Quo vadis, studiosus?
Wie beeinflussen gesellschaftliche Trends das Studierenden-Verhalten? Und welche Konsequenzen hat das für die Lehre an der FOM Hochschule? Mit diesen Fragen hat sich Prof. Dr. Julia Naskrent vom KCM KompetenzCentrum für Marketing & Medienwirtschaft der FOM Hochschule im Rahmen eines Vortrages Ende November in Essen auseinandergesetzt. Im Fokus ihrer Überlegungen standen dabei vier sogenannte Megatrends.
Trend 1: „Always on“ – ständige Erreichbarkeit und Handysucht
„Immer mehr unserer Studierenden nutzen ihre mobilen Endgeräte, um vor, während und nach der Vorlesung online zu sein“, so die FOM Professorin. „Das führt u.a. dazu, dass sie besser informiert sind, steigende Erwartungen an die Lehre haben und gleichzeitig schneller unzufrieden sind, wenn etwas nicht so läuft, wie sie es erwarten.“ Ein erster richtiger Schritt um auf dieses veränderte Medien- und Lernverhalten zu reagieren, sei die neue FOM Lernplattform Präsenzlehreplus: Sie komme dem Wunsch nach virtuellen und mobilen Lernformen nach, die ein Eigenstudium z.B. bei einer krankheitsbedingten Abwesenheit, ermöglichen.
Trend 2: Verändertes Informations- und Leseverhalten
„Positive Konsequenzen eines veränderten Informations- und Leseverhaltens ist ein weltweit ansteigendes Bildungs- und Qualifizierungsniveau in Verbindung mit dem Trend zum lebenslangen Lernen“, betonte Prof. Dr. Naskrent. „Diese Entwicklung hat aber auch ihre Schattenseiten – von Besserwisserei im Hörsaal über die Abkehr von klassischen Methoden der Informationsverarbeitung bis zum mangelnden Respekt gegenüber Schutzrechten.“ In der Lehre müsse entsprechend darauf reagiert werden. Die Expertin des KCM schlug u.a. ein hyperstrukturiertes, also nicht linear, sondern netzartig aufgebautes Lernen sowie eine Abkehr vom textbasierten Lernen vor. Auch der Trend zur Convenience müsse berücksichtigt werden. „Da viele Studierende angesichts der wachsenden Informationsflut überlastet sind, kommt der Grundsatz ‚keep it simple‘ bei den Studierenden von morgen gut an.“
Trend 3: Wandel der Arbeitswerte und veränderter Stellenwert von Arbeit
„Klassische Karriereziele haben ausgedient“, lautete Prof. Dr. Naskrents These. Wichtiger als die Führungsposition oder das hohe Einkommen seien den Studierenden interessante Arbeitsinhalte, die Anerkennung der eigenen Leistung, Ausgewogenheit zwischen Arbeits- und Privatleben sowie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. „Darauf sollte sich natürlich auch unsere Lehre ausrichten“, so Prof. Dr. Naskrent, „da die Vermittlung von Kompetenzen und Fähigkeiten anstatt von Wissen immer stärker wertgeschätzt wird. Gleiches gilt für prägende Erfahrungen, die Studierenden zunehmend wünschen und die ihre Persönlichkeit entwickeln – von der Firmenexkursion bis zum Auslandsaufenthalt.“
Trend 4: Zunehmender Drang zur Selbstverwirklichung und Streben nach Glück
„Wir haben es mit einem steigenden Narzissmus unter unseren Studierenden zu tun“, zog Prof. Dr. Naskrent in ihrem Vortrag Bilanz. „Sie haben sich in erster Linie für ein Studium entschieden, um sich selbst zu verwirklichen und etwas für ‚Herz und Seele‘ zu tun.“ In der Konsequenz gehen sie keine engen Beziehungen zu ihren Kommilitonen ein und machen gleichzeitig ihre Dozentinnen und Dozenten sowie die Hochschule für ein mögliches Versagen verantwortlich. „Letztlich führen all diese Entwicklungen dazu, dass sich das Studieren verändern wird“, schlussfolgerte Julia Naskrent. „Die Zukunft wird zeigen, inwiefern.“
Stefanie Bergel, Referentin Forschungskommunikation
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