„Digitale Transformation führt zu disruptiven Innovationen im Gesundheitswesen“: Prof. Dr. Matusiewicz beim BVMed-Event  

Prof. Dr. David Matusiewicz, Antje Niemeyer, Prof. Dr. Herbert Rebscher und Dr. Markus Müschenich (v.l.; Foto: bvmed.de)
Prof. Dr. David Matusiewicz, Antje Niemeyer, Prof. Dr. Herbert Rebscher und Dr. Markus Müschenich (v.l.; Foto: bvmed.de)

08.07.2016 – Welche Auswirkungen haben medizinische Apps und kognitive System auf die Gesundheitsversorgung? Diese Frage stand im Zentrum eines Events des Bundesverbandes Medizintechnologie – kurz: BVMed – in Berlin. Antworten kamen von Fachleuten wie Prof. Dr. Herbert Rebscher von DAK Gesundheit, Internetmedizin-Experte Dr. Markus Müschenich sowie Antje Niemeyer von IBM Watson Health. Auch Prof. Dr. David Matusiewicz war vor Ort. Der Direktor des ifgs Institut für Gesundheit & Soziales befasste sich in seinem Vortrag mit Apps, Telemedizin, Selftracking und Wearables.

„Die digitale Transformation im Gesundheitswesen hat begonnen und wird zu disruptiven Innovationen führen“, stellte er gleich zu Beginn fest. Die Entwicklung sei rasant: „Wir werden sowohl den gläsernen Patienten als auch den gläsernen Arzt bekommen, dessen Therapien hinterfragt werden, weil sich viele Kranke zusätzlich im Internet informieren und eine entsprechend höhere Erwartungshaltung haben.“ Trotzdem gehe es bei der digitalen Revolution nicht um die Substitution von Ärzten, sondern um die technische Unterstützung der ärztlichen Tätigkeit. „Schon jetzt können 29 Prozent der Tätigkeiten von Gesundheitsberufen von Computern übernommen werden.“ Innovative Entwicklungen wie IBM Watson würden zeigen, wie es in Zukunft gehen wird. „Der Computer wird den Arzt nicht ersetzen, vielmehr nimmt er ihm die Diagnostik ab und kann hunderttausende Studien in Sekunden in Betracht ziehen. Medizin wird somit insgesamt weniger zufällig. Der Arzt kann sich dann voll auf eine patientenindividuelle Therapie konzentrieren.“

Für Euphorie ist es in den Augen des FOM-Experten aber noch zu früh. „Die Digitalisierung im Gesundheitswesen befindet sich nicht in der Etablierungs-, sondern noch in der Profilierungsphase.“ An (zu) vielen Stellen werde gebremst. Beispiel Big Data. „Im Gesundheitswesen werden Milliarden von Daten generiert, die zur Steuerung und Evaluation unseres Systems genutzt werden können. Aber die Selbstverwaltung blockiert in vielen Bereichen, wie der Fall elektronische Gesundheitskarte zeigt.“ Diese sei technisch gar kein Problem, aber ein hochpolitisches Thema. Weitere Herausforderungen auf dem Weg der Etablierung seien die hohen bürokratischen Hürden für neue Leistungserbringer, die Befürchtung höherer Zusatzbeiträge der Krankenkassen oder die fehlende Marktübersicht und Zahlungsbereitschaft der Patientinnen und Patienten, so Prof. Dr. Matusiewicz.

Die Herausforderungen und Chancen des digitalen Wandels im Gesundheitssektor stehen übrigens auch im Zentrum des 5. Klinikkongress Ruhr vom 7. bis 8. September in Dortmund. Dort werden neben Prof. Dr. Matusiewicz auch die FOM-Professoren Dr. med. Dr. rer. pol. Christian Thielscher vom KCG KompetenzCentrum für Management im Gesundheits- & Sozialwesen und Prof. Dr. Hans-Joachim Flocke von der FOM Hochschule in Essen als Referenten teilnehmen.

Stefanie Bergel, Referentin Forschungskommunikation