Diversität in der Lehre: Vielfalt zulassen und nutzen
16.05.2016 – Wie sieht Vielfalt unter Studierenden aus? Welche didaktischen Möglichkeiten bzw. Methoden gibt es für den Umgang mit Diversität? Und was für Potenziale bietet Heterogenität für die Lehre? Diese Fragen standen im Zentrum eines Workshops, den ich gemeinsam mit Prof. Dr. Frank Linde (TH Köln und Lehrbeauftragter an der Hochschule Osnabrück) am Innovationszentrum Gender, Diversity und Interkulturalität in Osnabrück gehalten haben.
Das Wichtigste vorab: DIE Studierenden gibt es nicht mehr. Die Menschen, die uns im Hörsaal gegenüber sitzen, unterscheiden sich auf mehr als einer Ebene. Da sind zunächst die sozialen und ethnischen Hintergründe. Jeder und jede von ihnen bringt zudem ganz unterschiedliche Kompetenzen und Fähigkeiten mit in die Vorlesung. Es gibt Studierende mit und ohne Abitur oder auch mit und ohne BWL-Vorkenntnisse. Die einen sind erfahrene Lernende, die anderen haben zuletzt in der Schule gelernt und starten erst Jahre danach ins Studium. An der FOM Hochschule mit ihren ausbildungs- bzw. berufsbegleitenden Bachelor- und Masterstudiengängen spielt zusätzlich noch ein weiterer Faktor eine wichtige Rolle: der berufliche Hintergrund. Im Human-Resources-Modul des Master-Programms Management habe ich es beispielsweise mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterschiedlicher Branchen, Funktionen und Hierarchiestufen zu tun.
Wie gehe ich nun als Lehrende mit dieser Heterogenität um? Und wie nutze ich die Potenziale, die all diese verschiedenen Lebensläufe und Erfahrungen bieten, für meinen Unterricht? Professorin Christine Hockings von der University of Wolverhampton schlägt als Resultat eines Forschungsprojektes drei Herangehensweisen vor. Nummer eins: sichere und integrative Räume schaffen, in denen Lehrende Studierende als Individuen kennenlernen können und in denen klare Grundregeln für gemeinsames Lernen gelten. Nummer zwei: das Wissen und die Erfahrungen der Studierenden für die eigenen Vorlesungen nutzen. Zum Beispiel, indem man mit dem beginnt, was die Studierenden bereits wissen, und auf Basis dessen bestehende Theorien erklärt. Oder indem man Inhalte mit dem Lebensalltag und den Zukunftsplänen der Studierenden verknüpft. Oder indem man im Rahmen der Vorlesungen Gelegenheit schafft, gemeinsam nachzudenken und Probleme zu lösen. Und – last but not least – Nummer drei: beim Unterrichten immer ein Gespür für die Unterschiede der Studierenden behalten. Das lässt sich zum Beispiel dadurch erreichen, dass man stets auf unterschiedliche Bedürfnisse und Interessen vorbereitet ist oder gezielt auf Interaktionen setzt, die verschiedene Studierende zusammenbringen.
Mit welchen Instrumenten sich diese drei Punkte in der Lehrpraxis umsetzen lassen, erarbeitete ich aktuell gemeinsam mit Lana Kohnen im Rektoratsprojekt Diversity Management. So planen wir neben dem bereits etablierten Workshop an den Dozentinnen- und Dozententagen zu „Vielfalt in der Lehre“ u.a. eine online-basierte Diversity-Toolbox für die Lehrenden der FOM Hochschule. Sie soll neben Informationen zu Diversity und Diversity Management auch Selbsttests und Reflexionsfragen sowie Empfehlungen bzw. Werkzeuge für die Lehre enthalten.
Prof. Dr. Anja Seng, Rektoratsbeauftragte Diversity Management
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