin Forschungskommunikation
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