„Mixed Leadership an der Spitze“: Bericht aus Berlin  

Zwei Tage mit „Mixed Leadership an die Spitze“ sind vorbei – und ich habe viele Gedanken aus Berlin mit nach Essen zurück nehmen können. Das Team um Prof. Dr. Astrid Szebel-Habig von der FH Aschaffenburg war zu Gast in der Repräsentanz der Commerzbank und stellte bisherige Ergebnisse des Forschungsprojektes vor. Unmittelbar neben dem Brandenburger Tor bei strahlendem Herbstwetter waren dies beste Rahmenbedingungen für eine diskussionsreiche Konferenz unter den ca. 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Politik, Wissenschaft und Praxis.

Wie hieß es zum Auftakt so schön? In der Nähe stünde ein Kunstwerk mit dem Titel „„Nichts ist erledigt.“ Dies gilt wohl auch für das Thema Mixed Leadership, also Fragen um die gemeinsame Führung in Unternehmen durch Männer und Frauen. „Diese Veranstaltung ist bitte eine Auftaktveranstaltung, keine Abschlusspräsentation“, begann Prof. Dr. Szebel-Habig ihren Vortrag.

Das Programm der Veranstaltung zeichnete sich durch eine Vielfalt an Impulsen aus: Nach der Begrüßung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) – das das Projekt gemeinsam mit dem Europäischen Sozialfonds (ESF) finanziert hat – wurden Erfahrungen der IHK aus Finnland mit der Selbstverpflichtung der Unternehmen zur Frauenquote mit dem Ziel „Cracking the Glass Ceiling“ skizziert. Prof. Christian Elger als Hirnforscher skizzierte die Auswirkungen des ständigen „Primings“ in der Gesellschaft – also die Beeinflussung der Geschlechterentwicklung durch Wort- und Farbwahl. Petra Justenhofen, Vorstand bei PwC, unterstrich die Bedeutung von Bias Awareness: Bei der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft mache man gute Erfahrungen mit intensiven Schulungen zum Umgang mit Stereotypen. Angelika Glifford, Geschäftsführerin von HP in Deutschland, fasste kurz zusammen, dass die Debatte um Kinderbetreuung allein nicht dazu führen würde, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen: „Great childcare in a country doesn’t make female leaders.”

Die folgende Podiumsdiskussion war lebhaft und abwechslungsreich: Ex-Telekom-Personalchef Thomas Sattelberger fragte provokant nach konkreten nächsten Schritten: „Jetzt haben wir gemessen, gezählt und gewogen – damit wird die Sau aber noch nicht dicker.“ Ein Zitat, das im weiteren Verlauf der Konferenz immer wieder aufgegriffen wurde. Sattelbergers Gesprächspartner waren Professorin Sonja Bischoff, Grand-Dame der Genderforschung in Deutschland, Tassilo Wirth, Diversity Verantwortlicher von BMW, und Heiko Fischer, HR-Experte und Innovator. Ein wirklich guter Abschluss für den ersten Tag.

Der zweite Tag war eher geprägt von Diskussionen in eher kleinerem Kreis. Als Einstieg präsentierte Dr. Elke Holst vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) aktuelle Analysen zu Frauen in Führungspositionen. Dabei sprach die DIW-Forschungsdirektorin für Gender Studies differenziert über die Aspekte Erwerbstätigkeit, horizontale und vertikale Segregation sowie Gender Pay Gap. In drei parallelen Workshops wurde anschließend sehr praxisorientiert diskutiert. Ich nahm am Workshop von Prof. Dr. Michel Domsch der Uni Hamburg teil. Er hinterfragte die Quotendiskussion. Schließlich sei neben der quantitativen Dimension der Quote eigentlich auch die qualitative Frage von Macht und Einfluss einzelner Positionen zu stellen, um eine gewichtete Quote zu ermitteln. Ein interessanter Ansatz, der bei den Teilnehmern kontroverse Reaktionen provozierte. Im Anschluss wurden die Ergebnisse der Workshops zusammen mit Unternehmensvertreterinnen von der Deutschen Bank, der Lufthansa und Volkswagen diskutiert, um einen bestmöglichen Transfer der Forschungsergebnisse für die Praxis zu ermöglichen.

Prof. Dr. Anja Seng, Rektoratsbeauftragte Diversity Management