"Wirtschaft und Klima nach der UN-Klimakonferenz in Bonn" – Expertengespräch des Senats der Wirtschaft in Berlin  

Die Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter 2°C und damit erfolgreicher Klimaschutz setzt größtmögliches Engagement der Privatwirtschaft voraus. Immer deutlicher stellt sich heraus, dass die politischen CO2-Reduktionszusagen allein nicht ausreichen, weshalb die Wirtschaft über das Gesetz hinaus freiwillige eigene Maßnahmen ergreifen sollte.

Hoffnungsvolle Ansätze stellen die private Klimaneutralität mittels Kompensation der nicht vermeidbaren CO2-Emissionen in internationalen Klimaschutzprojekten und die Aufstellung branchenspezifischer Handlungsprogramme zum Klimaschutz dar.

In einem Expertengespräch mit dem Titel „Wirtschaft und Klima nach der UN-Klimakonferenz in Bonn“ thematisierten Prof. Dr. Estelle Herlyn, Dr. Christoph Brüssel und Dr. Peter H. Grassmann Ende 2017 die enorme Verantwortung des Privatsektors in der Bekämpfung des Klimawandels.

Prof. Dr. Estelle Herlyn, wiss. Leiterin des KCN KompetenzCentrums für nachhaltige Entwicklung an der FOM und stv. Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung Senat der Wirtschaft (Foto: FOM)

Prof. Dr. Estelle Herlyn, wiss. Leiterin des KompetenzCentrums für nachhaltige Entwicklung (KCN) an der FOM Hochschule für Oekonomie und Management und stv. Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung Senat der Wirtschaft, erläuterte die sich abzeichnende Nichterreichbarkeit des 2°C-Ziels und die Möglichkeit des Privatsektors, diese sog. Ambitionslücke durch die Finanzierung internationaler Klimaschutzprojekte zur Kompensation eigener CO2-Emissionen zu schließen. In diesem Kontext können unterschiedliche Ansätze verfolgt werden: die Stilllegung von CO2-Zertifikaten aus dem europäischen Handelssystem, die Finanzierung erneuerbarer Energien in Entwicklungsländern und biologische Sequestrierung in Form von Aufforstung oder Humusbildung. Dabei bringen die Finanzierung erneuerbarer Energien und die biologische Sequestrierung zahlreiche Co-Benefits im Sinne der Agenda 2030 und des Marshall Plans mit Afrika mit sich.

Dr. Christoph Brüssel, Vorstand der Stiftung Senat der Wirtschaft, stellte die Aktivitäten des Senats zur Unterstützung der Nachhaltigkeits- und Klimaziele vor. Dabei erläuterte er die Erfahrungen aus der praktischen Umsetzung der Klimaneutralität von Unternehmen oder Produkten. Er appellierte in diesem Kontext, die Akzeptanz der seriösen und erforderlichen freiwilligen CO2 Kompensationsleistung zu verbessern. Es dürfe nicht sein, dass wohlmeinende Klimagerechtigkeit durch ideologische Vorbehalte desavouiert werde.

Dr. Peter H. Grassmann, Wirtschaftsautor und langjähriger Vorstand von Carl Zeiss, stellte den Ansatz der privaten Klimaneutralität in den größeren Kontext des Werteinhalts von Unternehmensvisionen und branchenspezifischer Nachhaltigkeitskodizes, die den Unternehmen als Handlungsleitlinie in einer verantwortungsvoll ökosozialen Marktwirtschaft dienen sollten. Dem Klimaschutz sollte in allen Kodizes eine besondere Bedeutung eingeräumt werden. Im Anschluss signierte er außerdem einige Exemplare seines neuen Buches „Werteorientierte Marktwirtschaft“.

Mit der Veranstaltung sollten Eigentümer und Verantwortliche in der Privatwirtschaft, aber auch Wirtschaftsverbände, Industrie-, Berufs- und Handelskammern dazu angeregt werden in die beschriebenen Richtungen aktiv zu werden.