Research Fellows im Porträt: Auf dem Weg zur Professur  

Dr. Frank Müller, Research Fellow beim iap
Dr. Frank Müller, Research Fellow beim iap

16.11.2016 – Über 40 Research Fellows sind aktuell an den Instituten und KompetenzCentren der FOM aktiv: Als externe Expertinnen und Experten beteiligen sie sich parallel zu Job, Studium oder Promotion an Publikationen, Konferenzbeiträgen und Forschungsprojekten. Wie das in der Praxis aussieht und welche individuellen Wege in die Forschung geführt haben, berichten die Fellows im Interview. Dieses Mal gibt Dr. Frank Müller einen Einblick sowohl in seine Arbeit am iap Institut für Arbeit & Personal als auch in einen eher ungewöhnlichen beruflichen Werdegang: Der gelernte Bankkaufmann war nach seinem BWL-Studium zunächst in der Wirtschaftsprüfung tätig. Anschließend machte er sich als HR-Berater selbstständig, um sich berufsbegleitend verstärkt an der FOM zu engagieren und parallel das Projekt Promotion in Angriff zu nehmen.

Wo liegen Ihre Aufgaben als Research Fellow?

Dr. Frank Müller: Aktuell sehe ich mich mit Blick auf verschiedene HR-Themenfelder als Diskussionspartner von Prof. Dr. Ulrike Hellert, der Direktorin des iap. Wir tauschen uns über ihre Forschungsprojekte aus und arbeiten auch im Bereich Lehre eng zusammen. Da wir an der FOM Nürnberg lange Zeit die einzigen Lehrenden mit Schwerpunkt Personal waren, haben wir uns Fächer und Module geteilt, Abschlussarbeiten gemeinsam betreut und uns dabei gegenseitig kennen und schätzen gelernt.

Darüber hinaus übernehme ich auch sehr konkrete, wenn auch (noch) kleinere Aufgaben am Institut für Arbeit & Personal. Zum Beispiel steuere ich regelmäßig Beiträge für den Newsletter Tempora bei. Mit Blick auf die Zukunft will ich mich auch stärker mit eigenen Projekten einbringen. Die sind während meiner Promotion in den vergangenen Jahren ein wenig zu kurz gekommen…

Was für Projekte sind das?

Dr. Frank Müller: Ich befasse mich mit dem Thema Kreativität und der Frage, wie Unternehmen damit umgehen (können). Dabei stehen vor allem zwei Aspekte im Vordergrund. Zum einen die organisatorischen Rahmenbedingungen, die dafür sorgen, dass Mitarbeitende sowohl ihre Kreativität als auch ihre innovative Gestaltungskraft entfalten können. Zum anderen die Entwicklung eines kreativitätsbezogenen Kompetenzmodells – quasi als Gegenentwurf zu den meisten bereits existierenden Modellen, die Kreativität nur bedingt berücksichtigen.

Zu beiden Bereichen betreue ich aktuell verschiedene Abschlussarbeiten. Zwei Master-Studierende der FOM setzen sich beispielsweise mit der Frage auseinander, wie ein Assessment-Center aussehen müsste, das nur ein Ziel verfolgt: die Kreativkompetenz von Bewerberinnen und Bewerbern zu identifizieren und zu bewerten. Im Rahmen einer anderen Thesis entsteht ein System, mit dessen Hilfe Unternehmen das kreative Potenzial ihrer Mitarbeitenden fördern können. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. U.a. emotionale und mentale Freiräume, Führung und Kommunikation, die räumlichen Rahmenbedingungen, aber auch die Kultur und das Mindset einer Organisation. Schließlich ist ein Unternehmen, das vor allem von der Angst beherrscht wird, Fehler zu machen, kaum der richtige Ort für kreative Impulse oder gar Höhenflüge. All diese und weitere Punkte werden im Rahmen der Arbeit systematisch dargestellt, so dass eine Art Liste entsteht, an der sich Firmen orientieren können.

Die entsprechenden Ergebnisse möchte ich gemeinsam mit den Studierenden in den verschiedenen Publikationskanälen der FOM veröffentlichen – sei es in der FOM-Edition oder der Schriftenreihe des iap.

Wie sah Ihr Weg an die FOM und in den Personalbereich aus?

Dr. Frank Müller: Er ist auf jeden Fall nicht gradlinig verlaufen. Ich habe nach meiner Ausbildung zum Bankkaufmann Betriebswirtschaftslehre in Nürnberg studiert und anschließend im Bereich Wirtschaftsprüfung gearbeitet. Zunächst bei Schaeffler in Herzogenaurach, dann bei Leoni in Nürnberg. Aber schon während dieser Zeit habe ich dafür gesorgt, dass meine Arbeit zumindest einen kleinen Anteil Personal hatte. Sei es, dass es ich mich um das Wissensmanagement gekümmert oder das Trainee-Programm begleitet habe. Dieses immer schon vorhandene Interesse hat dann dazu geführt, dass ich berufsbegleitend ein Master-Studium der Personalentwicklung an der TU Kaiserslautern absolviert habe.

Auf die FOM bin ich über eine lokale Stellenanzeige aufmerksam geworden: Für das Studienzentrum in Nürnberg wurden Dozentinnen und Dozenten für verschiedene Module gesucht. Das war mein Einstieg. Ich habe meine Aktivitäten an der Hochschule dann peu à peu ausgebaut, und schließlich hat mich Prof. Dr. Harald Kupfer – der wissenschaftliche Gesamtstudienleiter – gefragt, ob ich mir auch vorstellen könnte, hauptberuflich zu unterrichten. Ich konnte. Denn die Lehre hat mir sehr viel Spaß gemacht. Im Hörsaal habe ich eine Erfüllung kennengelernt, die mir in meinem eigentlichen Job gefehlt hat. Hinzu kam, dass mir mein damaliger Arbeitgeber nicht die Rahmenbedingungen für eine Promotion bieten konnte. Also habe ich mich mit HR-Beratungsthemen selbstständig gemacht, meine Lehrtätigkeit an der FOM intensiviert und meine Promotion an der spanischen Universidad de Oviedo in Angriff genommen.

Das alles unter einen Hut zu bekommen war sicherlich eine Herausforderung…

Dr. Frank Müller: In mehr als einer Hinsicht. Allein der Start als Berater war etwas holprig, weil ich – abgesehen von meinem Studium an der TU Kaiserlautern – keine Tätigkeiten in diesem Bereich vorweisen konnte. Zum Glück hat sich über einen ehemaligen Kommilitonen der Kontakt zu einer Klinik ergeben, die in Sachen Personalmarketing aktiv werden wollte, weil die Stimmung unter den Mitarbeitenden extrem schlecht war. Meine Zielsetzung: das nicht nur zu ändern, sondern auch messbar zu machen. In einem ersten Schritt habe ich deshalb das Great-Place-to-Work-Institut ins Boot geholt, das zunächst die Mitarbeitenden befragt hat. Ergebnis: In fast allen Kategorien fiel die Bewertung des Arbeitgebers deutlich unter dem Durchschnitt aus. Es folgte ein Jahr intensiver Arbeit: Wie sollte sich der Umgang mit der Belegschaft ändern? Wie müssen funktionierende Kommunikationsstrukturen aussehen? Zudem haben wir ein Gesundheitsmanagement eingeführt und einen betrieblichen Kindergarten eröffnet. All diese Maßnahmen haben sich ausgezahlt: Die Klinik gehört als Arbeitgeber inzwischen zu den Top 15 aller Kliniken in Deutschland. Zudem ist das Projekt mit dem branchenübergreifenden Award für innovative Personalarbeit ausgezeichnet worden.

Danach hatte ich keine Schwierigkeiten mehr, Aufträge zu bekommen. Aktuell arbeite ich beispielsweise im Bereich Transformationsberatung und begleite eine Organisation bei der Digitalisierung. Mein Schwerpunkt liegt dabei natürlich auf der Frage, wie der digitale Wandel an die Bedürfnisse der Menschen angepasst werden kann.

Und on top dann noch die Promotion…

Dr. Frank Müller: Ohne meine Frau, die mir den Rücken freigehalten hat, hätte ich das auf gar keinen Fall geschafft. Und selbst mit dieser Unterstützung gab es Wochen, in denen ich gar nichts an meiner Doktorarbeit getan habe, weil Beratung und Lehre sehr zeitintensiv waren. Insgesamt habe ich deshalb fünf Jahre für die Promotion gebraucht. Meine Verteidigung hat am 19. Juli 2016 stattgefunden.

Mit welchem Thema haben Sie sich befasst?

Dr. Frank Müller: Ich habe mir den europäischen MBA-Markt angesehen. Genauer: die berufsbegleitenden Studiengänge. Am Anfang standen rund 100 Interviews mit Business Schools in Frankreich, Italien, Spanien und Deutschland. Dabei ging es mir vor allem um die quantitativen Daten: Regelstudienzeit, Anteil internationaler Lehrender und Studierender, Akkreditierungen, Schwerpunkte, Ausrichtungen… Anschließend habe ich untersucht, welche dieser Parameter mit dem Preis zusammenhängen. Dazu gehören u.a. der Grad der Internationalität, die Anzahl der (internationalen) Akkreditierungen und die Dauer des Studiums. Für diesen letzten Punkt gilt erstaunlicherweise: Je kürzer das Programm, desto höher der Preis. Meine Vermutung ist, dass die Studierenden den MBA-Titel so schnell wie möglich in der Tasche haben wollen, und bereit sind, dafür mehr zu zahlen.

Wie geht es nach Ihrer Promotion für Sie weiter?

Dr. Frank Müller: Ich habe gerade meine Bewerbung um eine Professur auf den Weg gebracht. Schließlich ist jetzt der ideale Zeitpunkt, um Aktivitäten sowohl in der Forschung als auch in der Lehre zu intensivieren…