Orientierung im Digitalisierungsdschungel – KODIMA macht sich auf den Weg  

08.11.2017 – Wenn der Deutsche Steuerberaterverband seinen 40. Deutschen Steuerberatertag unter dem Motto Den digitalen Wandel gestalten eröffnet, dann ist das ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Digitalisierung den Berufsstand Steuerberater/in mittlerweile (auch) erreicht hat, mitsamt dem ihr innewohnenden Appell an Verwandlung, an Neugestaltung der Arbeit. Das Wort Gestaltung impliziert immer auch Kreativität. Wenn es um Digitalisierung und eine begleitende Neugestaltung von Arbeit geht, dann bleibt durchaus viel Platz für Kreativität, wenngleich wissenschaftlicher Anspruch und die Verpflichtung zur Beibehaltung von Sozialverträglichkeit auch Grenzen schaffen. Aus der Perspektive der Wissenschaft setzt sich das Verbundvorhaben KODIMA (Kompetenzen von Mitarbeiter/innen in der digitalisierten Arbeitswelt) mit der Untersuchung und Neugestaltung von Arbeitsprozessen im Rahmen von digitalisierter Arbeit auseinander, wobei der Fokus auf Steuerberatungsunternehmen liegt. Dazu haben sich fünf Teilvorhaben zusammengeschlossen, wobei ein jedes Handlungsempfehlungen entwickelt, die unterschiedliche Schwerpunkte aufweisen.

So entwickelt die Universität Rostock, genauer: die Seniorprofessur für Wirtschafts- und Organisationspsychologie, Handlungsempfehlungen, die auf Literatur- ebenso wie Arbeitsplatzanalysen basieren. Die FOM Hochschule analysiert Führungs- und Organisationsstrukturen in Steuerberatungsunternehmen und formuliert ihrerseits Handlungsempfehlungen, die sich auf den Umgang mit Digitalisierungsprozessen konzentrieren. Die HR Excellence Group entwickelt Handlungsempfehlungen sowohl für die Personalauswahl als auch -entwicklung, wobei diese auf Basis zu ermittelnder Kompetenzprofile entstehen. Zielsetzung der eben genannten drei Teilvorhaben ist nicht zuletzt, den Mitarbeitenden von Steuerberatungen und KMU verwandter Branchen Orientierung im Digitalisierungsdschungel zu geben.

Doch wird die Neugestaltung von Arbeit nicht ausschließlich von der Notwendigkeit, Organisationsstrukturen weiterzuentwickeln bzw. neu zu denken, begleitet, sondern es geht auch darum, Mitarbeitende und Führungskräfte weiterzubilden. In diesem Zusammenhang befasst sich ein weiteres Teilvorhaben, das der ECOVIS Europe AG, mit der Entwicklung von Angeboten für die Aus- und Weiterbildung für Auszubildende, Mitarbeitende und Führungskräfte sowie der Erarbeitung von Konzepten zur Einführung neuer digitalisierter Prozesse bzw. zur Weiterentwicklung bestehender Digitalisierungsprozesse in Steuerberatungen. Die EVENTUS GmbH, welche das KODIMA-Profil komplettiert, stellt sicher, dass die im Verbundprojekt generierten Ergebnisse und Handlungsempfehlungen den Weg in die Praxis finden und sich dort auch nachhaltig bewähren. Dafür führt sie einen Feldtest durch, in dem die Empfehlungen auf Prozesse und Organisation der beteiligten Steuerberatungskanzleien übertragen werden.

Die fünf Teilvorhaben im KODIMA-Projekt verfolgen also ein gemeinsames Ziel. Dafür setzen sie jeweils unterschiedliche Schwerpunkte. Doch unter Berücksichtigung der übergreifenden Werte Humanzentrierung, Befähigung und Employability führen auch im Digitalisierungsdschungel unterschiedliche Wege zum gemeinsamen Ziel.

Dieses Forschungs- und Entwicklungsprojekt wird im Rahmen des Programms „Zukunft der Arbeit“ (FKZ 02L15A312) vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert und vom Projektträger Karlsruhe (PTKA) betreut. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei der Autorin.

Halina Ziehmer M.A., wissenschaftliche Mitarbeiterin am ipo Institut für Personal- & Organisationsforschung