Forschung in der Praxis: Hella Abidi untersuchte Supply Chains in Simbabwe  

 

Impression aus Simbabwe
Impression aus Simbabwe

Welche Logistik-, Lager- und Transportprozesse haben Einfluss auf die Supply Chain von Hilfsorganisationen? Diese Frage steht im Zentrum des Projektes „PEARLS – Effizienzanalyse in der humanitären Logistik“, das von der FOM Hochschule gefördert wird. Um eine praxisorientierte Antwort auf diese Frage zu erhalten, ist Hella Abidi, wissenschaftliche Mitarbeiterin am ild Institut für Logistik- & Dienstleistungsmanagement, nach Afrika gereist: In Simbabwe hat sie zehn Tage lang die Arbeit der Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ begleitet.

„Simbabwe gehört zu den von HIV und AIDS am stärksten betroffenen Ländern der Welt. ‚Ärzte ohne Grenzen‘ konzentriert sich unter anderem daher auf zwei Bereiche: die Aufklärung und die Versorgung der Bevölkerung mit Medikamenten, die es ermöglichen, mit einer HIV-Infektion so lange wie möglich zu leben“, erläutert Hella Abidi. „Die Infrastruktur des Landes stellt dabei hohe Anforderungen an Materialflusssysteme, Lagerorganisation, Informationsfluss, Räumlichkeiten und Geschäftsprozesse sowie Auditsysteme.“

Ein Beispiel: Um ihre Medikamente abzuholen, müssen die Kranken gerade in ländlichen Gegenden weite Strecken zurücklegen. „Die Arzneimittel werden für drei Monate ausgeteilt“, so Hella Abidi. „Für die Hilfsorganisation bedeutet das: Sie muss nicht nur sicherstellen, dass ihr Zentrallager immer gut gefüllt ist, sondern auch gewährleisten, dass die Medikamente in gutem Zustand und mit einem minimalen Verfallsdatum von drei Monaten in die Hände der Empfänger gelangen.“ Beim Blick auf diese Supply Chain von „Ärzte ohne Grenzen“ hat die FOM Expertin einige Faktoren identifiziert, die jetzt schon zum Erfolg der Versorgungsprozesse beitragen:

  • Das Ziel des Hilfsprojektes in die Supply Chain integrieren: „Bei Logistikprozessen im humanitären Bereich geht es nicht um Kosteneffizienz, sondern darum, möglichst viele Menschen durch Kampagnen zu erreichen, um ihre Situation schnell zu verbessern.“
  • Mitarbeiter qualifizieren: „Die Mitarbeiter von ‚Ärzte ohne Grenzen‘ sind flexibel und reagieren proaktiv. Sie managen die Waren- und Lagerbestände akkurat, damit Medikamente kurz vor dem Verfallsdatum nicht an andere Projekte übertragen werden müssen.“
  • Geld für die Infrastruktur einplanen: „Ohne eigenes technisches Equipment wie Fahrzeuge oder Computer kommen sowohl Medikamente als auch Informationen kaum bei den Hilfsbedürftigen an.“
  • TeamPerformance: „Projekte sind dann erfolgreich, wenn die Mitarbeiter-Teams gut funktionieren. Und das ist vor allem dann der Fall, wenn sowohl klare Strukturen als auch genügend Ressourcen vorhanden sind.“
  • Zusammenarbeit mit anderen Hilfsorganisationen

Hella Abidis Erkenntnisse fließen direkt in die weitere Arbeit von PEARLS ein. „Dieses Projekt zu unterstützen, bietet der FOM die Möglichkeit, einen Beitrag zur humanitären Logistik zu leisten“, erläutert Dipl.-Ing. (FH) Christoph Hohoff das Engagement der Hochschule. „Der Themenbereich ordnet sich thematisch gut in das Forschungsleitbild des ild ein. Zudem trägt die Projektteilnahme zur Internationalisierung bestehender Forschungsarbeiten des ild bei“, so der Bereichsleiter Forschung & Transferprojekte weiter.

Stefanie Bergel, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit