Rückblick auf das 2. Internationale Seminar zu „Behavioral Economics, Occupational Health and Rehabilitation“  

Die Referentinnen und Referenten des Seminars

13.12.2016 – Das ifgs Institut für Gesundheit & Soziales veranstaltete gemeinsam mit der Katholischen Universität Eichstätt, der Kardinal-Stefan-Wyszyński-Universität Warschau, der National Advisory Unit on Occupational Rehabilitation und dem Bereich Verhaltensoekonomie des KCI KompetenzCentrum für interdisziplinäre Wirtschaftsforschung & Verhaltensoekonomie Anfang Dezember 2016 das 2. Internationale Seminar zu „Behavioral Economics, Occupational Health and Rehabilitation“. Als Referentinnen und Referenten waren Gesundheitsfachleute aus Island, Italien, Norwegen, Österreich, Polen, den USA und Deutschland zu Gast im FOM  Hochschulzentrum München.

Die Veranstaltung war im vergangenen Jahr ins Leben gerufen worden – als Teil eines internationalen kooperativen Forschungsprojekts zwischen der Nationalen Beratungseinrichtung zur beruflichen Rehabilitation in Norwegen und dem KCI. Das 1. Seminar fand im Jahr 2015 in Frankfurt am Main statt.­ Für die Durchführung der zweiten Auflage konnte – neben den oben genannten neuen Partnern – die Klinik Höhenried als ein führendes Rehabilitationszentrum am Starnberger See als Partnerorganisation gewonnen werden. Geschäftsleiter Robert Zucker ermöglichte die Überreichung von Dankeschön-Karaffen an die Referentinnen und Referenten. Gleichzeitig ermutigte er die anwesenden Forschenden, sich weiter intensiv mit den theoretischen und praktischen Fragen der beruflichen Rehabilitation auseinanderzusetzen. Schließlich gebe es einen großen Bedarf an evidenzbasierten Verfahren in diesem Bereich des Gesundheitswesens.

Die Konferenz stand unter dem Titel „Neue Allianzen zum Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit von Langzeiterkrankten” und war aktuellen gesundheitsökonomischen Herausforderungen gewidmet. Begrüßungsworte kamen von Prof. Dr. Gerald Mann (Gesamtstudienleiter der FOM München), dem Präsidenten der Kardinal-Stefan-Wyszyński-Universität Warschau, Prof. Stanislaw Dziekoński, dem Managing Direktor der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention, Dr. Gert von Mittelstädt, dem Präsidenten der Österreichischen Gesellschaft für Public Health, Prof. Thomas Dorner, und Prof. Dr. Winand Dittrich (Initiator und Moderator). Die Experten betonten gegenüber den rund 40 Teilnehmenden die Bedeutung der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema berufliche Rehabilitation sowie der Beurteilung evidenzbasierter Modelle. Darüber hinaus hoben sie die Nutzung internationaler Kontakte und die Notwendigkeit der Forschungskooperationen auf dem Gebiet der Versorgungs- und Rehabilitationsforschung hervor. Ein Beispiel: Der Präsident der Warschauer Universität sprach über die hervorragende Bedeutung der Kardinal-Stefan-Wyszyński-Universität im Wissenschaftsaustausch mit Großbritannien. Als einzige polnische Universität habe sie in diesem Jahr eine Kooperation mit der Oxford Universität vereinbart und auch in Reden der britischen Premierministerin hätte die Universität namentlich Erwähnung gefunden. Ein Tatbestand, der auf das große Interesse der Universität an internationalen Forschungskooperationen hindeute.

Im Zuge einer Vielzahl von fachwissenschaftlichen Vorträgen in Kooperation mit Medizinern und Klinikmanagern diskutieren Forschende mit Praktikerinnen und Praktikern die Frage „How can different stakeholders in the Rehabilitation Sector be better aligned?“. Plenarvorträge wurden u. a. von den renommierten Rehabilitationsexperten Reuben Escorpizo (University of Vermont), Chris Jensen und Thomas Johansen (National Advisory Unit, Norway) und Thomas Dorner und Igor Grabovac (Universität Wien) sowie den Gesundheitsexperten Janusz Surzykiewicz (Universität Eichstätt), Andrzej Najda (Kardinal-Wyszyński-Universität Warschau), Nancy Reims (IAB Nürnberg), Matthias Bethge (Universität Lübeck) und Winand Dittrich (KCI) gehalten.

Ein Schwerpunkt der Vorträge und Diskussionen war die Notwendigkeit der Erfassung der in der Reha behandelten Beeinträchtigung der körperlichen Funktion und dem entsprechenden Bezug zur Arbeitstätigkeit. Hierfür ist ein internationales Klassifizierungssystem entwickelt worden, das in den USA, in Großbritannien, in Norwegen und in Island zum Einsatz kommt: die International Classification of Functioning, Disability and Health (ICF) der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Sie sieht u.a. eine Berücksichtigung sowohl persönlicher als auch Umweltfaktoren vor und ermöglicht dadurch eine individuelle Betreuung der Kranken. Während des Seminars wurden zahlreiche Berichte und Hinweise vorgestellt, dass das ICF praktisch sehr aufwendig und oftmals wenig berufsbezogen sei. Daher wurden alternative Messinstrumente wie das WORQ oder der WI besprochen. Besonders das Instrument WORQ zur Erfassung der Einschränkungen bei der beruflichen Rehabilitation, von Reuben Escorpizo mitentwickelt und betreut, wurde ausführlich diskutiert. Als ein direktes Ergebnis des Seminars wurde die kulturelle Anpassung des Fragebogens für den deutschen und österreichischen Sprachraum unter Anleitung von Prof. Dr. Winand Dittrich beschlossen.

Wichtiges Ergebnis des zweiten Tags: Aus den Teilnehmern haben sich zwei Forschungsgruppen gebildet, die Forschungsanträge zu folgenden Bereichen stellen wollen: a) die Rehabilitation im onkologischen Bereich und b) die Erfolgsfaktoren der Wiedereingliederung von langzeiterkrankten Berufstätigen. Auch konkrete Ziele der Forschungsgruppen für 2017 wurden verabredet. Dadurch schlug die Konferenz erfolgreich eine Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis. Das zeigten auch weitere Gespräche, die im Rahmen des Seminars geführt wurden. So besprachen die beteiligten Hochschulen – FOM, KU Eichstätt und Kardinal-Wyszyński-Universität Warschau – eine mögliche engere Kooperation. Alle Beteiligten äußerten ihr grundsätzliches Interesse, im kommenden Jahr zu einer entsprechenden Übereinkunft zu kommen.

Insgesamt wurde das Konferenz-Klima als besonders kreativ und offen gelobt. Nicht nur München als Stadt strahlte im Adventsglanz, auch die Veranstaltung an sich wurde als sehr informativ, anregend und abwechslungsreich empfunden. Neben der intensiven Diskussion evidenzbasierter Praktiken und Modelle wurde auch das eine oder andere Mal kräftig über humorvolle Beispiele gelacht. Hier einige Stimmen zum Seminar:

  • „Tolle Veranstaltung. Super Programm. Intensive Diskussionen und gleichzeitig lockeres Klima.“
  • „Ich fand das Programm sehr interessant, und es war möglich, persönliche Kontakte mit den anderen Teilnehmern zu knüpfen. Es war eine Offenheit spürbar für zukünftige gemeinsame Projekte auf EU-Ebene. Sehr gute Organisation. Besonders hat mir gefallen, dass die Ideen als Arbeitspakete mit Verantwortlichen festgezurrt werden konnten.“
  • „Der wertvollste Moment war für mich, dass ich mit großer Freude über die Reha-Systeme in anderen Ländern sehr viel lernen konnte. Zukünftig scheint es mir wichtig, einen Schwerpunkt auf Implementierungsstrategien und Modelle guter Praxis in diesem Bereich zu legen.“
  • „Mir hat das Format, zunächst Vorträge und dann Diskussionen über gemeinsame Forschungsprojekte und Synergien, sehr gut gefallen. Sicherlich kann sich das Ergebnis gemeinsamer Forschung erst in der Zukunft zeigen.“
  • „Das Seminar war sehr hilfreich bezogen auf den Austausch neuer Ergebnisse in der beruflichen Rehabilitation. Mir hat besonders auch die Einbeziehung ganz unterschiedlicher Ansätze und Blickwinkel aus den verschiedenen Ländern gefallen. Es ist immer positiv und nützlich, sich mit anderen Experten auszutauschen.“
  • „Mir hat die Mischung zwischen ausgezeichneten Vorträgen und dem informellen Klima sehr gut gefallen. Es könnte noch etwas mehr Gelegenheiten für die Diskussion eingeplant werden.“
  • „Ich fand die Vorträge sehr interessant und habe viele Punkte bereits markiert, die ich direkt bei meiner Arbeit anwenden möchte. Es hat mir auch geholfen, bestimmte Fachbegriffe näher zu bestimmen. Mehr Gelegenheit zum direkten Austausch und kürzere Vorträge.“
  • „Erfreulich war für den Besucher die Aufnahme ganz unterschiedlicher Sichtweisen und praktischer Erfahrungen in der Reha und bei der Ergebnisdarstellung.“

Prof. Dr. Winand Dittrich, wissenschaftliche Leitung Bereich Verhaltensoekonomie des KCI KompetenzCentrum für interdisziplinäre Wirtschaftsforschung & Verhaltensoekonomie

 

Über die Veranstaltungsreihe Internationales Seminar „Verhaltensökonomie, Berufliche Rehabilitation und Gesundheit“

Das 2.Internationale Seminar im Jahr 2016 ist ursprünglich Teil eines internationalen kooperativen Forschungsprojekts zwischen der Nationalen Beratungseinrichtung zur beruflichen Rehabilitation in Norwegen und dem KCI KompetenzCentrum für interdisziplinäre Wirtschaftsforschung & Verhaltensoekonomie. Das 1. Seminar, organisiert von den beiden Partnern, fand im Jahr 2015 in Frankfurt am Main statt. Im Jahr 2016 wurden drei neue Partner gewonnen, nämlich das ifgs Institut für Gesundheit & Soziales, die KU Eichstätt und die Kardinal-Wyszyński-Universität Warschau. So konnte das Netzwerk erheblich ausgeweitet und eines der Ziele des 1. Seminars erreicht werden. Das nächste Ziel besteht in der Festigung und Fortführung der Seminarreihe sowie der Zusammenstellung und Einreichung eines Forschungsprojekts auf europäischer Ebene und der gemeinsamen Veröffentlichung von Ergebnissen, die sich aus der Zusammenarbeit ergeben.