Vollzeit- versus berufsbegleitendes Studium: Gibt es Unterschiede beim Lern- und Studienverhalten?
28.08.2017 – „Typische Studierende gibt es nicht mehr. Ganz im Gegenteil: Gerade in den Master-Programmen ist die Vielfalt der Biografien und Hintergründe erstaunlich – und offensichtlich das Ergebnis der politisch erwünschten ‚Öffnung der Hochschulen‘ für nicht-traditionelle Studierende.“ Zu diesem Ergebnis kommen Prof. Dr. Matthias Klumpp und Prof. Dr. Bianca Krol in ihrer „Studienformenübergreifenden Analyse des Lern- und Studienverhaltens“ – kurz: SALSA. Der Direktor des ild Institut für Logistik- & Dienstleistungsmanagement und die Direktorin des ifes Institut für Empirie & Statistik der FOM Hochschule haben die Unterschiede im Informations-, Studien- und Lernverhalten zwischen Studierenden im Vollzeit- und im berufsbegleitenden Studium untersucht. Grundlage war eine Befragung von 874 Bachelor- und Master-Studierenden im Alter zwischen 21 und 50 Jahren.
Eines der wichtigsten Ergebnisse: „Studierende in einem berufsbegleitenden Studiengang haben durchschnittlich zeitlich geringere Lernaufwände für die Durchführung des Erststudiums zu leisten“, sagt Prof. Dr. Krol. „Wir nehmen an, dass durch die berufliche Erfahrung eine Lernsynergie entsteht, welche die Studieninhalte in der berufsbegleitenden Form leichter oder schneller begreifbar machen, weil sie mit Praxiserfahrungen verknüpft werden können.“ Gestützt wird diese Annahme durch ein weiteres Ergebnis: Die notwendige Studienzeit im Erststudium sinkt, wenn Berufserfahrung durch eine begleitende Praxistätigkeit oder eine abgeschlossene Berufsausbildung vorliegt. „Auch der Faktor ‚gesteigerte Selbstständigkeit‘ dürfte hier eine Rolle spielen“, so die ifes-Direktorin.
Gleichzeitig gilt: „Je länger die berufliche Praxiszeit – insbesondere bei längeren Phasen der Berufstätigkeit vor einem Studium – andauert, desto höher sind die im Studium selbst zu erwartenden Lernaufwände“, erklärt Prof. Dr. Klumpp. „Studierende mit einer langen ‚lernfreien‘ Phase haben schlichtweg Schwierigkeiten, wieder in einen Lernrhythmus zu finden oder Lernkompetenzen zu erwerben.“
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass berufsbegleitend Studierende in Bezug auf Motivationslage, Selbstständigkeit und der Möglichkeit der Vernetzung von Studieninhalten mit Erfahrungsinhalten aus der Berufspraxis „anders“ als traditionelle Vollzeit-Studierende sind. „Diese ‚Andersartigkeit‘ sollte hochschuldidaktische und hochinstitutionelle Konsequenzen haben“, schlussfolgert Prof. Dr. Klumpp. „Noch ist das Lehrpersonal vieler Hochschulen beispielsweise beim Umgang mit dieser Diversität im Hörsaal auf sich allein gestellt. Das sollte sich in Zukunft ändern.“
Im Detail nachzulesen sind die Ergebnisse der SALSA-Untersuchung im gerade erschienenen Band „Studienformen und Lernverhalten. Einflussfaktoren – Konzepte – Konsequenzen“ von Prof. Dr. Klumpp. Erschienen im W. Bertelsmann Verlag unter Mitarbeit von Marisa Bach, Sascha Bioly, Thomas Keuschen, Bianca Krol, Dirk Krome, Tim Stender und Isabel Vahlhaus. Kostenpunkt: 34,90 Euro. Weitere Information sind auf der Internetseite des Verlags zu finden.
Stefanie Bergel, Referentin Forschungskommunikation
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