Dividendenstudie 2019: Bestmarken und Bremsspuren
Deutschlands Aktiengesellschaften werden dieses Jahr mehr als 57 Mrd. Euro an Dividenden ausschütten. Damit wird die bisherige Bestmarke aus 2018 um 6,6 Prozent übertroffen. Erneut erreichen alle drei Auswahl-Indices DAX, MDAX und SDAX neue Rekord-Volumina, auch weil 88 Prozent der Index-Firmen eine Dividende zahlen. Dennoch werden Bremsspuren sichtbar: Es gibt deutlich weniger Anhebungen und mehr Kürzungen als im Vorjahr.
Das ist das Fazit der Dividendenstudie Deutschland. In zehnter Auflage wurde die nach Expertenmeinung „in ihrer Detailtiefe einzigartige“ Studie zur Ausschüttungsqualität deutscher Aktiengesellschaften heute in Frankfurt am Main von Prof. Dr. Eric Frère und Christian W. Röhl vom isf Institute for Strategic Finance der FOM Hochschule sowie der DSW Deutsche Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz vorgestellt.
Dass die Unternehmen vorsichtiger geworden sind, zeigen auch die vielfach weiter rückläufigen Payout-Quoten. Im Durchschnitt reichen die 160 Index-Firmen nur 40 Prozent ihrer Gewinne an die Aktionäre weiter – während parallel allerdings jedes achte Index-Mitglied mehr ausschüttet als im Referenzjahr 2018 verdient wurde.
Den größten Anteil am Dividendenregen haben wie üblich die DAX-Konzerne, die wie im Vorjahr – und erst zum zweiten Mal überhaupt – allesamt ausschütten. Allein die fünf Großzahler Allianz, Daimler, Deutsche Telekom, Siemens und BASF überweisen zusammen knapp 17 Mrd. Euro. Insgesamt legen 21 DAX-Konzerne bei der Dividende je Aktie zu, drei weniger als 2018 – und nur acht (Vorjahr: 15) stocken zweistellig auf, angeführt von E.ON (+43%) und (Adidas +29%).
Mit einem Rekord von 11,7 Mrd. Euro repräsentiert der MDAX nun 20 Prozent des deutschen Dividenden-Volumens. Bis 2011 hatte der Anteil stets unter 10 Prozent gelegen und ist seitdem sukzessive angestiegen. Der aktuelle Zuwachs geht indes fast ausschließlich auf die Börsenneulinge Siemens Healthineers und Knorr Bremse zurück, die zusammen mehr als eine Milliarde Euro ausschütten. Die Aufstockung des Mid Cap-Barometers auf 60 Werte hat der Dividendenqualität dabei nicht gutgetan: 2017 gab es nur einen Nichtzahler im MDAX – jetzt sind es sieben.
Auch dem SDAX gelingt ein weiterer Rekord. Allerdings fällt der Zuwachs mit rund 140 Mio. Euro nur halb so hoch aus wie der Beitrag der DWS, die nach ihrem Börsengang 2018 nun erstmals Dividende zahlt. Auf das Volumen drücken der Ausfall bei Ceconomy sowie die Kürzung bei Südzucker – dazu war der Vorjahreswert durch Sonderausschüttungen von Sixt, Rational und Hapag-Lloyd beeinflusst.
Darüber hinaus analysiert die Studie wie in den Vorjahren auch die längerfristige Dividendenpolitik der deutschen Unternehmen. So haben immerhin 80 deutsche Börsenfirmen ihre Dividende in den letzten zehn Jahren nie gesenkt. Elf kommen sogar seit einem Vierteljahrhundert oder mehr ohne Kürzung aus, darunter die DAX-Konzerne SAP, Münchener Rück und Henkel – aber mit Nürnberger und Paul Hartmann auch zwei Traditionsunternehmen aus dem Freiverkehr.
Die Erfolgsbilanz von mindestens 25 Anhebungen in Folge, in den USA gleichbedeutend mit dem Prädikat „Dividend Acristocrat“, erreicht hierzulande indes weiterhin nur der Gesundheitsdienstleister Fresenius. Die ebenfalls im DAX enthaltene Dialyse-Tochter Fresenius Medical Care kommt auf 22 Anhebungen in Serie, gefolgt von den beiden MDAX-Mitgliedern Fuchs Petrolub (17 Jahre) und Fielmann (14 Jahre).
Relevant sind diese Rankings insbesondere im Hinblick auf die Bedeutung nachhaltiger Dividendenkontinuität für den langfristigen Gesamtertrag von Aktien: Ein jährlich gleichgewichtetes Portfolio aus den Index-Aktien, die ihre Dividende in den vorangegangenen zehn Jahren nie gesenkt haben, hat sich seit 2003 verdreizehnfacht – und damit signifikant besser abgeschnitten als DAX, MDAX, SDAX und TecDAX. Die Indices haben sich im selben Zeitraum verfünf- bis verneunfacht.
Währenddessen hinkt der DAXplus Maximum Dividend, der die Aktien mit den höchsten Dividendenrenditen ins Visier nimmt, allen Indices der DAX-Familie hinterher – und unterstreicht damit: Hohe Dividendenrenditen sind oftmals eher ein Warnsignal als ein Qualitätsmerkmal.
Die detaillierten Ergebnisse der Studie stehen auf der isf-Website zum Download bereit.
10.04.2019
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