Bargeldabschaffung? Höchstens ein bisschen!
Der Bund der Steuerzahler fordert die Abschaffung des 500-Euro-Scheins, NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans will eine Obergrenze für Barzahlungen einführen. Wie Verbraucherinnen und Verbraucher diese Entwicklungen einschätzen, ist Gegenstand eines Transferprojektes von Prof. Dr. Sebastian Serfas: Der stellvertretende Gesamtstudienleiter der FOM Hochschule in Nürnberg hat deutschlandweit über 1.300 Berufstätige zwischen 17 und 57 Jahren zu bargeldlosen Zahlungsmitteln sowie potenziellen Beschränkungen der Bargeldnutzung befragt.
Eines der wichtigsten Ergebnisse: Die Mehrheit der Befragten (81 Prozent) spricht sich klar gegen eine vollständige Abschaffung des Bargeldes aus – und das, obwohl die meisten von ihnen (83 Prozent) häufig oder sehr häufig auf klassische bargeldlose Zahlungsmittel setzen. „Die grundsätzliche Bereitschaft zur bargeldlosen Zahlung ist bei vielen Transaktionen des täglichen Lebens tendenziell vorhanden“, fasst Prof. Dr. Serfas zusammen, „zum Beispiel an der Tankstelle (99 Prozent), im Supermarkt (97 Prozent) oder im Restaurant (95 Prozent) – und das schon bei kleineren Beträgen ab ca. zehn Euro (86 Prozent).“
Dass sich der Großteil der Befragten trotzdem nicht ganz vom Bargeld verabschieden möchte, hat in den Augen des Experten für Finance & Accounting verschiedene Gründe. „Zum einen wird Bargeld nach wie vor als tendenziell sicherer erachtet (71 Prozent), zum anderen schätzen die Befragten die bessere Selbstkontrolle des Ausgabeverhaltens (76 Prozent).“ Auch sei eine komplette Abschaffung des Bargelds gedanklich ein sehr großer Schritt.
Moderaten Beschränkungen der Bargeldnutzungsmöglichkeiten steht die Mehrheit der Befragten dagegen durchaus offen gegenüber! So befürworten zwei Drittel die Abschaffung des 500-Euro-Scheins (67 Prozent), und drei Viertel sprechen sich für die Einführung einer Obergrenze für Bargeldgeschäfte aus (73 Prozent), wie sie auch in anderen Ländern bereits existiert. Von solchen Maßnahmen erhoffen sie sich u.a. die Erschwerung krimineller Tätigkeiten wie Geldwäsche (73 Prozent), Steuerhinterziehung (66 Prozent) und Schwarzarbeit (69 Prozent). „Hinzu kommt, dass wir uns an viele bereits existierende Bargeldbeschränkungen gewöhnt haben wie die Tatsache, dass viele Geschäfte keine 500-Euro-Scheine annehmen oder dass Energieversorger meist nur bargeldlose Zahlungen vorsehen“, ergänzt Prof. Dr. Serfas. „Deshalb wird dies mehrheitlich als akzeptabel und kaum einschränkend wahrgenommen.“
Die kompletten Ergebnisse der Studie stehen als PDF zum Download auf der Internetseite des ifes Institut für Empirie & Statistik zur Verfügung.
Stefanie Bergel, Referentin Forschungskommunikation
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