„Entwicklung der Compliance-Berichterstattung im DAX“ oder „Von der Bachelorarbeit zur Publikation“  

Foto: Pia Montag

28.06.2017 – Unternehmerische Compliance ist ein aktuelles und umfangreiches Themengebiet für Abschlussarbeiten. Die Fokussierung der Berichterstattung bietet insbesondere vor dem Hintergrund jüngster Änderungen zu Publikationspflichten im Lagebericht nicht nur ein Thema, das sich optimal auf den Umfang und Anspruch einer Bachelor- oder Masterarbeit abstecken lässt. Die Fragestellung repräsentiert darüber hinaus auch eine kaum erforschte und für die Praxis äußerst relevante Problematik, so dass sie als Grundlage und Motivation zum vorgestellten Projekt dient: die gemeinsame Publikation der Studienergebnisse durch Studierende und Betreuende in einer Fachzeitschrift.

Die Studie – Compliance-Berichterstattung

Unternehmerische Berichterstattung in Lageberichten steht seit einigen Jahren verstärkt im Fokus von Investoren oder Analysten, Gesetzgebern und Wissenschaftlern, da sie ergänzend zum veröffentlichten Jahresabschluss qualitative Informationen zu vermitteln vermag. Dabei analysieren diverse Studien vornehmlich Fragestellungen zur Risikoberichterstattung, zur Darstellung ökologischer Themen oder in jüngerer Vergangenheit insbesondere auch zum Corporate Sustainability Reporting. Die Compliance-Berichterstattung, welche die Einhaltung gesetzlicher Regelungen, die Unternehmensethik und die Strukturen zu deren Umsetzungen beinhaltet, ist dabei ein theoretisch und empirisch vernachlässigtes Themengebiet, obwohl sie von hoher Bedeutung für das Unternehmensimage ist.

Die Forschungslücke ist verschiedenen Gründen geschuldet: Der eingedeutschte Begriff „Compliance“ stammt zwar aus dem Englischen, wird dort jedoch kaum synonym verwendet. Gleichzeitig besteht aber auch allein im deutschen Sprachraum noch keine allgemeingültige Begriffsdefinition, die sich aus den Verhaltenswissenschaften stammend als „Befolgen von Anweisungen“, über die rechtliche Gleichstellung mit der „Haftungsvermeidung“, bis hin zur Steuerung und durchaus umstrittenen „Optimierung der Regelbefolgung“ im betriebswirtschaftlichen Sinne erstreckt. Die Thematik des ehrbaren Kaufmanns ist zwar alt, als „Compliance“ erlebt sie jedoch ihre Renaissance, so dass sie ein modernes und in einigen ihrer Facetten – wie eben der Berichterstattung – ein noch weitgehend unbestelltes Forschungsfeld ist.

Die Entwicklung der Compliance-Berichterstattung von 2000 bis 2015 veranschaulicht die Themenrelevanz und ihre Aktualität: Während ein Unternehmen im Geschäftsjahr 2000 noch durchschnittlich weniger als einen Compliance-relevanten Begriff im Geschäftsbericht nennt, sind es im Jahr 2015 dahingegen schon durchschnittlich fast 32 Nennungen der identifizierten Begriffe: „Compliance“, „Integrität“ und „Ethik“.

Das Projekt – Studierende und Professoren als Coautoren eines Fachbeitrags

Da Praxisrelevanz, Neuheitswert und nicht zuletzt auch Güte der Studienergebnisse zur Compliance-Berichterstattung im DAX 30 gegeben sind, wäre es zweifelsohne zu schade, den Zweck der vorgestellten Bachelorarbeit auf die Erfüllung ihres Selbstzwecks und eine Verwahrung im Archiv der FOM zu beschränken. Zahlreiche Fachzeitschriften veröffentlichen praxisorientierte und zugleich wissenschaftlich strukturierte Beiträge zu speziellen betriebswirtschaftlichen Themengebieten. Die Frage, welche Zeitschriften in Frage kommen, können Studenten aufgrund ihrer Literaturrecherchen oder einfach Betreuer aus Erfahrung beantworten – aufgrund des wissenschaftlichen Anspruchs einer Bachelorarbeit ist es regelmäßig natürlich nicht zielführend, sich an der A-Liste des VHB-Rankings zu orientieren.

Da die Bachelorarbeit – und damit die Basis – steht, ist die folgende Arbeit problemlos zu bewältigen: Gemäß Autorenhinweisen, die jede Zeitschrift zur Verfügung stellt, muss ein Beitrag vorbereitet und meist auch vorab bei der Redaktion angekündigt werden. Da Jennifer Böhm, meine Studentin, die Daten erhoben und auf Englisch in einer Bachelorarbeit aufbereitet und diskutiert hatte, ist es nur gerecht, dass der Betreuer auch tätig wird. Mein auf Deutsch formulierter Fachbeitrag umfasst ca. 20.000 Zeichen und zeigt Highlights der Analyse, bettet sie in relevante theoretische Erkenntnisse und wirft weitere (Forschungs-)Fragen auf. Frau Böhm konnte noch Fehler lesen, ein paar Praxisbeispiele und Angaben zu ihrer Person ergänzen. Fertig.

Der Betrag ist nur zwei Wochen später als angekündigt bei der Redaktion eingegangen – ganz pünktlich schickt es sich unter Wissenschaftlern schließlich nicht – und wird in der Augustausgabe der ZRFC (Zeitschrift für Risk, Fraud & Compliance) gedruckt. In der Zwischenzeit mussten Änderungs- sowie Ergänzungsvorschläge der Redaktion bearbeitet und die Druckfahne kontrolliert werden. Nun gilt es, auf die Freiexemplare und das Honorar zu warten. Unser Lebenslauf bzw. die Publikationsliste können schon jetzt ergänzt werden.

Die Referenzen – Links zur Veröffentlichung und zu wesentlichen Quellen

Junc, L. (2010): Corporate-Compliance-Berichterstattung in Deutschland – Eine theoretische und empirische Analyse, Wiesbaden 2010, als eBook unter: http://www.springer.com/de/book/9783834925275

Montag, P. (2016): Compliance ist kein neues Modethema, abzurufen unter: https://www.compliancedigital.de/ce/compliance-ist-kein-neues-modethema/detail.html

Montag, P./Böhm, J. (2017): Entwicklung der Compliance-Berichterstattung – Eine empirische Analyse der DAX 30-Unternehmen, in ZRFC 4/2017, ab August abzurufen unter: www.zrfcdigital.de

Prof. Dr. Pia Montag, Professorin für allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Rechnungswesen an der FOM Hochschule