„Mit dem Bloomberg Terminal können wir einen Teil der Finanzwelt an die Hochschule bringen“  

17.10.2017 – Seit 2010 können Studierende der FOM Hochschule ein Bloomberg Terminal nutzen, um Recherchen zu Daten des Finanzmarktes durchzuführen. Wie das funktioniert, wofür die Ergebnisse zum Einsatz kommen und wann das Terminal wo zur Verfügung steht, darüber spricht Dr. Alexander Zureck vom isf Institute for Strategic Financeim Interview.

Wie viele Schulungstermine bieten Sie im Semester an? 

Blick auf das Bloomberg Terminal

Dr. Alexander Zureck: Allein in Essen finden pro Semester 12 bis 15 Veranstaltungen mit ca. 20 Studierenden statt. Zusätzlich werden Schulungen an den Hochschulzentren außerhalb von Nordrhein-Westfalen angeboten – abhängig davon, wo gerade Bedarf und Interesse bestehen. In diesem Semester werde ich beispielsweise in Berlin, Frankfurt, Stuttgart und München sein.

Wie lange dauern die Schulungen? 

Dr. Alexander Zureck: Nach 1,5 Stunden ist in der Regel alles Wichtige erklärt. Wenn sich bei der Nutzung dann noch Fragen ergeben, bin ich per E-Mail oder telefonisch erreichbar.

Welche Zeitspanne steht den Studierenden zur Verfügung, um das Terminal zu nutzen? 

Dr. Alexander Zureck: Das Terminal ist immer wochenweise zu Gast an den jeweiligen FOM Hochschulzentren. Dann geht es per Expressbote zurück nach Essen… Für welche Zeitspanne die Studierenden das Terminal jeweils nutzen können, koordinieren die Studienberaterinnen und -berater vor Ort.

Die Vielzahl der Termine lässt darauf schließen, dass das Interesse groß ist: Wofür nutzen die Studierenden das Terminal? 

Dr. Alexander Zureck: Das Terminal kommt ausschließlich zu wissenschaftlichen Zwecken zum Einsatz. Genutzt wird es vor allem von Studierenden der berufsbegleitenden Master-Programme Finance & Accounting, Business Administration (MBA) sowie Risk Management & Treasury. Sie belegen im dritten Semester ein empirisches Modul und müssen in diesem Zusammenhang eine Projektarbeit verfassen. Darüber hinaus basieren viele Abschlussarbeiten auf bei Bloomberg recherchierten Daten.

Und was für Daten sind das? 

Dr. Alexander Zureck: Das Bloomberg Terminal ist eine Informationsplattform, mit der auch Entscheiderinnen und Entscheider aus Wirtschaft, Finanzbranche und Politik arbeiten. Neben Finanzinformationen zu Unternehmen finden sich hier Marktdaten, Charts, Statistiken sowie aktuelle Nachrichten und Reportagen. Die Studierenden können beispielsweise Wertpapiere analysieren, die Bilanzen verschiedener Unternehmen vergleichen oder herausfinden, was die CEOs einer bestimmten Branche verdienen. Neu ist die Verknüpfung mit Twitter: Via Bloomberg kann ausgewertet werden, wie sich Tweets auf Aktienkurse auswirken. Das ist gerade für Forschungsaktivitäten im Bereich Behavioral Finance spannend.

Alle Daten lassen sich innerhalb weniger Mausklicks zusammenstellen. Die Alternative wäre, sich einzelne Geschäftsberichte zu besorgen und per Hand auszuwerten. Das würde selbstverständlich deutlich länger dauern.

Nutzen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des isf Institute for Strategic Finance das Terminal ebenfalls für ihre Arbeit? 

Dr. Alexander Zureck: Sehr intensiv sogar. Die alljährlich erscheinende Dividenden-Studie wäre ohne das Bloomberg Terminal beispielsweise gar nicht denkbar. Bei diesem Gemeinschaftsprojekt mit der DSW Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. wird unter Federführung von Prof. Dr. Dr. habil. Eric Frère, Direktor des isf, und Christian W. Röhl, isf-Beiratsvorsitzender und Gründer des Research-Hauses DividendenAdel, der gesamte deutsche Aktienmarkt analysiert – bestehend aus Prime, General und Entry Standard.

Auch Prof. Dr. Roland Klose aus der isf-Forschungsgruppe Anlegerschutz und Anlegerverhalten nutzt das Terminal, um Hauptversammlungsreporte auszuwerten und daraus Erkenntnisse zum Verhalten von Anlegerinnen und Anlegern zu gewinnen. Ebenso isf Vize-Direktor Prof. Dr. Joachim Rojahn und Prof. Dr. Roland Wolf. Ich selbst habe auf Basis von Bloomberg-Daten meine Dissertation zum Thema Fußballclubs als Investitionsobjekte erstellt. Dabei habe ich Investments durch die behavioristische Brille betrachtet – mit einem Fokus auf Emotional Biases.

Ist es Usus, dass eine Hochschule ihren Forschenden und Studierenden ein Bloomberg Terminal zur Verfügung stellt? 

Dr. Alexander Zureck: Das ist ganz unterschiedlich. Es gibt Hochschulen, für die ist das kein Thema. Dann gibt es Hochschulen wie die tschechische Masaryk Universität, die ihren Studierenden und Forschenden gleich zwölf Terminals bietet…

Für eine praxisorientierte akademische Ausbildung, wie sie an der FOM angeboten wird, ist das Terminal auf jeden Fall mehr als sinnvoll. Mit seiner Hilfe können wir die Finanzwelt an die Hochschule bringen. Gerade Studierende, die im Anlagenbereich arbeiten oder sich in diese Richtung entwickeln wollen, sollten schon mal damit gearbeitet haben. Vor diesem Hintergrund wird aktuell auch überlegt, weitere Terminals für die FOM anzuschaffen.