KCI knüpft neues wissenschaftliches Netzwerk  

Umfassender Erfolg für das 1. Internationale Seminar der FOM zur Wiedereingliederung langzeitkranker Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: „Wie im Titel der Veranstaltung bereits impliziert, haben wir ‚Neue Allianzen zum Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit bei gesundheitlichen Einschränkungen‘ geschmiedet“, fasste Prof. Dr. Winand Dittrich im Anschluss zusammen. „Die Referentinnen und Referenten haben vereinbart, dass sie als Gruppe an der Thematik der Veranstaltung weiterarbeiten und auch ein Buchprojekt mit den Beiträgen zur Tagung auf den Weg bringen wollen. Wir möchten damit einen Beitrag zur weiteren Professionalisierung in diesem nicht-medizinischen Bereich der Gesundheits- und Versorgungsforschung leisten.“ Der wissenschaftliche Leiter des KCI KompetenzCentrum für interdisziplinäre Wirtschaftsforschung & Verhaltensoekonomie der FOM Hochschule fungierte gemeinsam mit Dr. Thomas Johansen vom Nationalen Zentrum für Berufliche Rehabilitation (Norwegen) als Gastgeber der Tagung, die Ende November 2015 in Frankfurt am Main stattfand.

Im Zentrum der Vorträge und Diskussionsrunden stand die Frage, wie die Wiedereingliederung langzeitkranker Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gelingen kann und was Deutschland dabei von anderen Ländern lernen kann – und umgekehrt. Prof. Reuben Escorpizo von Swiss Paraplegic Research and University of Vermont (USA) stellte beispielsweise ein internationales Klassifizierungssystem vor, das in den USA, in Großbritannien, in Norwegen und in Island zum Einsatz kommt: die International Classification of Functioning, Disability and Health (ICF) der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Sie sieht u.a. eine Berücksichtigung sowohl persönlicher als auch Umweltfaktoren vor und ermöglicht dadurch eine individuelle Betreuung der Kranken.

Dr. Ása Dóra Konráðsdóttir vom isländischen VIRK Rehabilitation Fund stellte in ihrem Vortrag „Work disability evaluation“ ein System vor, bei dem der Gesundheitszustand einer Person in der beruflichen Rehabilitation über einen längeren Zeitraum dokumentiert wird – zum Beispiel vor, während und nach einer Reha. Dabei finden im Abstand von einem halben, einem und drei Jahren Screenings statt, die durch Selbsteinschätzung und ärztliche Beurteilungen ergänzt werden. „Dieses System ermöglicht eine individuelle Betreuung vor allem der am meisten Betroffenen, nämlich Personen mit Rückenschmerzen der unteren Wirbelsäule sowie Personen mit psychischen Problemen – aber auch einer großen Gruppe mit unspezifischen Schmerzen“, so die Expertin aus Island.

Weitere Referenten waren Nancy Reims vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit („Return to work after vocational rehabilitation and welfare services in Germany”), die auf die vergleichbare Situation der beruflichen Rehabilitation in Deutschland umfassend hinwies, sowie Mitorganisator Dr. Johansen. Der stellte in seinem Vortrag „Cognitive and behavioral approaches to occupational rehabilitation“ erste Ergebnisse des gemeinsamen Forschungsprojektes zwischen der FOM und dem Nationalen Zentrum für Berufliche Rehabilitation (Norwegen) vor. Als wissenschaftlicher Leiter des KCI referierte Prof. Dr. Dittrich gemeinsam mit KCI Research Fellow Matthias Biniok unter dem Titel „Knowledge transfer and innovation in the health sector“ über neue Wege zur Stärkung evidenzbasierter Praxis sowie die zunehmende Rolle des Wissenstransfers im Gesundheitssektor.

Vom in Gründung befindlichen ifgs Institut für Gesundheit & Soziales sprachen Research Fellow Maren Porzelt und Direktor Prof. Manfred Cassens über Projekte des Instituts. U.a. stellten sie ein aktuelles unternehmensbezogenes Programm zum Qualitätsmanagements im Gesundheitsbereich bei dem Autohersteller Audi: „A DIN EN ISO certification ‚Healthy Community‘ has to include /cooperate with the workplace health management as well”. „Die Kooperation zwischen dem KCI und dem ifgs hat neue Impulse gesetzt und soll weiter ausgebaut werden“, sagte Prof. Dr. Dittrich im Anschluss an den Vortrag.

Nach zwei intensiven Konferenztagen stand dann auch die Marschrichtung für die weitere Zusammenarbeit fest: „Wir werden nun verschiedene Datenbanken untersuchen sowie Ländervergleiche anstellen“, so Prof. Dr. Dittrich, „immer mit Blick auf die Effektivität der Evaluierungspraxis und den Erfolg von Reha-Maßnahmen zum Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit.“ Die nächste Konferenz soll 2016 stattfinden – voraussichtlich in Kooperation mit dem ifgs in München.

Stefanie Bergel, Referentin Forschungskommunikation