BMBF-Projekt „Teilhabe durch soziokulturelle Öffnung? (Post-) migrantische Fachkräfte und Patient/innen im institutionellen Wandel am Beispiel von Medizin und Pflege“ (ToP) am 1. Januar gestartet
„Grüßt eine Pflegekraft die Patienten mit ‚Mehrhaba‘, wenn sie das Patientenzimmer mit türkischen Patienten betritt? Wie verhält sich ein Arzt bei der Visite, wenn der Patient gerade betet? Das ist nur ein kleiner Teil von Fragen, die heute zum normalen Alltag in Krankenhäusern und Pflegeheimen gehört“, so Professor David Matusiewicz, Dekan an der FOM Hochschule und Direktor des Instituts für Gesundheit & Soziales (ifgs).
Der Fachkräftemangel ist ein großes Problem – besonders im Gesundheitssystem. Um dem entgegenzuwirken, wird die Zuwanderung ausländischen Personals politisch forciert. Die Zahl der berufstätigen ausländischen Ärztinnen und Ärzte stieg innerhalb von zehn Jahren von etwa 15.000 im Jahr 2005 auf knapp 38.000 im Jahr 2015. 30.000 von ihnen arbeiten im stationären Bereich.
Diese zunehmende Beschäftigung internationaler Arbeitskräfte beeinflusst die Arbeits- und Organisationsabläufe der jeweiligen Einrichtungen. Zu den Herausforderungen zählen beispielsweise Sprachbarrieren, differierende Ausbildungsinhalte und Vorkenntnisse, kulturelle Besonderheiten hinsichtlich Hierarchieverständnis oder Kommunikationsstil sowie eine Sensibilisierung von Führungskräften für verschiedene kulturelle Hintergründe.
Zugleich steigt die Zahl der Behandlungsfälle aufgrund des demographischen Wandels. Dabei zählt der Bevölkerungsanteil der über 65-Jährigen mit Migrationshintergrund zu der am schnellsten wachsenden Bevölkerungsgruppe bei gleichzeitig erhöhten Gesundheits- und Pflegerisiken infolge prekärer Lebensbedingungen und riskanter Arbeitsbelastungen.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fokussiert aufgrund dieser Problematik im Forschungsrahmenprogramm „Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften“ die Themen „Migration und gesellschaftlicher Wandel“ sowie „Diversität und institutioneller Wandel durch Zuwanderung“.
Um der Problematik, die sich aus diesen Zusammenhängen ergibt, entgegenzuwirken, fördert das BMBF das Forschungsprojekt „Teilhabe durch soziokulturelle Öffnung? (Post-) migrantische Fachkräfte und Patienten im institutionellen Wandel am Beispiel von Medizin und Pflege“, kurz ToP. Ziel ist, den Wandel institutioneller Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen unserer postmigrantischen Gesellschaft in den Mittelpunkt zu stellen. Beteiligt sind:
- PD Dr. phil. Liane Schenk vom Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft der Charité-Universitätsmedizin Berlin als Verbundleitung,
- PD Dr. med. Meryam Schouler-Ocak von der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig-Krankenhaus als Projektpartner,
- Prof. Dr. David Matusiewicz vom ifgs der FOM Hochschule als Projektpartner sowie
- die Alexianer GmbH, die Dachgesellschaft der Alexianer-Einrichtungen als Praxispartner und weitere Praxispartner.
Derzeit arbeiten die Forschungsteams regional aufgeteilt in Essen und Berlin an einer Primärdatenerhebung sowie Dokumentenanalyse. Die Ergebnisse der Studie sollen nach und nach publiziert werden.
Das Vorhaben „Teilhabe durch soziokulturelle Öffnung? (Post-) migrantische Fachkräfte undPatienten im institutionellen Wandel am Beispiel von Medizin und Pflege“ (FKZ 01UM1810BY) wird im Rahmen des Programms „Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften“, Richtlinie zur Förderung der Maßnahme „Migration und gesellschaftlicher Wandel“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Yasmin Lindner-Dehghan Manchadi, Referentin Forschungskommunikation, 23.04.2018
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