Abschied vom Schubladendenken: Berufliche und akademische Welt kommen sich näher  

„Die Trennung zwischen beruflicher Welt und Bildung auf der einen sowie akademischer Hochschulwelt auf der anderen Seite nimmt drastisch ab.“ Zu diesem Schluss kommt Prof. Dr. Matthias Klumpp, Direktor des ild Institut für Logistik- & Dienstleistungsmanagement an der FOM Hochschule, nachdem er gemeinsam mit Prof. Dr. Bianca Krol, Leiterin des KompetenzCentrum für Statistik & Empirie, und gefördert von der Hans Böckler Stiftung folgender Frage nachgegangen ist: Welchen Erfolg und welche Erfahrungen haben Personen mit dem beruflichen Abschluss „Staatlich geprüfter Techniker“ in einem anschließenden Hochschulstudium?

Die FOM Forscher haben Interviews mit drei Gruppen durchgeführt: Techniker, die ein Hochschulstudium erfolgreich absolviert haben; Techniker, die sich in einem Hochschulstudium befinden; und Techniker, die ein Hochschulstudium abgebrochen haben. Hintergrund der Befragung: „In der Regel besteht durch den Abschluss Techniker formal eine Gleichstellung mit der Allgemeinen Hochschulreife. Das heißt: Alle Fächer können an allen Hochschulen studiert werden“, erläutert Bianca Krol. „Uns hat die Frage interessiert, inwieweit diese Regelung genutzt wird und welche Erfahrungen die betroffenen Personen bei einem Übergang in ein Hochschulstudium machen.“

Die wichtigsten Ergebnisse: Die Motive für die Aufnahme eines Hochschulstudiums verteilen sich auf die Bereiche „Karriere“, „Bildung“ und „Persönliche Entwicklung“. Besondere Anerkennungsregeln haben die Befragten nur in geringem Umfang wahrgenommen: In der Regel wurden Praxiserfahrung, die Vorqualifikation als Studienzugangsberechtigung oder einzelne Fachbereiche anerkannt. Von konkreten Aufstiegserfolgen konnte noch nicht berichtet werden, da nur wenige Absolventen unter den Befragten waren. Als Vorteile des Studiums wurden vielmehr der Netzwerkaspekt sowie positive Lern- und Entwicklungserfahrungen genannt. „Spezifische Hürden für Techniker, die vor Aufnahme oder im Laufe des Studiums auftauchen, konnten wir nicht identifizieren“, so Krol. „Generell gilt indes: Je länger Lebens- und Berufszeiten ohne Bildungs- und Lernaktivitäten vorliegen, desto größere Schwierigkeiten haben Techniker – und auch andere Personen –, ein Studium aufzunehmen.“

Aus diesen Erkenntnissen zogen die FOM Experten die Schlussfolgerung: „Wir müssen uns von einem gruppenbezogenen ‚Schubladendenken‘ in Bezug auf die Techniker, aber vermutlich auch in der Bildung allgemein verabschieden“, betont Matthias Klumpp. „Stattdessen müssen wir uns darauf einstellen, dass wir in Zukunft eine hohe Varianz und Vielfalt der Lebens-, Berufs- und Bildungssituationen vorfinden.“

Die Studie wurde angeregt vom Verein der Techniker e.V. angeregt und steht unter www.boeckler.de/pdf_fof/S-2010-408-5-1.pdf zum Download bereit.

Stefanie Bergel, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit