Das körpereigene Hormon Oxytocin beflügelt die Spendenneigung  

KCC Research Fellow Nina Marsh
KCC Research Fellow Nina Marsh

Wie viel sind Menschen bereit, in Nachhaltigkeit zu investieren? Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Bonner Universitätsklinikums haben herausgefunden: Die Antwort auf diese Frage hängt vom Oxytocin-Spiegel der jeweiligen Person ab. Die Spendenneigung steige nämlich mit der Menge dieses körpereigenen Bindungshormons. Erstautorin der Studie ist übrigens Nina Marsh, Research Fellow des KCC KompetenzCentrum für Corporate Social Responsibility der FOM Hochschule.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Prof. Dr. Dr. med. René Hurlemann, Direktor der Abteilung für Medizinische Psychologie an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, führten mit insgesamt 172 Teilnehmenden Experimente durch. „Jeder Proband erhielt zehn Euro und konnte sich entscheiden, ob er die Summe selbst behalten, alles oder nur einen Teil spenden wollte“, erklärt Nina Marsh. „Zwei reale Spendenprojekte standen dafür zur Auswahl: ein ökologisches zur Regenwaldaufforstung im Kongo und ein soziales Vorhaben, mit dem die Lebensgrundlagen von Ureinwohnern im Kongogebiet verbessert werden sollten. Anhand von Speichelproben wurde während des Versuchs der Oxytocinspiegel der Teilnehmenden festgestellt.“

Eine Besonderheit, die dabei aufgefallen ist: Das Oxytocin entfaltet seine Wirkung nur, wenn es um soziale Nachhaltigkeitsprojekte geht. Handelt es sich um rein ökologisch ausgerichtete Vorhaben, steigert das Hormon die Fähigkeit zum Teilen nicht. „Die Ergebnisse zeigen, dass die Probanden grundsätzlich auch etwas für rein ökologische Nachhaltigkeitsprojekte übrighaben, da sie hierfür im Schnitt fast die Hälfte ihres Geldes spendeten“, sagt Nina Marsh. „Aber unter Oxytocin-Einfluss kommt es zu einer Verschiebung der Prioritäten zugunsten sozialer Uneigennützigkeit.“

Prof. Dr. Linda O’Riordan vom KCC kommentiert: „Die Ergebnisse liefern wichtige Indizien für unsere Forschungsprojekte: Erstens, dass Kunden unter bestimmten Bedingungen durchaus bereit sind, mehr für nachhaltige Produkte zu zahlen. Zweitens, dass bei Umweltprojekten der gesellschaftliche Fokus stärker betont werden muss.“ Diese Erkenntnisse würden auf jeden Fall in die aktuellen Arbeiten in den Bereichen ‚Shared Value‘ und ‚Sustainable Triple Bottom Line‘ einfließen.

Publikation: The Neuropeptide Oxytocin Induces a Social Altruism Bias, “The Journal of Neuroscience“, DOI: 10.1523/JNEUROSCI.3199-15.2015.

Stefanie Bergel, Referentin Forschungskommunikation