Fehlerkultur in öffentlichen Verwaltungen
Die Bereitschaft, konstruktiv mit Fehlern umzugehen und aus ihnen zu lernen, wird ein Kernelement zukünftiger Verwaltungskultur sein. Im öffentlichen Sektor wird daher aktuell diskutiert, ob oder inwieweit Fehler bei hoheitlichen Aufgaben überhaupt passieren dürfen. Fehler sind und bleiben unerwünscht, sie sind gleichermaßen aber auch unvermeidbar. Bei dem konstruktiven Umgang mit Fehlern bzw. einer konstruktiven Fehlerkultur geht es nicht darum, zu Fehlern aufzufordern oder Beschäftigte dazu zu ermuntern, Fehler zu machen, sondern darum, den Umgang mit Fehlern zu verändern.
Im Rahmen der „13. Mannheimer Gespräche“ diskutierten Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft, wie sich eine fehlerfreundliche Organisationskultur erfolgreich umsetzen lässt. Für die öffentliche Verwaltung hat Anna Farina Vollbracht M.Sc., wissenschaftliche Mitarbeiterin des ifpm Institut für Public Management der FOM Hochschule, Ergebnisse aus dem drittmittelgeförderten Projekt „FührDiV“ im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales vorgestellt und mit Interessierten über Möglichkeiten zur Veränderung der Fehlerkultur in öffentlichen Verwaltungen diskutiert.
Verwaltungen stehen ebenso wie Unternehmen vor der Herausforderung, im Rahmen der sich dynamisch wandelnden Umwelt den Spagat zwischen Stabilität und Beweglichkeit erfolgreich zu meistern. Hinzu kommen neben gesetzlichen Rahmenbedingungen veränderte Anforderungen durch die Gesellschaft.
Bisher sind die Strukturen der Verwaltung eher klassisch ausgestaltet, d. h. sie basieren auf einer Kultur aus Regeln, standardisiertem Vorgehen und wenigen individuellen Entscheidungsspielräumen. Künftig können agile Strukturen eine flexiblere Reaktion auf die sogenannte „VUCA-Welt“ ermöglichen. Das englischsprachige Akronym VUCA steht für Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit. – Agilität wird zu einer relevanten Arbeits- und Organisationsweise der digitalen Verwaltung, die vor dem Hintergrund der größeren Flexibilität, Dynamik und Offenheit auch einen konstruktiven Umgang mit Fehlern mit sich bringen sollte.
Im Rahmen des Forschungsprojekts FührDiV werden aktuell Selbstbewertungschecks zu den Themen „Führung“, „Gesundheit“ sowie „Wissen & Kompetenz“ für öffentliche Verwaltungen entwickelt. Damit soll die persönliche Reflexion Einzelner sowie von Teams, einer Abteilung oder einer ganzen Organisation im Kontext der drei Themen ermöglicht werden – um zukunftsorientierte Ansätze für Veränderungspotenziale im öffentlichen Bereich aufzuzeigen.
Ein Baustein ist der konstruktive Umgang mit Fehlern, der wir folgt beschrieben wird:
Wir unterstützen unsere Beschäftigten darin, offen und konstruktiv mit Fehlern umzugehen, um bestmöglich zu lernen und daraus eine Stärke zu entwickeln, indem wir zum Beispiel:
- die kontinuierliche Reflexion des eigenen Handelns und des Verwaltungshandelns stärken, um so das individuelle Fehler-Mindset der Beschäftigten zu aktivieren.
- Fehler immer mit dem Blick nach vorn, nicht mit dem Blick auf die Person betrachten, d. h. wir fragen uns: „Was haben wir daraus für die Zukunft gelernt?“ statt „Wer hat was falsch gemacht?“
- aus Fehlern lernen, indem wir über sie sprechen und Raum für eine Fehlerkultur aufbauen. Dazu gehört z. B. auch, sich über die gemachten Fehler (und somit auch negativen Erfahrungen) auszutauschen.
Das Projekt FührDiV wird vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert.
Support Forschung | 19.12.2019
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