Science-Slam 2017: „Kollegen von einer anderen Seite erleben“  

Gruppenbild im Anschluss an den Slam: Prof. Dr. Heupel, Prof. Dr. Christiaans, Prof. Dr. Ulmann, Prof. Dr. Matusiewicz, Prof. Dr. Rebeggiani und Prof. Dr. Hermeier (v.l., Foto: Tom Schulte)

03.02.2017 – Armut, Glücksspiel, Unconventional Computing und Muße waren die Schlagworte des diesjährigen Science-Slam an der FOM Hochschule: Vier Professoren traten am Montagabend in einem – nicht ganz ernst gemeinten – wissenschaftlichen Wettstreit gegeneinander an. Ihre Vorträge bildeten einen launigen Abschluss zum Auftakt der FOM-Dozententage, der traditionell unter dem Schlagwort Forschung steht.

Begrüßt wurden Contestanten, Zuhörerinnen und Zuhörer von Prof. Dr. Burghard Hermeier. Der Rektor der FOM Hochschule hob den Stellenwert des innovativen Formats hervor und lobte die Verstetigung. „Der Science-Slam ist eine wunderbare Gelegenheit, Kolleginnen und Kollegen von einer anderen Seite zu erleben“, betonte er, „und ich bin sehr gespannt, welche neuen Einblicke wir in diesem Jahr gewinnen.“ Die Moderation des Events lag wieder in den Händen von Prof. Dr. Thomas Heupel. Der Prorektor Forschung zog in seinen einführenden Worten Parallelen zur Slam-Premiere 2016 und richtete mit Blick auf die Frauenquote einen Appell an die anwesenden Professorinnen: „Ich würde mich sehr freuen, wenn ich im kommenden Jahr wieder die ein oder andere Wettstreiterin ankündigen dürfte…“

Prof. Dr. Christiaans (Foto: Tom Schulte)

Als erster Slamer trat Prof. Dr. Thomas Christiaans ans Podium. Der Siegener FOM-Dozent mit Schwerpunkt VWL pflückte einen Satz auseinander, über den er bei der Tagesschau gestolpert war: Als „arm“ gelte, wem weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens zur Verfügung stünden. „Diese wenigen Worte beinhalten ganze vier Fehler“, erklärte er. Beispielsweise sei der Begriff „arm“ ohnehin immer relativ zu verstehen. „Wer auf 986 Euro pro Monat zugreifen kann, ist in München vermutlich ärmer dran als in Dummerstorf.“ Auch der postulierte Durchschnitt sei schwer greifbar. „Das durchschnittliche, monatliche Haushaltsbrutto-Einkommen liegt in Deutschland bei 3.745 Euro. 60 Prozent davon sind 2.247 Euro. Das ist nicht so schlecht.“ Gemeint sei aber in Wirklichkeit gar nicht das durchschnittliche, sondern das mittlere Einkommen. Zudem sei der Begriff „Einkommen“ sehr beliebig gewählt: Ist die Rede vom Netto-Einkommen? Sind Einzelpersonen oder ganze Haushalte gemeint…?

Prof. Dr. Rebeggiani (Foto: Tom Schulte)

Überraschende Zahlen aus dem deutschen Glücksspielmarkt legte Prof. Dr. Luca Rebeggiani vor. Beispiel Sportwetten: „Nur fünf Prozent dieses Marktes sind hierzulande legal“, stellte der FOM-Lehrende mit italienischen Wurzeln heraus. „Das sind Zahlen, die ich aus Palermo kenne, die ich aber mit Deutschland nie in Verbindung gebracht hätte.“ Als Grund für diese Entwicklung führte er die juristisch inkohärente und ökonomisch problematische Glücksspielregulierung an. „Zwar gibt es seit 2012 einen neuen, liberaleren Staatsvertrag zum Glücksspielwesen in Deutschland mit prinzipieller Zulassung privater Sportwettenanbieter, aber bis heute ist keine einzige Lizenz vergeben!“

Prof. Dr. Ulmann (Foto: Tom Schulte)

Auf einem völlig anderen Terrain bewegte sich Prof. Dr. Bernd Ulmann. Der Wirtschaftsinformatiker von der FOM Frankfurt brach in seinem Beitrag eine Lanze für „Unconventional Computing“. „Algorithmen waren vor 40/50 Jahren eine großartige Erfindung, aber heute sind sie eher ein Hemmschuh.“ Er plädierte dafür, in Sachen Rechnen ungewohnte Pfade zu betreten und zum Beispiel Seifenblasen oder Damenstrümpfe zur Hilfe zu nehmen. „Das große Vorbild sollte das Gehirn mit seiner immensen Rechenleistung bei gleichzeitig erstaunlich geringem Energiebedarf sein. Anders als herkömmliche Computer weist es eine immense Packungsdichte auf und braucht so gut wie keine Kühlleistung.“

Prof. Dr. Matusiewicz (Foto: Tom Schulte)

Last but not least trat Prof. Dr. David Matusiewicz an, um seinen Titel zu verteidigen. Der Direktor des ifgs Institut für Gesundheit & Soziales hatte den Science-Slam 2016 für sich entscheiden können und gewährte in seinem diesjährigen Beitrag Einblicke in die „Psyche eines geplagten Hochschullehrers“. Mit einem Augenzwinkern ließ er die Zuhörerinnen und Zuhörer an seinem Arbeitsalltag teilhaben – von der stauträchtigen Fahrt zu den Vorlesungen über den stetig wachsenden Aufgabenberg bis hin zum Termin-Hopping. Um diesen Stress in Zukunft zu minimieren, will er auf ein traditionsreiches Konzept setzen: die Muße!

Kaum hatte Prof. Dr. Matusiewicz die Bühne unter Applaus verlassen, war das Publikum gefragt: Per Online-Voting musste es entscheiden, welcher der vier Contestanten am meisten überzeugt hatte. Um die Phase des Überlegens zu verlängern – schließlich waren alle Beiträge sehr unterhaltsam – gab es ein musikalisches Intermezzo von Jessica Dück. Die Sängerin hatte schon im Rahmen des Projektes Lieblingsfarbe Bunt mit den FOM Allstars zusammengespielt. Prof. Dr. Stefan Heinemann, Sänger und Gitarrist der professoralen Band sowie FOM-Prorektor Kooperationen, begleitete sie und stimmte auch ein Duett mit ihr an. Als die letzten Töne des gemeinsamen Songs verklungen waren, verkündete Prof. Dr. Heupel das Ergebnis des Online-Votings: Den diesjährigen Science-Slam der FOM Hochschule konnte Prof. Dr. Bernd Ulmann mit 74 Prozent der abgegebenen Stimmen für sich entscheiden. Herzlichen Glückwunsch!

Gestalteten den musikalischen Rahmen der Veranstaltung: Sängerin Jessica Dück und Prof. Dr. Heinemann von den FOM Allstars (Fotos: Tim Stender)

Stefanie Bergel, Referentin Forschungskommunikation