Finanzierungslücken der Gesetzlichen Krankenversicherung durch mehr Beitragsgerechtigkeit entgegenwirken
Das deutsche Gesundheitswesen steht vor einem massiven Einnahmeproblem, was die Ankündigungen der Zusatzbeiträge ab dem Jahr 2016 anzeigen: Derzeit erheben die Kassen Zusatzbeiträge zwischen 0,0 und 1,2 Prozent. Millionen Kassen-Mitglieder müssen 0,9 Prozent vom Einkommen zahlen – zusätzlich zum 7,3-Prozent-Arbeitnehmeranteil des Beitragssatzes von 14,6 Prozent. Ausgelöst wird das Einnahmeproblem u.a. durch die sinkende Bruttolohnquote, den Wandel der Erwerbsbiografien, die Transformation der Wirtschaftstätigkeit von der Verarbeitungsindustrie hin zu Dienstleistungen mit oft geringem Wertschöpfungspotenzial, der großflächigen Entstehung von Niedriglohnbereichen, den wachsenden Anteil profitzentrierter Versorgungspraxis u.a.m. Diese drohenden Finanzierungslücken können durch mehr Beitragsgerechtigkeit geschlossen werden.
Wünschenswert wären zum Beispiel folgende Maßnahmen:
- die Heranziehung aller Einkommensarten zur Beitragsbemessung – bei Erhalt der beitragsfreien Mitversicherung von einkommenslosen Familienmitgliedern
- die Auflösung der Dualität zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung
- die Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze
Bei Umsetzung dieser Maßnahmen würde dem Gesundheitswesen erheblich mehr Geld zur Verfügung stehen. Dies käme nicht nur den Patienten zu Gute, sondern wäre auch vor dem Hintergrund der Bedeutung als wichtiger Wirtschaftszweig zu wünschen. Darüber hinaus könnte der allgemeine Beitragssatz wohl signifikant gesenkt werden.
Längerfristig gesehen wären auch weitere, weitreichendere Maßnahmen zu diskutieren. Zum Beispiel eine deutliche Reduzierung der Zahl der Krankenkassen, wobei auch die Idee einer Einheitskasse nicht vorschnell verworfen werden sollte. Auch über eine Aufhebung der Sektorengrenzen zwischen Kranken-, Renten- und Pflegeversicherung sollte trotz der zu erwartenden erheblichen Widerstände ernsthaft nachgedacht werden, da dies zu einer deutlichen Reduktion von Reibungs- und Effizienzverlusten an den Schnittstellen der Leistungsbereiche führen würde.
RA Max-Erik Niehoff, MBA, Dipl.-Kfm. Helmut Dahl, B.A. und Prof. Dr. David Matusiewicz haben im Rahmen des KCG KompetenzCentrum für Management im Gesundheits- & Sozialwesen an der FOM Hochschule eine Ausarbeitung zur Zukunft der GKV veröffentlicht.
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