eHealth konkret: Einblicke in die Forschungsarbeit  

Die Potenziale und Vorteile des Einsatzes von IT in der Gesundheitswirtschaft zu erarbeiten – so lautet die Zielsetzung der FOM Forschungsgruppe eHealth, die im Herbst 2013 ihre Arbeit aufgenommen hat. Was das konkret bedeutet und welche Projekte die Gesundheitsexperten in der Pipeline haben, erläutern Prof. Dr. Michael Frie und Prof. Dr. Thomas Jäschke im Interview.

Wo liegen Ihre Forschungsschwerpunkte?

Thomas Jäschke: Ein Schwerpunkt liegt im Bereich Datenschutz und IT-Sicherheit im Gesundheitswesen. Dabei nehme ich zum Beispiel Plattformen für die Integrierte Versorgung, aber auch die Rechtsicherheit von Kontaktformularen in Apps oder auf Webseiten unter die Lupe. Zudem befasse ich mich mit sogenannten Zuweiserportalen.

Was verbirgt sich dahinter?

Thomas Jäschke: Zuweiserportale sind sichere Webseiten, auf denen Ärzte auf Daten ihrer Patienten zugreifen können – wenn sie dafür freigeschaltet sind. Zum Beispiel OP-Berichte, Röntgenbilder, Medikation. Im Idealfall können so Prozesse im Behandlungsablauf optimiert werden. Dazu können einweisende Ärzte den Kliniken bereits vor einer Operation notwendige Daten über das Portal zur Verfügung stellen. Aber das ist mit viel – unbezahlter – Arbeit für den einweisenden Arzt verbunden.

Ein weiteres meiner Arbeitsgebiete ist das Online-Reputations-Management. Viele Krankenhäuser und Ärzte wissen gar nicht, dass und wie in Foren über sie diskutiert wird – oft mit sehr negativen Folgen für Ruf und Image. Ich untersuche Wege, dort mehr Kontrolle und Transparenz reinzubringen. Unter anderem geht es darum, entsprechende Social Media Policies für Krankenhäuser zu konzipieren.

Womit befassen Sie sich, Prof. Dr. Frie?

Michael Frie: Mein Schwerpunkt liegt im Bereich der medizinischen Informatik. Insbesondere die Entwicklung von telemedizinischen Strukturen zur Verbesserung der Übertragung von Patientendaten zwischen Hausarzt und Krankenhaus, Die Aufgaben der medizinischen Dokumentation in der klinischen Routine werden immer zahlreicher, ebenso erfordert die veränderte Wettbewerbssituation der Krankenhäuser ein möglichst hohes Maß an Effektivität bei der Dokumentation. Um den Mediziner von unnötigen Routineaufgaben bei der Dokumentation zu entlasten versuchen wir die Prozesse mit entsprechenden IT Lösungen möglichst gut zu unterstützen.

Ist dazu ein Forschungsprojekt geplant?

Michael Frie: Aktuell versuchen wir ein Projekt im Bereich der telemedizinischen Patientenüberwachung umzusetzen. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Münster versuchen wir zu evaluieren wird, ob eine Überwachung von Patienten zu Hause zu schnelleren Heilprozessen bzw. zur schnelleren Klärung von Problemen beiträgt. Das soll am Beispiel von Herzpatienten geschehen, die einen Defibrillator implantiert bekommen haben.

Wie sieht das konkret aus?

Michael Frie: Normalerweise müssen diese Patienten alle drei Monate zu einer Regeluntersuchung ins Krankenhaus. Wird während dieser Zeit das Herz schon durch den Defibrillator unterstützt, bekommt der zuständige Arzt im Krankenhaus diese Information erst bei dem nächsten Besuch im Krankenhaus mit. In diesem Projekt möchten wir versuchen, sämtliche Informationen direkt an das in der Klinik eingesetzte Programm zu überspielen. Danach kann der den Patienten betreuende Arzt direkt entscheiden, ob eine Vorstellung im Krankenhaus für den Patienten nötig ist. Ziel ist eine möglichst zeitnahe Reaktion der nachsorgenden Ärzte auf klinisch relevante Ereignisse mit dem Fokus auf Reduktion von Hospitalisation und Morbidität, insbesondere die zeitnahe Einleitung entsprechender medizinischer Maßnahmen.