Mit 40 ist noch lange nicht Schluss! FOM bietet Unterstützung und Workshops für ältere Studierende  

 

Wer meint, mit übeF_40plusr vierzig sind beruflich die Weichen gestellt und die Karriereschritte abschlossen, der irrt. „Um die Mitte des Lebens ergeben sich manchmal ungeahnte Jobchancen, die nur mit einem Studium realisiert werden können – oder der Kindheitstraum nach einem akademischen Abschluss wird stärker“, erläutert Christine Göllner, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Forschungsprojektes Erfolgreich studieren 40 + an der FOM Frankfurt. Diesem Perspektivwechsel trägt die Hochschule Rechnung –  und hat unterstützende Workshops für Studierende Ü40 entwickelt.

„Wir haben u.a. das Lernverhalten und die Lernvoraussetzungen von Studierenden über 40 untersucht. Daraus entstanden ist u. a. ein Workshop, in dem wir neue Lernerfahrungen ermöglichen“, sagt Prof. Dr. Lutz Hoffmann, wissenschaftlicher Leiter des Forschungsprojektes. Dabei gehe es nicht darum, sich neues Wissen anzueignen, sondern das implizite Wissen zu aktivieren. „Auf den ersten Blick mag dies unwissenschaftlich klingen, aber mit über 40 ist es wichtig, das Erfahrungswissen in den Lernprozess einzubeziehen, Zusammenhänge zu erkennen und einen Sinn im Lehrstoff zu entdecken“, betont Christine Göllner. Während jüngere Studierende eher bereit seien, den vom Dozenten gestellten Aufgaben ohne eigene Fragestellungen zu folgen, haben ältere das Bedürfnis, den Wissenserwerb an eigene Ideen und Gedanken anzuknüpfen.

Im Fokus der Workshops stehen daher Begegnung, neue Erfahrungen und die persönliche Motivation: Besonders wichtig ist es, die Chance nach Reflexion zu ergreifen, so Göllner. „Dies geschieht beispielsweise in einem Gespräch zwischen zwei Studierenden: Während einer laut über das Thema seiner Bachelor-Thesis nachdenkt, hört der andere zu und protokolliert das Gesagte,“ erläutert die studierte Pädagogin und Betriebswirtin. So könnten Fragestellungen differenziert werden, indem persönlich relevante Punkte auftauchen. Ein weiteres Tool ist das Arbeiten an Fallbeispielen: Dabei wird jeder eingeladen, sich an vergangene Situationen zu erinnern, die etwas mit den Herausforderungen der aktuellen Situation zu tun haben. „Wie bin ich in der Vergangenheit damit umgegangen? Was war hilfreich? So werden Muster herausgearbeitet und Analogien gebildet.“

Die neue Herangehensweise ist für die Studierenden oftmals ungewohnt: „Statt Wissen zu vermitteln, fordern wir die Studierenden auf, den eigenen Gedanken und Interessen zu folgen und sich dabei auf das eigene Gespür und Erfahrungswissen zu stützen“, sagt Christine Göllner. Ein Teil fand es toll und sehr hilfreich und konnte ein tieferes Verständnis für die bearbeiteten Themen sowie Handlungsimpulse für die nächsten Schritte gewinnen. Zum Beispiel an die eigene Motivation für das Studium anknüpfen und damit verbunden die berufliche Entwicklungsrichtung klären. Für einen anderen Teil war es auch schwierig, sich auf diese ungewohnte Methode einzulassen. „Was aber alle Teilnehmer verband, war der Eindruck, sich im Hörsaal zwischen den zwanzig- und dreißigjährigen noch immer als Exot zu fühlen!“

Das Projekt „Erfolgreich studieren 40+“ wird vom Bundesinstitut für Berufsbildung aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Rahmen eines Modellversuchs gefördert (Förderkennzeichen: 21W050011).

Dr. Claudia Becker, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit