Lieferketten vergleichbar machen: Hella Abidi untersucht das Supply Chain Management von Hilfsorganisationen  

Wie effizient ist die Supply Chain? In der freien Wirtschaft ist diese Frage nicht nur legitim, sie steht bei Logistikunternehmen und ihren Kunden auch immer wieder zur Diskussion. Wie aber sieht das bei Hilfsorganisationen aus? Mit dieser Frage befasst sich Hella Abidi vom ild Institut für Logistik- & Dienstleistungsmanagement der FOM Hochschule im Rahmen ihrer Promotion. Ein erster Meilenstein ist dabei schon geschafft: die Publikation eines Artikels in „Supply Chain Management: An International Journal“.

Der Text, den die Logistikexpertin gemeinsam mit Sander de Leeuw (Associate Professor of Logistics an der VU Universität Amsterdam) und Prof. Dr. Matthias Klumpp (ild) erstellt hat, steht unter dem Titel „Humanitarian Supply Chain Performance Management. A Systematic Literature Review“. Die Autoren verfolgen vor allem drei Ziele: den State of the Art in Sachen Performance Measurement und Management bei humanitären Lieferketten darzustellen sowie Indikatoren für erfolgreiche Supply Chains zu entwickeln und zu evaluieren. Eine ihrer Erkenntnisse: „Leistungsmessungssysteme sind noch ein relativ offenes Feld in der Forschung“, so Hella Abidi. Ein möglicher Grund: „Was für ähnliche Projekte aus der Privatwirtschaft gilt, lässt sich nicht 1:1 auf die Organisation humanitärer Projekte übertragen“, hebt die ild-Expertin hervor. „Wenn es gilt, Katastrophengebiete in der ersten Reaktionsphase mit Medikamenten, Lebensmitteln oder Kleidung zu versorgen, steht nicht die Kosteneffizienz im Vordergrund. Es geht vielmehr darum, möglichst viele Menschen schnell zu erreichen, um ihre Situation zu verbessern.“

Wie das in der Praxis aussieht, untersucht Hella Abidi im Zuge zweier Projekte im Rahmen ihrer Promotion. Im Zentrum des ersten steht eine Untersuchung innerhalb einer Hilfsorganisation. „Dabei gilt es in erster Linie, transparent zu machen, was mit Spendengeldern passiert“, erklärt sie. „Ich schaue mir also an, wie die Supply Chain aufgebaut ist und wie Leistung, Kosten und Organisation zusammenspielen.“ Das zweite Projekt ist die Zusammenarbeit mit dem renommierten Fritz Institute in San Francisco. „Ziel ist es, ein einheitliches Performance Measurement System zu entwickeln, das es ermöglicht, die Supply Chains von Hilfsorganisationen zu vergleichen“, konkretisiert Hella Abidi. Hintergrund: Pro Krisenregion sind manchmal über 600 Organisationen vor Ort. Das kann – wie im Fall von Haiti – dazu führen, dass der Hafen verstopft ist und sich die Verteilung von Hilfsgütern verzögert. „Mit Hilfe eines Performance Measurement Systems ist es möglich, die Kernkompetenzen verschiedenen Organisationen sichtbar zu machen und ihre Arbeit entsprechend zu koordinieren“, sagt Hella Abidi. „Das verbessert die Situation im Krisengebiet und sorgt gleichzeitig dafür, dass Spendengelder effizient eingesetzt werden.“ Mit einem ersten Vorschlag dafür rechnet sie 2015.

Stefanie Bergel, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit